*boulaAWB(?) f., nur Gl. 1, 225, 7 (Abrogans K,
8. Jh., alem.) paula: ‚Geschwür, Beule, papula
(Hs. pabula)‘. Der Glossator hat diese Glos-
senstelle mit den lat. Synonymen pabula (‚Fut-
ter‘), pascua (‚Weide‘) ganz mißverstanden, in-
dem er papula (‚Geschwür‘) und pascha
(‚Ostern‘) las! (Hs. K: ostarun; Hs. R hat hier
die richtige Übersetzung uueide, aber kein In-
terpretamentum zu pabula).
Der Ansatz ist unsicher. Nach Koegel, Lit.gesch.
I, 2, 434; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 511; Wal-
de-Pokorny II, 115 u. a. ist paula die regelrechte
frühahd. (obd.) Schreibung für ein auf germ.
*aulō zurückführendes, ahd. sonst nicht be-
zeugtes Wort, das in der normalisierten Schrei-
bung des 9. Jh.s als *boula erscheinen würde
und mit nisl. beyla ‚Geschwür, Beule‘, got. *uf-
bauljan ‚aufblasen‘ (nur nom. pl. m. part. prät.
ufbaulidai) zu vergleichen ist; damit ablautend
ahd. bl(l)a, builla (s. d.), mhd. biule, nhd.
Beule.
Dagegen stellt Schatz (Ahd. Gr. § 255) das
Glossenwort paula zu lat. papula (pabula > pa-
vula > paula; vgl. Grandgent, Vulgar Latin §
236. 318). Splett, Abrogans-Studien 324 erwägt
eine dritte Möglichkeit: paula könnte bloß eine
Verschreibung für das lat. Wort papula (pabula)
sein, denn solch eine Wiederholung des lat.
Lemmas statt einer Glossierung desselben
kommt in der Hs. häufig vor. Weniger wahr-
scheinlich ist die Vermutung einer Verschrei-
bung für puula = ahd. bûl(l)a (Ahd. Wb.).
Ahd. Wb. I, 1297; Splett, Ahd. Wb. I, 115; Starck-
Wells 71; Graff III, 96; Schade 90.