bretaAWB f. n-(?)St., nur in Gl.: ‚flache, breite
Hand, Handfläche, palma, vola‘ 〈Var.: p-;
einmal brettin (11. Jh.) wohl für *bretun
akk. pl. = palmas? einmal -te (13. Jh., mhd.)〉.
Das Wort ist nach dem 13. Jh. auf hochdt. Ge-
biet nicht mehr zu belegen, auch nicht in den
dt. Mdaa. der Gegenwart.
Ahd. Wb. I, 1374; Splett, Ahd. Wb. I, 102; Starck-
Wells 77; Graff III, 295; Schade 84; Dt. Wb. II, 376;
Kluge²¹ 98; Kluge²² 104.
Etym. Entsprechungen von ahd. breta begegnen
meist als zweiter Teil von Zss. in afries. hondbre-
de f. und ae. handbred n., -brǣdu f., me. hond-
brede, auch -brōd(e), -brād, wohl unter Einfluß
von ae. brād ‚breit‘. Außerdem findet sich ein
Wortelement breða- in der aisl. Zss. breðafǫnn f.
‚Schneewehe‘ (Vǫlsunga Saga I, 116), das ge-
meinhin zu aisl. breði, nnorw. mdart. bræ, bride
‚Gletscher‘ (färöisch breði ‚Schneeflocke‘), eigtl.
‚breite Fläche‘? (s. u.), gestellt wird sowie zu ei-
nem davon abgeleiteten Verbum nnorw. breda,
brida ‚schimmern wie Schnee‘, ohne daß ein
möglicher Zusammenhang mit aisl. breiðr und
ahd. breta ernstlich bestritten wird.
Holthausen, Afries. Wb.² 12. 39; Richthofen, Afries.
Wb. 825. 1164; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. II, 30; Holthausen, Ae. et. Wb. 33; Bosworth-
Toller, AS Dict. 508; Suppl. 507; ME Dict. G-H, 893;
OED² II, 524 (brede²); VI, 1071 (handbrede); Vries,
Anord. et. Wb.² 55; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 897;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 24; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog I, 180; Cleasby-Vigfusson,
Icel.-Engl. Dict. 77; Torp, Nynorsk et. ordb. 39; Norsk
ordbok I, 882; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 100;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 104 (s. v. *braiþs); Leh-
mann, Gothic Et. Dict. B-93 (s. v. *braiþs).
Trotz der immer wieder vorgebrachten Beden-
ken kann doch kaum ein Zweifel darüber be-
stehen, daß ahd. breta und Verwandte auf ur-
germ. *riđō zurückzuführen sind und zu der
Sippe von ahd. breit (s. d.), urgerm. *raiđa- ge-
hören. Da es aber keinen regelmäßigen Laut-
wandel i > e vor -ō/ -a im Germanischen gab
(vgl. A. L. Lloyd, Lang. 62 [1966], 738 ff.), ist
der e-Vokal in diesem Wort viell. seinem weit-
gehenden Gebrauch als zweites Glied von Zss.
zuzuschreiben; vgl. ahd. -fred, ae. -ferð, -freð in
Eigennamen (neben ahd. fridu, ae. friðu), ae.
fyrwet (neben fyrwit) ‚Neugier‘ usw. Vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 31 Anm. 3; G. Baesecke,
PBB 52 (1928), 104; St. Sonderegger, ZMF 28
(1961), 268; Campbell, OE Gr. § 372; Sievers-
Brunner, Ae. Gr.³ § 43, 3.
Wie die weitere Entwicklung von ae. hand-bred
und -brǣdu nahelegt, wurde der Untergang des
Wortes wohl durch den An- oder Gleichklang
von Formen wie andd. *-breda und *-brēda
(< *-breida) oder ae. -bred(e) und -brǣdu be-
siegelt.
Das gelegentlich zur etym. Analyse herangezogene
lett. Wort birda ‚feiner Schnee‘ und Verwandtes sind
fernzuhalten (vgl. Falk-Torp, a. a. O. 110).
Zu den wenigen, meist umstrittenen außergerm.
Verknüpfungen von ahd. breta → breit.