bockeshorn mhd. st. n., nur Gl. 3, 527, 27
(14. Jh.). 539, 31 (13. Jh.): ‚Röhrenkassie, cassia
fistula‘ (Cassia fistula L.); nhd. Bockshorn (ge-
wöhnlich mit anderer Bed., s. u.). Germ. Ver-
wandte sind nur mndd. buckeshōrn; mndl. box-
horen, bux-, -horn.
Ahd. Wb. I, 1250; Splett, Ahd. Wb. I, 85. 401; Starck-
Wells 69; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 104; Dt. Wb. II,
207 f. — Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 367;
Verdam, Mndl. handwb. 114.
Das Wort ist eine Zss. aus boc und horn
(s. d. d.), aber die semantische Motivierung die-
ser Zss. ist unklar. Seit frühnhd. Zeit bezeichnet
Bockshorn oder Bockshornklee meistens eine
ganz andere Pflanze, Trigonella foenum-graecum
L., die wegen ihrer hornähnlichen Früchte
schon bei Dioskurides, Mat. med. 2, 102, βού-
κερως ‚Ochsenhorn‘ und αἰγόκερας ‚Ziegen-
horn‘ heißt (vgl. Marzell, Wb. d. dt. Pflanzenna-
men IV, 802 ff.; weniger wahrscheinlich wegen
ihres „bockzenden geruches“, Dt. Wb. II, 208;
Th. Heinermann, PBB 67 [1945], 253). Auch
die Früchte des Johannisbrotbaumes (Ceratonia
Siliqua L.), der mdartl. gelegentlich mit Bocks-
horn(baum) bezeichnet wird, „sind meist horn-
artig gekrümmt“ (Marzell, a. a. O. I, 899).
Dagegen hat Cassia fistula keine hornähnlichen
Früchte, und es ist fraglich, ob ihr stark aroma-
tischer Geruch als ‚bockartig‘ beschrieben wer-
den könnte (obgleich eine verwandte Pflanze,
Cassia occidentalis, nach Marzell, a. a. O. I, 862
als ‚stinkendes Holz, stinkendes Unkraut‘ be-
zeichnet wird). Nach einem mndd. Arzneibuch
diente der (viell. unangenehm riechende?)
Rauch der brennenden Pflanze als Heilmittel
gegen „verklemmte Gebärmutter“ (vgl. J. Gallée,
Nd. Jb. 15 [1889], 120; Reier, Adt. Heilpflanzen
I, 62).
Mittellat. Wb. II, 326 f. — Marzell, Wb. d. dt. Pflanzen-
namen I, 862; Fischer, Mittelalt. Pflanzenkunde 263;
Pritzel-Jessen, Dt. Volksnamen d. Pflanzen 84;
E. Björkman, Zfdt. Wortf. 3 (1902), 283; Hegi, Illustr.
Flora IV, 1131 f.