borseAWB, porseAWB mhd. sw. m., nur in Gl. des
13./14. Jh.s: ‚Porst, Porsch, mirtus‘. Der Na-
me wird sowohl für den ‚Gagel(strauch)‘ (My-
rica gale L.) wie auch, bes. im Osten, für den
‚Sumpf-Porst‘ (Ledum palustre L.) gebraucht,
denn beide Pflanzen riechen stark aromatisch,
und beide wurden früher zum Bierbrauen be-
nutzt (vgl. Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen
II, 1216 ff.; III, 253 ff.; Hoops, Waldbäume u.
Kulturpflanzen 650; Fischer, Mittelalt. Pflan-
zenkunde 196). — Nhd. Porsch hat [ʃ] < s im
Auslaut nach r (→ ars ‚Arsch‘, bars ‚Barsch‘
und vgl. Wilmanns, Dt. Gr. I § 104, 1), wäh-
rend sich in Porst ein Sproßkonsonant entwik-
kelt hat, wie in nhd. Axt < mhd. ackes, Obst
< obez, Papst < bâbes usw.; vgl. Paul, Mhd.
Gr.²³ § 149, 3.
Ahd. Wb. I, 1266; Splett, Ahd. Wb. I, 1212; Starck-
Wells 70; Graff III, 215; Schade 1327; Lexer I, 328;
Benecke I, 222; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 363; Dt.
Wb. II, 245 (Bors); VII, 2003 (Porsch); IX, 2451
(Schweinporsch); X, 4, 1101 (Sumpfporsch); Kluge²¹
559; Kluge²² 555.
Der Pflanzenname porse ist ziemlich weit ver-
breitet im Germ., ohne daß man immer feststel-
len kann, ob es sich um ein einheimisches Wort
oder ein Lehnwort aus dem Mndd. handelt; ja,
sogar das mhd. Wort könnte ein mndd. Lehn-
wort sein: mndd. pors, post; mndl. pors(e), nndl.
pors; aisl. nisl. nnorw. nschwed. ndän. pors (finn.
pursu, P. Suhonen, Suomalaiset kasvinnimet
[Annales Bot. Soc. Vanamo 7, 1936] 197 f., aus
dem Skand. entlehnt?).
Holthausen, As. Wb. 9. 11; Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. III, 362. 364; Verdam, Mndl. handwb. 472;
Vries, Ndls. et. wb. 541; ders., Anord. et. Wb.² 427;
XLVI (Berichtigungen u. Zusätze); Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 1121; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
220; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 843. 1528; Torp,
Nynorsk et. ordb. 496; Hellquist, Svensk et. ordb.³
777. Vgl. E. Björkman, Zfdt. Wortf. 2 (1902), 232.
Wegen der ndd. und ndl. Formen ist eine germ.
Grundform *pu/ors- mit anl. p anzusetzen, de-
ren Etym. aber dunkel ist.
Nach H. Kuhn, ZMF 28 (1961), 6 gehört das
Wort zu gr. πυρρός, πυρσός ‚feuerrot‘, πυρσός
‚Fackel‘, weil die Pflanze „im Frühjahr durch
[ihre] kräftig rote Blüte auffällt“ (zustimmend
Kluge²¹ 559). Da aber die Blüten von Myrica
gale nach Marzell III, 253 „unscheinbar“ und
die von Ledum palustre weiß sind, ist diese Er-
klärung nicht überzeugend. Abzulehnen ist je-
denfalls Kuhns weiterer Vergleich mit ae. fyrs,
ne. furze ‚Ginster‘, da dieses Wort, von einem
anlautenden f abgesehen, wohl eher zu gr. πῡ-
ρός ‚Weizen(korn)‘, lit. pras ‚Einzelkorn vom
Winterweizen‘, pūraĩ pl. ‚Winterweizen‘, russ.
pyréj, tschech. pýr ‚Quecke‘ gehört (vgl. Frisk,
Gr. et. Wb. II, 631; Fraenkel, Lit. et. Wb. 671;
Vasmer, Russ. et. Wb. II, 473 f.).
Nicht besser bei Falk-Torp, a. a. O. 843: zu einer
idg. „Anlautsdoublette“ *bers- zu *bhers- (Po-
korny 109: *bhar[e]s-: bhor[e]s-) ‚Emporstehen-
des, Spitze, Borste‘ (→ bar², bars, burst, bursta).
Auch kaum Entlehnung aus dem Slav. wie der
wohl unverwandte ostdt. Pflanzenname Bartsch
(selten Porst) ‚Bärenklau, Heracleum sphondyli-
um L.‘; vgl. poln. barszcz, russ. boršt: Falk-
Torp, ebd. 1528; vgl. auch Marzell II, 1217.
Viell. mit lit. bìrzdis, brìzdis ‚Heidekraut‘ ver-
wandt, nach Fraenkel, a. a. O. 44; nur stimmt
sein Ansatz einer Vorform *pursta für das germ.
Wort nicht, denn das -t in nhd. Porst ist nicht
ursprünglich (s. o.). Neben dem lit. Wort mit
anl. b- stehen auch andere lit. Wörter für ‚Hei-
dekraut‘ mit anlautendem v-: vìržės, vìržiai
usw.; nach Fraenkel handelt es sich wahrsch. um
eine nichtidg. Wortfamilie, zu der auch gr. ἐρ-
είκη ‚Heidekraut‘ gehören könnte (wenn aus
*ϝερείκᾱ; vgl. Frisk, a. a. O. I, 551). Höchst un-
sicher.