brema²AWB f. n-St., nur Gl. 4, 65, 47 (2 Hss.,
12. Jh., obd.) — *bremma f. jōn-St., nur zwei-
mal in Gl.: ‚Bremse, oestrum, asilus‘ 〈Var.:
p̄mia 12. Jh.: kontaminiert aus ahd. brema, -o
und as. bremmia? Ahd. Wb. I, 1352; bremme:
13. Jh. mhd.〉 — bremoAWB m. n-St., nur in Gl.:
‚(Vieh-)Bremse, Gemeine Rinderbremse, oe-
strus, -um, asilus, tabanus, bastaban‘ (Tabanus
bovinus L.). — Mhd. und frühnhd. brem(e)
sw. m.(f.). — In der Hochsprache der Gegen-
wart sind die s-losen Formen, die nur noch
mdartl. gebraucht werden (s. u.), verdrängt
durch ndd. Bremse (→ brimissa); das Über-
handnehmen des Fem. ist wohl dem vorwie-
genden Gebrauch des Plurals (die B.n) zuzu-
schreiben.
Ahd. Wb. I, 1351 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 101; Starck-
Wells 75 f.; Graff III, 303 f.; Schade 83; Lexer I, 348;
Benecke I, 238; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 54 (asilus).
69 (bastaban). 393 (oestrum). 570 (tabanus); Götze,
Frühnhd. Gl.⁶ 40; Dt. Wb. II, 362 f. 363 f.; Kluge²¹
98 f.; Kluge²² 104; Pfeifer, Et. Wb. 212.
Die verzeichneten Wortformen brema, bremma
und bremo sind auf den dt. Sprachraum be-
schränkt. Es handelt sich um Nomina agentis zu
der germ. Basis *rem- < idg. *bhrem- ‚brum-
men, summen, surren‘ (→ *breman), die nicht
nur nach dem Muster der mask. und fem. n-
Stämme wie *reman- bzw. *remōn-, sondern
auch nach den jōn-St. wie *remm-jōn- gebildet
sind; von diesen werden bremo an zwei Gl.stel-
len, 2, 702, 54 und 726, 33, durch andd. bremo
bestätigt, wie auch ahd. *bremma durch die as.
Glosse bremmia (s. Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
107, 31 und 110, 10). Das Insekt ist demnach als
‚Brummer(in)‘ charakterisiert, wozu man als
parallele Namengebung bulg. brъmb-ar, -al
‚Hummel, Käfer‘ vergleichen möge (s. Walde-
Pokorny II, 203 oben).
Während sich im Nhd. eine aus dem Ndd. stammende
Variante, Bremse (→ brimissa), durchgesetzt hat, le-
ben die ahd. Formen in den meisten hoch- und mit-
teldt. Mdaa. weiter, so im Alem. als brāme, brämme,
brēm, bremme, auch brǟm (< *brāmm[j]-, Schweiz.
Id. V, 603 ff.); schwäb. brēm, Fischer, Schwäb. Wb. I,
1394 f.; zum Bair. vgl. Schmeller, Bayer. Wb.² I, 356
(Brem); Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr.
III, 858 ff.; außerdem: Müller, Rhein. Wb. I, 961
(Bremme [brεm] neben Bremse); Christmann, Pfälz.
Wb. I, 1194 f. (Breme f., mit Karte). 1195 f. (Bremse f.:
„nahezu ausschließlich auf d. nördl. Teil d. Pfalz be-
schränkt“); Maurer-Mulch, Südhess. Wb. I, 1095 f.
(Breme f.); Kück, Lüneburger Wb. I, 227 (Brems’, aber
Bräm’nfrät’r mit relikthafter s-loser Form); Wossidlo-
Teuchert, Meckl. Wb. I, 1151; Ziesemer, Preuß. Wb.
I, 795 (Bremse f.; „in älterer Sprache Brem[m]e f.“). —
Vgl. auch Mitzka-Schmitt, Dt. Wortatlas I (1952),
29 f. (Karte 34).