brnelleAWB mhd. f., nur Gl. 3, 551, 29 (14. Jh.;
zwei andere Hss. haben bibinella, s. d.): ‚Brau-
nelle, Brunelle, brunella‘ (Prunella L.); nhd.
Braunelle, Brunelle. Aus mittellat. brunella,
woraus auch nfrz. brunelle (erst seit dem
16. Jh.), nndl. brunel(le), ne. veraltet bru-
nel(le), ndän. nschwed. brunell (Weiteres bei
Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen I, 1087).
Dem mittellat. Wort liegt das aus dem Germ.
entlehnte Adj. mlat. brūnus ‚braun‘ (→ brûn)
zugrunde; das Benennungsmotiv ist wahrschein-
lich die braune Farbe der Blütenkelche. Früher
(schon im 16. Jh.) glaubte man, der Pflanzenna-
me gehe auf die Verwendung der Pflanze gegen
die Bräune (Angina), mlat. auch brunella, pru-
nella genannt, zurück, eine „Krankheit mit
braunroter Entzündung der Luftwege“ (Höfler,
Dt. Krankheitsnamenbuch 65). Wahrscheinlich
sind aber die beiden Bezeichnungen unabhängig
voneinander aufgekommen und dann volks-
etym. verknüpft worden. Von Anfang an wurde
brnelle wohl durch eine ähnlich lautende -ella-
Erweiterung von mlat. *prūna ‚Pflaume‘ beein-
flußt (vgl. nfrz. prunelle ‚Schlehe‘), worauf der
Anlaut pr- neben br- zurückzuführen ist. Ein
weiterer Einfluß von lat. prūna ‚glühende Kohle‘
(ursprl. als Bezeichnung der Krankheit? vgl.
OED² XII, 731 f.; Schweiz. Id. V, 652) ist sehr
unwahrscheinlich.
Ahd. Wb. I, 1436; Splett, Ahd. Wb. I, 110; Starck-
Wells 80; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 82. 469; Dt. Wb.
II, 326. — OED² II, 598. — Mittellat. Wb. I, 1589;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 1340. 6798; Wart-
burg, Frz. et. Wb. I, 563; XV, 1, 309; Gamillscheg,
Et. Wb. d. frz. Spr.² 160; Trésor de la langue franç. IV,
1032.