brâma
Band II, Spalte 285
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brâmaAWB f. n-St., brâmoAWB m. n-St., Gl., Otfrid:
Dornbusch, -zweig, vepres; Brombeerstrauch,
rubus, rumex
(Rubus fruticosus L. und ähnli-
che Rubus-Arten); viell. auch der Kreuzdorn,
rhamnus
(Rhamnus cathartica L.) Var.: pr-;
-mi-, -mm(i)- < *-mj- (zur obd. Gemination
nach langem Vokal vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁴
§ 96 Anm. 1; Simmler, Westgerm. Kons.gemin.
228; der fehlende Umlaut in mhd. brâma sowie
Formen mit und ohne Umlaut in den nhd.
Mdaa. deuten auf ursprl. Doppelformen mit
und ohne -j-, vgl. Schatz, Ahd. Gr. § 271).
Mhd. brâma sw. m. (vereinzelt auch f.) Dorn-
strauch
. In der nhd. Schriftsprache nur noch
in der Zss. Brombeere ( brâmberi; ā > ō vor
Nasalen wie in ohne, ânu, mit Kürzung zu
vor zweifacher Konsonanz; vgl. Kienle, Hist.
Laut- u. Formenlehre d. Dt.² § 43), aber in den
Mdaa. ist brām(e) weitverbreitet (daneben
auch bräm[e]), obd. mit der Bed. Brombeer-,
Dornstrauch
, md. auch Besenginster, eine
Bed., die im Ndd. überwiegt.

Ahd. Wb. I, 1314 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 95; Schütz-
eichel⁴ 80; Starck-Wells 73. 795; Graff III, 304; Scha-
de 82; Lexer I, 340; Nachtr. 100; Benecke I, 232; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 502 (rubus). 503 (rumex). 611
(vepres); Dt. Wb. II, 293; Trübners Dt. Wb. I, 437
(s. v. Brombeere); Kluge²¹ 102 (s. v. Brombeere); Klu-
ge²² 107; Pfeifer, Et. Wb. 217. Schweiz. Id. V,
600 ff.; Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. II, 189;
Jutz, Vorarlberg. Wb. I, 428 f.; Schmeller, Bayer. Wb.²
I, 355 (Zss. bræmber); Kranzmayer, Wb. d. bair.
Mdaa. in Österr. III, 719 f.; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa.
101 f.; Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 60; Müller,
Rhein. Wb. I, 901 ff.; VII, 1445 f. (Wortkarte); Mau-
rer-Mulch, Südhess. Wb. I, 1063 (bräme Besengin-
ster
; vgl. 1098 brem[m]e dss., auch Brombeerran-
ke
); Woeste, Wb. d. westf. Mda. 39; Jungandreas,
Ndsächs. Wb. II, 681 f.; Kück, Lüneb. Wb. I, 219 f.;
Scheel, Hamb. Wb. I, 439 f.; Mensing, Schleswig-holst.
Wb. I, 496 f.; Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. I,
1100; Bretschneider, Brandenb.-berlin. Wb. I, 696
(bråm Brombeere!); Ziesemer, Preuß. Wb. I, 809
(Bromholz, -strauch Ginster; vgl. Brombeere 808).
Vgl. auch Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen III,
1455 ff. (Rubus fruticosus); IV, 110 ff. (Sarothamnus
scoparius Besenginster).

Im Ablautverhältnis zu ahd. brâma, brâmo ste-
hen ahd. brema f. n-St. Dornbusch, Brombeer-
strauch
; brimma, phrimma f. n-St. (< *brem-
jōn-) Ginster, Pfriemkraut; mhd. *brom, prom
st.m. Knospe (s. d. d.).

Diese Wörter haben alle ihre Entsprechungen in
anderen germ. Dialekten, ohne daß jede Ablaut-
stufe in jeder Sprache vorkommt: as. brām- in
den Zss. brāmberi Brombeere, brāmlōf Gin-
sterblatt
und in Ortsnamen wie Bramseli, Bram-
thorp; mit -l-Erweiterung brāmalbusc Brom-
beerbusch
(falls nicht ahd. brâmalbusc); -brā-
mio m. jan-St. in der Zss. *hiopbrāmio (Hs.
hia-) Dornstrauch (vgl. Wadstein, Kl. as. Spr.
denkm. 102, 3839. 192, und hiofa, -o),
mndd. brām, brēm(e) (j-Umlaut von ā oder ge-
dehntes e?), brāmel-, brōmel-, brum(mel)bēre
Brombeerstrauch, Dornstrauch; brām(e) usw.
auch Ginster; mndl. brame, braem Brombeer-
strauch, Dornstrauch; Brombeere
, nndl. braam
dss.; auch mndl. brem(e), bremme, brimme,
nndl. brem Ginster; nostfries. brām(e) Gin-
ster
; ae. brōm Ginster (mit ō < ā vor Nasalen,
vgl. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 80), me. brōm,
brume, ne. broom; ae. brēmel, bræmbl, brembl
(< *brāmil-; vgl. Sievers-Brunner § 101 Anm. 3.
138, 1) Dorn-, Brombeerstrauch, me. brēmel,
brembel, bremble, brambel, ne. bramble. Im
Skand., wo verwandte Bezeichnungen für
Brombeerstrauch wie auch für Ginster fehlen
(nschwed. brombär, ndän. brombær sind aus
dem Dt. entlehnt), sind nur dem mhd. Wort
*brom (s. o.) entsprechende Formen belegt: aisl.,
nisl., nnorw. mdartl. brum Knospe, ält. ndän.
brom Kätzchen auf Bäumen, Spitze von Schöß-
lingen
, ndän. brum, brom Knospen, Laub-
werk
, nschwed. mdartl. brumm Laubzweig.

Fick III (Germ.)⁴ 262; Holthausen, As. Wb. 9. 34;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 340; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 420; Verdam, Mndl. handwb.
114. 116; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 88. 92; Vries,
Ndls. et. wb. 83. 86; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 220 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 36; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 123. 127; Suppl. 105. 107; ME
Dict. AB, 1140. 1196 f.; OED² II, 484. 585; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 113. 120; Vries, Anord. et. Wb.² 60;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 27; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 105; Torp, Nynorsk et. ordb. 44;
Ordb. o. d. danske sprog II, 1199. 1225 f.; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 101. Vgl. auch R. Loewe, Germ.
Pflanzennamen (Heidelberg, 1913), 12 ff.

Als idg. Basis für die obigen germ. Wörter läßt
sich *bhrem- : *bhrom-: *bhm- ansetzen, wohl
mit der Bed. spitz, eine Spitze oder scharfe
Kante bilden, hervorstehen
(zu dieser Basis ge-
hören auch spätmhd. brem Verbrämung, nhd.
verbrämen). Die einzige etwas unsichere au-
ßergerm. Entsprechung ist lat. frōns, -dis Laub,
belaubter Zweig
(< *bhrom-di-?), vgl. Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. I, 550 f.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 255 (keine Etym.). Die Bezeich-
nung spitz paßt sehr gut zum Dorn- oder
Brombeerstrauch, auch der Besenginster hat
lange, dünne, etwas gespitzte Stengel (deshalb
heißt es nhd. Pfriem, in Anlehnung an Pfrie-
m(en) spitzes Werkzeug zum Durchstechen,
brimma); skand. brum, brom usw. bedeutete
wohl ursprl. spitz hervorstehende Knospe
oder, wie im ält. Ndän., Spitze von Schößlin-
gen
.

Idg. *bhrem- ist viell. eine Variante von *bh(e)-
rem- (zu einer anderen Variante *bherm- gehö-
ren wohl aisl. barmr Rand, Saum, nndd. barm,
berme, mndl. barm, nndl. berm hoher Acker-
rand, Grasrand eines Weges
), einer Erweite-
rung von einer idg. Wz. *bher- (zu *bher-
schneiden, spalten, berien, oder zu *bher-
tragen, aufheben, bor und berg?). In wel-
chem Verhältnis *bhrem- zur gleichbed. Wz.
*bhar- steht ( bar², bart), ist unklar. Zu dieser
Wz. *bher- (nach Pokorny 108 zu *bhar-) ge-
hört viell. got. bairabagms Maulbeerbaum, das
aber nach dem Wort für Bär umgedeutet wurde
( bero).

Anders Kluge²² 107: die germ. Sippe gehe auf vor-
germ. *mrēmo- zurück und sei mit gr. μόρον Maul-
beere, Brombeere
usw. verwandt; eine lautlich sehr
fragliche Deutung, die auch weder die Bed. Besengin-
ster
noch die ablautenden Wörter für Knospe er-
klärt.

Walde-Pokorny II, 162; Pokorny 142; Vries, Anord.
et. Wb.² 27; Verdam, a. a. O. 55; Franck, a. a. O. 52;
Vries, Ndls. et. wb. 46; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
74 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. B-8.

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