brettanAWB st. v. III, nur Otfrid 4, 17, 1: ‚(das
Schwert) ziehen, zücken, educere‘; (auch in
den Zss. gibrettan, intbrettan, irbrettan, zibret-
tan, s. u.). 〈Formen: prät. sg. brat(t), prät. pl.
-bruttun, part. prät. -brottan; Var.: pr-〉. —
Mhd. bretten st. v. ‚ziehen, zücken, weben‘;
nhd. mdartl. bretten st.sw. v. (s. u.).
Ahd. Wb. I, 1375 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 103; Schütz-
eichel⁴ 80; Starck-Wells 77; Graff III, 287; Schade 84;
Lexer I, 351; Benecke I, 259; Dt. Wb. II, 378 f. —
Schweiz. Id. V, 916 f. (‚flechten, stricken‘); Ochs, Bad.
Wb. I, 323 (‚flechten, stricken‘); Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 372 f.; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in
Österr. III, 923 (‚dengeln; eggen‘, hierher?; vgl. auch
Müller, Rhein. Wb. I, 974).
Der Vergleich mit verwandten Verben in den
anderen germ. Sprachen zeigt, daß ahd. -tt- <
*-kt- assimiliert worden ist und auf germ. *-đ-
zurückgeht: vgl. as. *bregdan (nur 3. pl. prät.
brugdun Hel. 1177) ‚knüpfen, flechten‘, mndd.
breiden, brēiden sw. v. ‚stricken, flechten‘ (zu
*-ad- > *-aid- > -eid- vgl. Lasch, Mndd. Gr.
§ 126 f.); mndl. breiden, breien sw. v. ‚weben,
flechten‘, nndl. breien ‚stricken‘ (vgl. Franck,
Mndl. Gr. § 118; Meer, Hist. Gr. d. ndl. Spr. §
166, 2); afries. breida, brīda st. v. ‚ziehen, zük-
ken, widerrufen‘ (vgl. Helten, Lex. d. Aostfries.
68. 246; ders., Aostfries. Gr. § 270 β), nostfries.
breiden, breien ‚stricken‘, nwestfries. breidsje
‚stricken, weben‘; ae. bregdan, brēdan st. v.
‚schwingen, zücken, ziehen, flechten, verwan-
deln, täuschen usw.‘ (vgl. Campbell, OE Gr. §
243; Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 214, 3), me.
breiden, brēden, braiden st.sw. v. ‚schnell bewe-
gen, ziehen, zücken, flechten, (sich) verwan-
deln‘, ne. braid sw. v. ‚flechten‘; aisl. bregða st. v.
‚schnell bewegen, schwingen, winden; flechten;
verändern, wechseln; beschuldigen‘, nisl. breg-
ða, nnorw. bregda, aschwed. bræghþa, ält.
ndän. bre(i)de, ndän. bebreide. Das Wort ist im
Got. nicht belegt.
Fick III (Germ.)⁴ 278; Seebold, Germ. st. Verben
129 ff.; Holthausen, As. Wb. 9; Sehrt, Wb. z. Hel.²
61; Berr, Et. Gl. to Hel. 64 f.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 343. 345; Schiller-Lübben, Mndd. Wb.
I, 418; Verdam, Mndl. handwb. 116; Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 91; Vries, Ndls. et. wb. 85 f.; Holthausen,
Afries. Wb.² 12; Richthofen, Afries. Wb. 670; Doorn-
kaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 225; Dijkstra,
Friesch Wb. I, 231; Holthausen, Ae. et. Wb. 33; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 122; Suppl. 104 f.; Suppl. II,
12; ME Dict. A—B, 1128 ff.; OED² II, 478 f.; Oxf.
Dict. of Engl. Et. 113; Vries, Anord. et. Wb.² 55; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 621; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 24; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 56;
Torp, Nynorsk et. ordb. 39; Noreen, Aschwed. Gr. §
164. 171.
Germ. *ređan- mit seinen vielen Bedeutungen
hat keine sichere Etymologie. Es läßt sich auf
idg. *bhreg-, *bhregh- oder am wahrscheinlich-
sten — wenn ahd. bruogen (< *rō-jan- ‚er-
schrecken‘ (s. d.) und brehan ‚triefäugig‘ (s. d.)
verwandt sind — auf *bhrek- zurückführen, mit
einem *-dho-Suffix (wohl ursprl. nur im Präs.,
vgl. aisl. bregða : brá; s. aber Collitz, Schw. Prät.
110 f.; zur idg. *-dho-Erweiterung vgl. Brug-
mann, Grdr.² II, 3 § 290 ff.), wie in ae. stregdan
‚(zer)streuen‘, wohl < *strek-dho- (vgl. aksl.
strěkati ‚stechen, [an]stacheln‘, Sadnik-Aitzet-
müller, Handwb. z. d. aksl. Texten Nr. 125. 310;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 289). Trotz See-
bold, a. a. O., ist es nicht notwendig, eine -to-
Erweiterung nur deshalb anzusetzen, weil idg.
*-dho- zufällig nur in diesen zwei Verben nach
Gutturalen belegt ist.
Meistens wird germ. *ređan- auf idg. *bhre-
dho- zurückgeführt, zur Basis *bhere- (Po-
korny *bherǝ-, *bhrē-) ‚glänzen‘, und mit
mhd. brehen ‚plötzlich und stark leuchten‘, aisl.
brjá ‚glänzen‘ verglichen (→ brahsa, brâwa, bre-
han). Diese Basis, wie die gleichbed. *bhereg̑-
oder *bherǝg̑- [**bherH₁g̑-], → beraht, ist wohl
eine Erweiterung von der Wz. *bher- ‚glänzend‘.
Von einer ursprl. Bed. etwa ‚flimmern, (auf)-
glänzen‘ hätten sich dann die weiteren Bed. ‚ra-
sche, zuckende Bewegungen machen‘ (vgl. nhd.
‚blitzschnell‘, engl. ‚I’ll be back in a flash‘),
‚schwingen‘, ‚flechten‘ (‚den Faden hin und her
schwingen‘) usw. entwickelt.
Man hat gelegentlich an der Möglichkeit einer
so umständlichen Bed.entwicklung und deshalb
an dem Zusammenhang mit *rehan- gezweifelt
(so u. a. Vries, Ndls. et. wb. 85 f.). Dennoch
scheint dieser Zs.hang durch den Vergleich von
aisl. aug(n)abragð ‚Blick; Augenzwinkern; Au-
genblick‘, bragð ‚schnelle Bewegung‘; ‚Ausse-
hen‘ (zu *ređan-) mit got. braƕ augins ‚Au-
genblick‘ (zu *rehan-) bestätigt (vgl. A. L.
Lloyd in Hist. Lex. of the German Lang. I,
71 ff.).
Walde-Pokorny II, 169; Pokorny 141 f.; Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 103; Lehmann, Gothic Et. Dict. B-92.
Weniger wahrscheinlich ist der schon von K. F. Johans-
son, Zfvgl.Spr. 30 (1890), 446 f. und Brugmann,
Grdr.² II, 3, § 291, vorgeschlagene Vergleich mit lit.
mérkti ‚die Augen schließen, blinzeln‘ usw. < idg.
*merk- : *mrek- (→ morgan), denn eine germ. Laut-
entwicklung *mr- > *br- ist sehr zweifelhaft (vgl.
auch Seebold, a. a. O.).
Nur sehr unsichere Wurzeletymologien bietet Seebold,
a. a. O. 132: aind. bhuráti ‚bewegt sich schnell‘ (ge-
wöhnlich zu *bherǝ- ‚aufwallen, sich heftig bewegen‘
gestellt, vgl. Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II, 508;
ders., Et. Wb. d. Altindoar. II, 250 f.; Walde-Pokorny
II, 157 f.; Pokorny 132 f.), mir. bras ‚schnell‘, lit. bruz-
dùs, bruzgùs ‚schnell‘, bruzdti ‚sich tummeln‘, aksl.
brъzo ‚rasch, schnell‘, lat. confestim ‚sofort‘ (alles ge-
wöhnlich zu *bher[e]s- ‚schnell‘, Pokorny 143 oder
*bhers- ‚eilen‘, Walde-Pokorny II, 175 gestellt; vgl.
auch Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. B-79). Semantisch
wäre die Herleitung von *ređan- wie auch aller
obigen Wörter aus einer idg. Wz. *bher- ‚schnell;
schnelle Bewegungen machen‘ (?) zwar möglich, aber
für eine *-ek-, *-eg(h)- oder *-eg̑-Erweiterung von ei-
ner solchen Wz. fehlen Parallelen. Abzulehnen Vries,
Ndls. et. wb. 85 f.; ders., Anord. et. Wb.² 55: *ređan-
habe ursprl. ‚flechten‘ bedeutet und gehe auf eine idg.
Wz. *bher- ‚Zaun, Zaungeflecht‘ zurück (ganz im
Sinne von J. Trier, Holz 81 ff.).