blantan
Volume II, Column 158
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blantanAWB red. v. herstellen, anstiften, confi-
cere
(zur Bed. erschöpfen, aufreiben Gl.
1, 317, 34 s. Ahd. Wb. I, 1173); nur 3. sg. prät.
bliant (Otfrid), part. prät. ki-(ke-)plantan(-)
(Gl., 3 Belege, 9. Jh.); s. auch die Zss. gi-, in-
blantan. Mhd. blanden trüben, mischen; an-
stiften
. Nhd. ist das Verb ausgestorben; vgl.
die Ableitung Blendling Mischling, Bastard.

Ahd. Wb. I, 1172 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 76; Schütz-
eichel⁴ 77; Starck-Wells 64; Graff III, 254 f.; Schade
73 f.; Schröbler, Notker als Übersetzer 146 f.; Lexer I,
296; Benecke I, 197; Kluge²¹ 84; Kluge²² 92 (Blend-
ling); Pfeifer, Et. Wb. 187 (blenden).

Das Verb hat Entsprechungen in den meisten äl-
teren germ. Sprachen: as. blandan (nur part.
prät. giblandan zweimal, Hel. mit etwas [Bö-
sem] vermischt
); mndl. blanden st.sw. v. mi-
schen
; ae. blandan, blondan (prät. blend- und
[spät] blond[-]; s. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³
§ 394 Anm. 5; H. M. Flasdieck, Anglia 60
[1936], 288 Fn. 7. 328; part. prät. geblanden,
-blonden), selten und spät auch (ge)blendan mi-
schen, hineinmischen
; me. blenden sw. v. (bes.
im Norden; viell. aus dem Skand.; vgl. anord.
präs. sg. blend, blendr und s. unten), ne. blend;
aisl. blanda (blett, blendu, blandinn, später
auch schwach) mischen, hineinmischen,
schwach sind nisl. nnorw. nschwed. blanda,
ndän. blande dss.; got. (sik) blandan (nur
Präs.formen belegt) sich vermischen, abgeben
(mit), συναναμίγνυσθαι
.

Fick III (Germ.)⁴ 285; Seebold, Germ. st. Verben
115 ff.; Holthausen, As. Wb. 8; Sehrt, Wb. z. Hel.²
55; Berr, Et. Gl. to Hel. 54 f.; Verdam, Mndl. handwb.
101; Holthausen, Ae. et. Wb. 26; Bosworth-Toller,
AS Dict. 108; Suppl. 96. 297 (geblendan); ME Dict.
AB, 965; OED² II, 279; Oxf. Dict. of Engl. Et. 99;
Vries, Anord. et. Wb.² 42; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
646; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 18; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 80; Torp, Nynorsk et. ordb.
27; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 77; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 98 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. B-77.

Diese Belege deuten auf ein germ. Verb *lan-
dan- mit einer Grundbed. mischen, hinein-, zu-
sammenmischen
; auch fürs Ahd. läßt sich diese
Grundbed., die außerdem durch die mhd. Bele-
ge gesichert wird, ohne weiteres annehmen. Si-
chere Verwandte sind nur im Balt. und Slav. zu
finden: bes. lit. blsti Essen mit Mehl anma-
chen; schlafen
, refl. blstis, blą̃stis sich verfin-
stern (von der Sonne)
, blĩsti dunkel werden;
sich trüben (vom Wasser)
, blandùs trüb, un-
rein, dunkel, klebrig
; lett. blenst, blenzt
schwach sehen, glotzen; Unsinn reden (Ku-
ronismus; vgl. echtlett. bluods die Augen nie-
derschlagend
mit uo < an vor Kons.; s.
E. Fraenkel, Zfslav. Ph. 22 [1954], 386 f.); aksl.
blsti irren, schwatzen, bl Unzucht, bl-
diti irren, huren, russ. blud Unzucht, poln.
błd Irrtum usw.

Aufgrund dieser Formen läßt sich eine idg. Wz.
*bhlendh- ansetzen, viell. mit der Grundbed.
trübe, undeutlich sein oder machen (auch
durch Umrühren des Wassers usw.)
. Hierher
gehört wohl auch germ. *linda- blind, ver-
blendet, dunkel
( blint) und mit Schwundstu-
fe aisl. blunda die Augen schließen; aus dem
Skand. me. blunderen, blonderen im Blinden
handeln
, ne. blunder act stupidly (vgl.
aschwed., nnorw. mdartl. blundra die Augen
schließen
); s. Vries, Anord. et. Wb.² 45.

Weitere Anknüpfungen sind höchst unsicher: indem
man von einer Grundbed. undeutlich schimmern aus-
geht, werden sowohl mlat. blundus, italien. biondo,
frz. blond (woraus nhd., ne. blond) < germ. *lunđa-,
als auch aind. bradhná- blaßrot, gelblich, rotbraun
(< *bhldhnó-) hierher gestellt, beides sehr zweifelhaft
(s. Lidén, Stud. z. aind. u. vgl. Spr.gesch. 76 ff.; Kluge²¹
86; J. de Vries, PBB 80 [Tübingen, 1958], 23 f.; Wart-
burg, Frz. et. Wb. I, 415; XV, 1, 170 ff.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. II, 451; ders., Et. Wb. d. Altindoar.
II, 235 erwägt für bradhná- Vergleich mit russ.-ksl.
bronъ λευκός, ψαρός [von Pferden]).

Rein spekulativ bleiben auch Versuche, idg. *bhlendh-
als eine Weiterbildung verschiedener Wz. zu deuten:
nach Walde-Pokorny, Pokorny u. a. (s. u.) zu *bhel(ǝ)-
glänzend ( bal²), was eine semantische Entwick-
lung glänzen > verblenden voraussetzen könnte,
aber mit der Sippe von germ. *landan- nicht leicht in
Einklang zu bringen wäre. Noch unwahrscheinlicher
Seebold, a. a. O. 116 f., der *bhlendh- als eine Nasalie-
rung zu idg. *mel-dh- schmelzen, einer Erweiterung
von *mel- mahlen, schmelzen, faßt (Grundbed. von
*bhlendh-: auflösen, verschwimmen).

Walde-Pokorny II, 216 f.; Pokorny 157 f.; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 47 f. (blandùs); Kurschat, Lit.-dt. Wb. I,
311. 314. 316; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I,
313 f. 319; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr.
Nr. 272; Berneker, Slav. et. Wb. I, 60; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 34 f.; Vasmer, Russ. et. Wb. I, 95.

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