bocwurz(e)AWB, bucwurz(e)AWB mhd. st. sw. f., nur
in Gl. des 13. u. 14. Jh.s: 1) Gl. 3, 586, 19 ‚pipi-
nella‘: wohl die ‚Kleine Bibernelle‘ (Pimpinella
saxifraga L.); vgl. dän. bukkerod, schwed.
bockört, bockrot. Die Bezeichnung kommt of-
fenbar von dem bockähnlichen Geruch der
Wurzel — in Graubünden sagt man „die Biber-
nällen böckelend“ (Schweiz. Id. IV, 1137; vgl.
Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen III, 758;
Pritzel-Jessen, Dt. Volksnamen d. Pflanzen
278; Lange, Ordb. o. Danmarks plantenavne
II, 251 f.; dagegen stellt es Fischer, Mittelalt.
Pflanzenkunde 278 ohne Erklärung zu Pimpi-
nella anisum L. ‚Anis‘).
2) Gl. 3, 585, 30 ‚herba graminis‘: Deutung unsi-
cher. Wegen des Lemmas kommen bes. zwei
Pflanzen in Betracht, die den alten Namen gra-
men hatten. Nach Fischer, a. a. O. 285 die
‚Stern-Miere‘, Stellaria holostea L. (vgl. Marzell,
a. a. O. IV, 494 [unsicher; vgl. ebd. mdartl. gêss-
kraut: „als Futter für Geißen?“]); nach Ahd.
Wb. I, 1251 viell. die ‚Gemeine Quecke‘, Agrio-
pyrum repens P.B. (vgl. Marzell, a. a. O. I, 150
und die dort zitierten frühnhd. und mdartl. Na-
men rindtgraß, rindergras, rinderwurzeln: „Die
Wurzeln dienen zur Fütterung des Rindviehs“).
3) Gl. 3, 549, 13 bochzwrz: agaone (andere Hss.
haben die unverständlichen Formen vothwrz,
vochwrze): keine sichere botanische Identifizie-
rung ist möglich. agaone kommt als lat. Name
für Vinca minor L., ‚Immergrün‘, vor, aber
sonst nicht für die dt. Bezeichnung bockwurz
(agaone wird mehrmals als wurm-, wormwurz
glossiert, s. d.). Dagegen findet sich die Benen-
nung bockwurz einmal (a. 1781) für Atropa bel-
ladona L. ‚Tollkirsche‘, aber diese Pflanze hieß
nicht agaone (vgl. Marzell, a. a. O. I, 522; IV,
1151 f.; Pritzel-Jessen, a. a. O. 51 f.). — Ahd. Wb.
I, 1251; Splett, Ahd. Wb. I, 85. 1163; Starck-
Wells 69. 795.
S. auch boc, wurz, wurza.