brantAWB, prantAWB m. i-St., nur in Gl. und einmal
bei Notker, Bo.: ‚Brennen, Verbrennen,
Brand(legung); brennendes Holzscheit, Feuer-
brand, torris, titio, cauter‘. Außerdem ist das
Wort sehr häufig in Flur- und Ortsnamen be-
zeugt mit der urspr. Bed. ‚durch Brennen gero-
dete (Wald-)Stelle‘: Branda, Brantbach, Brand-
ekke, Langen-, Neuen-, Ebenbrand, vgl. Bach,
Dt. Namenkunde II § 370; Förstemann, Adt.
Namenbuch2-3 II, 1, 565 ff., sowie in Perso-
nennamen mit der Bed. ‚Schwert‘ (s. u.): Brand-
ulf, Branduin, und viel öfter als zweites
Wortglied: Adal-, Frithu-, Gêr-, Hadu-, He-
ri-, Hilti-, Sigi-, Wîgbrand (-t), vgl. Bach I
§ 197; Förstemann I, 333 ff. — Mhd. brant
(-d-) ‚(Feuer-)Brand, Brandstelle, (selten)
Schwert‘. — Nhd. Brand.
Ahd. Wb. I, 1318 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 106; Schütz-
eichel⁴ 80; Starck-Wells 73. 795; Graff III, 309; Scha-
de 82; Lexer I, 340 f.; Nachtr. 100; Benecke I, 253;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 109 (cauter). 586 (titio).
589 (torris); Dt. Wb. II, 294 ff.; Kluge²¹ 95; Kluge²²
101; Pfeifer, Et. Wb. 207.
Das ahd. Wort hat seine lautgesetzlichen Ent-
sprechungen in fast allen germ. Dialekten, so as.
brand ‚Brand, brennendes Holzscheit‘ (s. Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 175), mndd. brant
(-d-); mndl. brant, nndl. brand; afries. brond,
brand, nfries. brand; ae. brand ‚firebrand,
flame; sword‘ (bes. Beowulf 1020; vgl. S. Kuhn,
JEGP 42 [1943], 82 ff., der sich mit Recht für
den urspr. Text einsetzt), me. brand, auch
brond, braund, brend, ne. brand; anord. brandr
‚Brand, Feuer; Stock, Planke am Schiffssteven
(s. u.); Schwert(klinge)‘, in letztgenanntem Sinne
auch im Anord. häufig als zweites (selten als er-
stes) Glied von PN wie Guð-, Kol-, Þor-brandr
u. a., Brandálfr, Brondulfr, s. A. Jantzén, Nord.
Kultur 7 (1947), 146 f.; nnorw. ndän. nschwed.
brand meist im Sinne von ‚Stock, Pfosten, Bal-
ken (zum Verbrennen?)‘; langob. -brand beson-
ders häufig in PN, so daß man einen langob.
Ursprung des Hildebrandslieds aus den -brand-
Namen der drei Haupthelden hat ableiten wol-
len; s. aber Lühr, Stud. z. Hildebrandlied 355 ff.
(im Got. nicht belegt, nur -brunsts).
Die Belege zeigen, daß das Wort in älterer Zeit
fast durchgehend auch im übertragenen Sinne
von ‚Schwert‘ gebraucht wurde, ein Bedeutungs-
wandel, der zweifellos vom optischen Eindruck
des geschwungenen (flammenden, blitzenden)
Schwertes herrührt, so wie aisl. brimir ‚Schwert‘
sich (in dichterischer Sprache) aus brimi ‚Feuer‘
entwickelt hat, und vom klanglichen Eindruck
die (Schwert)Klinge von klingen. Damit erledi-
gen sich wohl so gut wie alle Versuche, die zwei
verschiedenen Hauptbedeutungen von brant auf
zwei völlig verschiedene Wortstämme zurückzu-
führen (wie vor allem von H. Petersson, IF 24
(1909), 40 ff., aber auch von Vries, Anord. et.
Wb.² 53 f., Holthausen, Ae. et. Wb. 32 u. a.).
Dagegen ist anord. brandr ‚Planke am Schiffssteven‘
wohl von dieser Sippe zu trennen und viell. mit lat.
frōns, frontis ‚Stirn, Vorderseite‘ zu der idg. Wz.
*bhren- ‚hervorstehen‘ zu stellen. Vgl. Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 551; Pokorny 167.
Auch R. Lühr, Mü. Stud. z. Spr.wiss. 35 (1976), 78 f.
verknüpft sowohl germ. *ranđa- ‚Brand‘ als auch
*ranđa- ‚Schwert‘ mit germ. *rinnan-, führt aber
die ganze Sippe auf die idg. Wz. *bhrei̯ǝ- ‚verletzen‘
zurück; so habe *ranđa- ‚Schwert‘ die ursprl. Bed.
‚der Verletzer‘ beibehalten. Zur Problematik dieser
Etymologie → brinnan.
Wie andere Waffenbezeichnungen wurde auch
afrk. *brand mit seinen Bedeutungen ‚Brand‘
und ‚Schwert‘ ins Romanische entlehnt, daher
frz. brandon ‚Fackel‘ (mit Ableit. wie afrz. bran-
der, prov. brandar ‚brennen‘) und, mit der Bed.
‚Schwert‘, italien. brando, afrz. brant, auch
branc, bran, nfrz. branc, brand (nur noch in ge-
lehrtem Gebrauch), dazu die Ableitungen ita-
lien. brandire ‚(eine Waffe) schwingen‘, frz.
prov. brandir, ne. brandish, s. W. Foerster,
Zfrom.Phil. 2 (1878), 170.
Fick III (Germ.)⁴ 263; Holthausen, As. Wb. 9; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 340 f.; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 414; Verdam, Mndl. handwb. 115;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 89 f.; Vries, Ndls. et. wb.
84; Holthausen, Afries. Wb.² 11; Richthofen, Afries.
Wb. 670 f.; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr.
I, 221; Holthausen, Ae. et. Wb. 32; Bosworth-Toller,
AS Dict. 120 (brand). 127 (brond); Suppl. 104; Suppl.
II, 12; ME Dict. A—B, 1110 f.; OED² II, 488; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 114; Vries, Anord. et. Wb.² 53 f.; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 619 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 24; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 98 f.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 36 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g.
norske sprog I, 177 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 96;
Bruckner, Spr. d. Langob. 238 f. (Index); § 10. 64. 72.
92. — Vgl. Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1545; Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 1273 (‚Feuerbrand‘;
‚Schwert‘); Wartburg, Frz. et. Wb. I, 498 ff.; XV, 1,
242 f. (brand); Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.²
145 f.
Aus dieser Übersicht läßt sich eine mit Dental-
suffix gebildete germ. Grundform *ran(n)-đa-
rekonstruieren, die ahd. in die -i-Dekl. über-
ging, zu germ. *rennan- (*rinnan-) → brin-
nan; s. Brugmann, Grdr.² II, 208; Kluge, Nom.
Stammbildung³ § 117; Wilmanns, Dt. Gr. II §
255, 2a. — Vgl. auch Walde-Pokorny II, 168;
Pokorny 144 f.; Seebold, Germ. st. Verben 138;
W. Meid, IF 69 (1964), 252.
In den Mdaa. von heute lebt das Wort ganz all-
gemein weiter, und zwar mit so vielfältigen Be-
deutungen wie nhd. ‚Brand, Brennen, Verbren-
nung, brennender Durst, Betrunkenheit, Fieber-
hitze, Entzündung, Krankheitserscheinung, be-
sonders auch von Pflanzen (z. B. [Korn-]
Brand), brennendes Scheit‘ u. a., so etwa
Schweiz. Id. V, 673 ff.; Ochs, Bad. Wb. I,
305 ff.; Fischer, Schwäb. Wb. I, 1345 ff.; Kranz-
mayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. III, 723 ff.;
Müller, Rhein. Wb. I, 905 ff. usw.