botegaAWB f. n-St., nur in obd. Glossenhss.
vom 9.-14. Jh.: ‚Bottich, großes Faß für Wein,
Bier oder Gemüse, dolium, cupa‘ 〈Var.: p-;
-u-, -uo-; -ag-, -ig-; -ach-, -ech- nur zweimal,
12./13. Jh.〉. — Mhd. botech(e) st.m., sw. f.;
auch botige, boting(e); nhd. Bottich m., mdartl.
(obd.) z. T. noch f., auch bottig(e). Sowohl das
mask. Genus wie auch das ausl. -ch- sind wohl
dem Einfluß von botah (s. d.) zuzuschreiben.
Ahd. Wb. I, 1283 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 1212; Starck-
Wells 71; Graff III, 85 f.; Schade 80; Lexer I, 332; Be-
necke I, 227; Dt. Wb. II, 279; Kluge²¹ 94; Kluge²²
99 f.; Pfeifer, Et. Wb. 204. — Schweiz. Id. IV, 1907;
Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. II, 118; Ochs,
Bad. Wb. I, 301 f.; Fischer, Schwäb. Wb. I, 1327 f.;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 309; Kranzmayer, Wb. d.
bair. Mdaa. in Österr. III, 676 f.; Lexer, Kärnt. Wb.
37; Schöpf, Tirol. Id. 52; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa.
100; Christmann, Pfälz. Wb. I, 1139. — Vgl. E. Alanne,
Neuphil. Mitt. 60 (1959), 242 f.; ders., Dt. Weinbau-
terminologie 83.
Das oberdt. Wort., das keine sicheren Entspre-
chungen in den anderen germ. Dialekten hat (zu
möglichen Verwandten im Mndd. und Skand.
s. u.), ist ohne Zweifel ein Lehnwort aus dem
Mittellat. oder Roman., aber ob aus mlat. butica
‚Faß‘ oder rom. botica, bodiga < mlat. apotheca
‚Vorratskammer, Weinlager‘, später auch ‚Wein-
faß, Vorratsgefäß‘, ist umstritten. Gegen butica
spricht erstens das ahd. -o- (vgl. ahd. butin <
mlat. butina) und zweitens die Tatsache, daß
ein mlat. butica nirgends mit Sicherheit bezeugt
ist (vgl. J. Hubschmid, Schläuche u. Fässer [Ro-
manica Helv., Bd. 54, Bern, 1955], 66 ff., der
die beiden Belege für mlat. butica als falsche
Lesarten erklärt. Die tatsächlich belegten Di-
min. but(t)icula, buticella lassen sich unmittelbar
von buttis ableiten).
Viel wahrscheinlicher ist Entlehnung aus apothe-
ca, nur fehlt der letzte Beweis: die Bed. ‚(Wein)-
Faß‘, die für mlat. apotheca gesichert ist (Mittel-
lat. Wb. I, 768 f.; Dict. of Med. Lat. from Brit.
Sources 102), ist für rom. botica, -iga (zufällig?)
nicht bezeugt.
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 531; Körting, Lat.-
rom. et. Wb.³ Nr. 737; Wartburg, Frz. et. Wb. XXV,
20 ff.
E. Karg-Gasterstädt, die zuerst für eine Entlehnung
aus mlat. buttica (sic!) über italien. bottiga plädierte
(PBB 61 [1937], 243), hat später ein Zusammenflie-
ßen von rom. botiga ‚Weinkeller‘ und mlat. butica
‚Weinfaß‘ erwogen (Jahrbuch d. dt. Spr. 2 [Leipzig,
1944], 45). Vgl. Lessiak, Dt. Konsonantismus 212 (un-
zureichend).
Hierher gehört viell. mndd. böd(d)ek-, -ik- in den Zss.
b.-holt ‚das vom Böttcher zu Dauben, Böden ge-
brauchte Holz‘, b.-wrāker ‚der bestellte Aufseher,
Prüfer des Böttcheramts‘; auch bödeken n. ‚Bottich‘.
Anders G. Müller, PBB 83 (Halle, 1961), 288 ff.: bö-
deken sei ein Dimin. zu böd(d)e, bōde, böden(e) ‚Bot-
tich‘ (→ butin), böd(d)eker eine -ker-Bildung zu den-
selben Wörtern und die böd(d)ek-Zss. Rückbildungen
aus Zss. mit böd(d)eker-. Besonders aus sprachgeogr.
Gründen — potega/ Bottich nur in südl. Mdaa.,
böd(d)eker/ Böttcher im Norden — will sie also die ndd.
Formen (sowie das erst spätmhd. belegte, aus dem
Ndd. herkommende hochdt. Wort Böttcher) von den
hochdt. trennen.
Nach Fischer, Lehnw. d. Awestnord. 27 f. und O. Höf-
ler, Ark. f. nord. fil. 47 (1931), 273 ist aisl. buðkr ‚Do-
se, Schachtel, Kästchen‘ (vgl. auch aschwed. budhker,
nschwed. burk, adän. budk) ein Lehnwort aus dem
Mndd. Dagegen ist es nach Vries, Anord. et. Wb.² 63
und Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 89 einheimisch
und mit ahd. botah ‚Körper‘ (s. d.) verwandt — alles zu
ahd. bodam ‚Boden‘ (s. d.). Jóhannesson, Isl. et. Wb.
960 läßt die Frage offen (auf S. 597 aber stellt er aisl.
buðkr zur Wz. *bhau̯d- : *bhd- ‚schlagen, stoßen‘).
Vgl. auch Hellquist, Svensk et. ordb.³ 113.