blantanAWB red. v. ‚herstellen, anstiften, confi-
cere‘ (zur Bed. ‚erschöpfen, aufreiben‘ Gl.
1, 317, 34 s. Ahd. Wb. I, 1173); nur 3. sg. prät.
bliant (Otfrid), part. prät. ki-(ke-)plantan(-)
(Gl., 3 Belege, 9. Jh.); s. auch die Zss. gi-, in-
blantan. — Mhd. blanden ‚trüben, mischen; an-
stiften‘. Nhd. ist das Verb ausgestorben; vgl.
die Ableitung Blendling ‚Mischling, Bastard‘.
Ahd. Wb. I, 1172 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 76; Schütz-
eichel⁴ 77; Starck-Wells 64; Graff III, 254 f.; Schade
73 f.; Schröbler, Notker als Übersetzer 146 f.; Lexer I,
296; Benecke I, 197; Kluge²¹ 84; Kluge²² 92 (Blend-
ling); Pfeifer, Et. Wb. 187 (blenden).
Das Verb hat Entsprechungen in den meisten äl-
teren germ. Sprachen: as. blandan (nur part.
prät. giblandan zweimal, Hel. ‚mit etwas [Bö-
sem] vermischt‘); mndl. blanden st.sw. v. ‚mi-
schen‘; ae. blandan, blondan (prät. blend- und
[spät] blond[-]; s. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³
§ 394 Anm. 5; H. M. Flasdieck, Anglia 60
[1936], 288 Fn. 7. 328; part. prät. geblanden,
-blonden), selten und spät auch (ge)blendan ‚mi-
schen, hineinmischen‘; me. blenden sw. v. (bes.
im Norden; viell. aus dem Skand.; vgl. anord.
präs. sg. blend, blendr und s. unten), ne. blend;
aisl. blanda (blett, blendu, blandinn, später
auch schwach) ‚mischen, hineinmischen‘,
schwach sind nisl. nnorw. nschwed. blanda,
ndän. blande ‚dss.‘; got. (sik) blandan (nur
Präs.formen belegt) ‚sich vermischen, abgeben
(mit), συναναμίγνυσθαι‘.
Fick III (Germ.)⁴ 285; Seebold, Germ. st. Verben
115 ff.; Holthausen, As. Wb. 8; Sehrt, Wb. z. Hel.²
55; Berr, Et. Gl. to Hel. 54 f.; Verdam, Mndl. handwb.
101; Holthausen, Ae. et. Wb. 26; Bosworth-Toller,
AS Dict. 108; Suppl. 96. 297 (geblendan); ME Dict.
A—B, 965; OED² II, 279; Oxf. Dict. of Engl. Et. 99;
Vries, Anord. et. Wb.² 42; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
646; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 18; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 80; Torp, Nynorsk et. ordb.
27; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 77; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 98 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. B-77.
Diese Belege deuten auf ein germ. Verb *lan-
dan- mit einer Grundbed. ‚mischen, hinein-, zu-
sammenmischen‘; auch fürs Ahd. läßt sich diese
Grundbed., die außerdem durch die mhd. Bele-
ge gesichert wird, ohne weiteres annehmen. Si-
chere Verwandte sind nur im Balt. und Slav. zu
finden: bes. lit. blsti ‚Essen mit Mehl anma-
chen; schlafen‘, refl. blstis, blą̃stis ‚sich verfin-
stern (von der Sonne)‘, blĩsti ‚dunkel werden;
sich trüben (vom Wasser)‘, blandùs ‚trüb, un-
rein, dunkel, klebrig‘; lett. blenst, blenzt
‚schwach sehen, glotzen; Unsinn reden‘ (Ku-
ronismus; vgl. echtlett. bluods ‚die Augen nie-
derschlagend‘ mit uo < an vor Kons.; s.
E. Fraenkel, Zfslav. Ph. 22 [1954], 386 f.); aksl.
blęsti ‚irren, schwatzen‘, blǫdъ ‚Unzucht‘, blǫ-
diti ‚irren, huren‘, russ. blud ‚Unzucht‘, poln.
błąd ‚Irrtum‘ usw.
Aufgrund dieser Formen läßt sich eine idg. Wz.
*bhlendh- ansetzen, viell. mit der Grundbed.
‚trübe, undeutlich sein oder machen (auch
durch Umrühren des Wassers usw.)‘. Hierher
gehört wohl auch germ. *linda- ‚blind, ver-
blendet, dunkel‘ (→ blint) und mit Schwundstu-
fe aisl. blunda ‚die Augen schließen‘; aus dem
Skand. me. blunderen, blonderen ‚im Blinden
handeln‘, ne. blunder ‚act stupidly‘ (vgl.
aschwed., nnorw. mdartl. blundra ‚die Augen
schließen‘); s. Vries, Anord. et. Wb.² 45.
Weitere Anknüpfungen sind höchst unsicher: indem
man von einer Grundbed. ‚undeutlich schimmern‘ aus-
geht, werden sowohl mlat. blundus, italien. biondo,
frz. blond (woraus nhd., ne. blond) < germ. *lunđa-,
als auch aind. bradhná- ‚blaßrot, gelblich, rotbraun‘
(< *bhldhnó-) hierher gestellt, beides sehr zweifelhaft
(s. Lidén, Stud. z. aind. u. vgl. Spr.gesch. 76 ff.; Kluge²¹
86; J. de Vries, PBB 80 [Tübingen, 1958], 23 f.; Wart-
burg, Frz. et. Wb. I, 415; XV, 1, 170 ff.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. II, 451; ders., Et. Wb. d. Altindoar.
II, 235 erwägt für bradhná- Vergleich mit russ.-ksl.
bronъ ‚λευκός, ψαρός‘ [von Pferden]).
Rein spekulativ bleiben auch Versuche, idg. *bhlendh-
als eine Weiterbildung verschiedener Wz. zu deuten:
nach Walde-Pokorny, Pokorny u. a. (s. u.) zu *bhel(ǝ)-
‚glänzend‘ (→ bal²), was eine semantische Entwick-
lung ‚glänzen‘ > ‚verblenden‘ voraussetzen könnte,
aber mit der Sippe von germ. *landan- nicht leicht in
Einklang zu bringen wäre. Noch unwahrscheinlicher
Seebold, a. a. O. 116 f., der *bhlendh- als eine Nasalie-
rung zu idg. *mel-dh- ‚schmelzen‘, einer Erweiterung
von *mel- ‚mahlen, schmelzen‘, faßt (Grundbed. von
*bhlendh-: ‚auflösen, verschwimmen‘).
Walde-Pokorny II, 216 f.; Pokorny 157 f.; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 47 f. (blandùs); Kurschat, Lit.-dt. Wb. I,
311. 314. 316; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I,
313 f. 319; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr.
Nr. 272; Berneker, Slav. et. Wb. I, 60; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 34 f.; Vasmer, Russ. et. Wb. I, 95.