*blehnougiAWB, plehn-AWB adj. ja-St., nur in Gl.:
‚triefäugig, mit entzündeten Augen, lippus;
*blehnougîAWB, plehn-AWB f. īn-St., nur in Gl.: Name
verschiedener Augenkrankheiten: ‚Triefäugig-
keit, lippitudo‘; ‚der grüne Star, glaucoma‘;
viell. auch ‚Leukom‘ (s. u.); *blehnougenAWB sw. v.
I, nur Gl. 2, 367, 21 (10. Jh.) plehenougu 1. sg.:
‚triefäugig sein, lippire‘. — Mhd. blehenöuge
adj., nhd. mdartl. schweiz. blienäug(g)i m. ‚je-
mand, der blinzelt oder dessen eines Auge seit-
wärts gerichtet ist‘, blienäug(g)en, blienggen
sw. v. ‚schielen, blinzen‘; bair. blen-, blienäu-
geln ‚blinzeln, liebäugeln‘.
Ahd. Wb. I, 1192; Splett, Ahd. Wb. I, 79. 692; Starck-
Wells 65; Graff I, 123; Schade 74; Lexer I, 301; Be-
necke II, 1, 452; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 332 (lip-
pus); Schweiz. Id. I, 139; Schmeller, Bayer. Wb.² I,
327. — Vgl. auch Heyne, Dt. Hausaltertümer III, 140
Anm. 123; J. Grimm, ZfdA. 7 (1849), 458 f.; ders., Dt.
Gr.a II, 157. 987; F. Pfeiffer, ZfdA. 8 (1851), 384.
Sowohl Bildung als auch Etym. dieser Wörter,
die im Dt. isoliert scheinen, ist unklar. Gegen
den gewöhnlichen Ansatz blehan- spricht die
Tatsache, daß die ältesten Belege (außer einer
kontrahierten Form plen- aus dem 9. Jh.) -in-
haben (9./10. Jh., 11. Jh.), andere -en- (10.—
13. Jh.), nur zwei späte Belege (12., 13. Jh.)
-an-; außerdem ließe sich eine Form *blehan-
wohl nur als Part. Prät. eines st. Verbs *blehan-
deuten, das nirgends belegt ist. Möglich wäre
ein ursprl. *blechîn- ‚blechern‘ (→ bleh), das der
lat. Bezeichnung einer Augenkrankheit plum-
bum ‚Leukom(?)‘ entspräche (vgl. CGL VII, 99
[plumbum in oculis]; Plinius, Nat. Hist. 25, 155.
29, 81; Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen III,
848 [Plumbago europaea L. ‚Bleiwurz‘: ein Heil-
mittel gegen plumbum]). Aber alle Belege bis
auf einen aus dem 12. Jh. haben nur ein -h-, und
die frühe Schwächung des -în- zu -en- ist auch
einer Erklärung bedürftig. Da verschiedene Au-
genkrankheiten ein weißliches Schimmern der
Augenlinse (wegen Trübung der Linse oder
Feuchtigkeit) gemeinsam haben, hat wohl eine
Vermischung mit brehanougî ‚glaucoma‘ (s. d.)
stattgefunden (brehan ‚triefäugig, lippus‘, s. d.,
ist Part. Prät. eines im Ahd. nicht belegten Verbs
*brehan, mhd. brehen ‚glänzen, funkeln‘).