biutaAWB f. jōn-St., nur Gl. 1, 45, 32 (R, die
Wiener Hs. 162 der Samanunga, bair., 9. Jh.)
piutta: ‚Beute, Bienenstock (aus Holz, ursprl.
wohl in einem Baumstumpf), Klotzbeute, alva-
rium = vas apium‘. — Mhd. biute sw. f. ‚Bie-
nenkorb‘, so in Weisthümer, ges. von J. Grimm,
III (Göttingen, 1842), 610 f. peuten akk. sg.;
spätmhd. einmal nasaliert peunten dat. pl.
(wohl mit mhd. biunte ‚eingehegtes Grund-
stück‘ kontaminiert?), Chroniken d. dt. Städte I
(Leipzig, 1862), 30 Z. 20. 482; auch ‚Back-
trog‘. — Nhd. (veraltend) ‚Beute‘ (hölzerner
Bienenstock für Waldbienen); ‚Bäckertrog‘.
Ahd. Wb. I, 1154; Splett, Ahd. Wb. I, 67; Starck-
Wells 62; Graff III, 327; Lexer I, 289; Benecke I, 189;
Dt. Wb. I, 1750; Kluge²¹ 72 (Beute¹); Kluge²² 81
(Beute²).
Das auf deutsches Sprachgebiet beschränkte
Wort ist mndd. als būte bezeugt (s. Lübben-
Walther, Mndd. Handwb. 71; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 380) und gehört, wie die
altertümliche Überlieferung piutta der Hs. mit
ihrem fürs Bairische zu erwartenden anl. p- für
germ. b- nahelegt, zu den Bildungen auf -jōn,
die als Ableitungen von anderen Substantiven —
in diesem Falle germ. *euđa- (→ biot) — meist
Räumlichkeiten, Bauten, Geräte und Werkzeu-
ge bezeichnen (s. Kluge, Nom. Stammbildung³
§ 81—82; Wilmanns, Dt. Gr. II § 197, 2); als
Vorform ergibt sich also ein *iuđ-jōn, das mit
Kürzung der unbet. Silbe sowie westgerm.
Kons.verdopplung zu *biutta geworden ist; -tt-
nach Diphthong ist hier, wie öfters im Obd.,
noch nicht zu -t- vereinfacht, s. Braune, Ahd.
Gr.¹⁴ § 96 Anm. 1 und § 164; der -j-Ausfall er-
folgte meist schon im 9. Jh. Als ursprl. Bedeu-
tung wäre im Hinblick auf ahd. biot ‚ein (von
Waldbienen zur Honiglagerung ausgehöhlter)
klotzartiger Baumstumpf oder Holzteil‘ anzu-
setzen. Indes ist mit dem durchgreifenden Wan-
del der Honiggewinnung (in Ostpreußen z. B.
wurden die Waldbeuten ab 8. 10. 1805 offiziell
aufgehoben, s. u. Frischbier a. a. O.) das Wort
schon seit geraumer Zeit im Aussterben und
wird nur noch in Mda.wörterbüchern besonders
Ober- und Mitteldeutschlands — meist als veral-
tend — bezeugt; dafür hat sich eine zusätzliche,
schon spätmittelalterlich gebrauchte Bedeutung,
nämlich ‚Backtrog‘ sowie ‚Backtisch‘, immer
mehr in den Vordergrund geschoben.
Vgl. Ochs, Bad. Wb. I, 179 („ungebräuchlich“);
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. III, 1179
(‚Wandbrett, Gestell, [Back]Tisch, Rückenkorb‘);
Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 65 (nur noch allg. ‚Wand-
oder Stellbrett, Fach im Kasten‘); Müller, Rhein. Wb.
I, 666 (moselfrk. bęit, ripuar. nicht mehr allg.: ‚Wirk-
tisch‘, auf dem der Bäcker den Brotteig knetet; aber
von demselben Stamm rührt bīt, bēt her, ‚das höl-
zerne Gestell unter dem Bienenkorb‘ s. I, 686); Christ-
mann, Pfälz. Wb. I, 773 f. (‚Bäckertisch‘; ‚Bienen-
stock‘); Kehrein, Volksspr. u. Wb. von Nassau 75
(‚Backtrog und -tisch‘; im ält. Nhd. noch ‚hohler
Klotz, in dem die Waldbienen bauen‘); Maurer-
Mulch, Südhess. Wb. I, 756 (‚Backbrett‘; in der Im-
kerspr. ‚Bienenwohnung‘); Crecelius, Oberhess. Wb. I,
156 f. (‚Backtrog und -tisch‘); Vilmar, Id. von Kurhes-
sen 34; Müller-Fraureuth, Wb. d. obersächs. Mdaa. I,
94 (‚Backtrog[deckel]‘; ‚Bienenbeute‘, vgl. arbores in
quibus apes melliferae consueverunt, quae büten in vul-
gari nuncupantur, Urkunde von 1268); Mitzka, Schles.
Wb. I, 126 (‚Bienenwohnung‘); Frischbier, Preuß.
Wb. I, 79 (‚hölzerner Bienenstock‘).
S. auch biot.