brunnaAWB f. jō- und jōn-St., Gl., Hildebr.,
Otfrid; auch prunnîAWB f. īn-St., nur in Gl.:
‚(Brust-)Harnisch, Panzer, lorica, thorax‘
〈Var.: prunna, brunia, prunia〉. — Mhd. brünne,
brünje, bes. häufig in den Heldenepen, wäh-
rend in der höfischen Dichtung meistens hals-
berc vorkommt (vgl. San-Marte [d. h.
A. Schultz], Zur Waffenkunde d. ält. dt. Mittel-
alters [Quedlinburg, 1867] 28 ff.; Schultz, Das
höfische Leben II, 30 ff.; Maurer-Rupp, Dt.
Wortgesch. 231). Als die Sache außer Gebrauch
kam, ist auch das Wort ausgestorben; erst im
19. Jh. wurde es von den Dichtern der Roman-
tik wiederbelebt: nhd. Brünne.
Ahd. Wb. I, 1437 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 110; Schütz-
eichel⁴ 82; Starck-Wells 80; Graff III, 312; Schade 87;
Lexer I, 366; Benecke I, 270; Dt. Wb. II, 435; Trüb-
ners Dt. Wb. I, 446; Weigand, Dt. Wb.⁵ I, 296; Klu-
ge²¹ 104 f.; Kluge²² 109; Pfeifer, Et. Wb. 222. — Vgl.
auch E. Maschke, ZfdPh. 51 (1926), 168 ff.; Lühr,
Stud. z. Hildebrandlied 700.
Das Wort hat Entsprechungen in fast allen alt-
germ. Dialekten: as. nur brungę akk.sg. ‚thoraca‘
(Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 113, 24. 175),
mndd. brönje, brönni(g)e, brünne, brünny(g)e;
mndl. bronie; ae. byrne (mit Metathese wie in
bersten < *brestan), auch -brynige in healsbryni-
ge (aus dem Aisl.?), me. brinie, brunie (aus dem
Skand. entlehnt nach Björkman, Scand. Loan-
words 183 f.), ne. byrnie (schott. Var. von me.
brinie, brunie); aisl. aschwed. brynja, ndän.
nnorw. brynje, nschwed. brynja; got. brunjō
(nur dat. sg. brunjon); langob. in dem PN Bru-
nipert(us) (Bruckner, Spr. d. Langob. 239; zu
anderen germ. Namen mit dem Bestandteil
*brunj- wie anord. Brynhildr, westgot. Bruni-
childe usw. vgl. Naumann, Anord. Namenstu-
dien 29; Förstemann, Adt. Namenbuch2-3 I,
338 ff.; Reichert, Lexikon d. altgerm. Namen I,
150 ff.; II, 487).
Fick III (Germ.)⁴ 282; Holthausen, As. Wb. 10;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 353. 359;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 432; Verdam, Mndl.
handwb. 118; Holthausen, Ae. et. Wb. 37. 41; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 140; Suppl. 114. 522; ME Dict.
A—B, 1179; OED² I, 557. 606. 736; Oxf. Dict. of Engl.
Et. 132; Vries, Anord. et. Wb.² 62; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 637; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 28;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 110; Torp, Nynorsk
et. ordb. 46; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 105; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 107 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict.
B-104.
Das germ. Wort ist wohl sehr früh aus dem Kelt.
entlehnt, und zwar aus einem gall. Wort, das
mit air. bruinne m. ‚Brust‘ (< urkelt. *brun-
nii̯o-, idg. *bhrus-ni̯o-; → brust) verwandt war.
Wie nhd. Panzer < afrz. pancier ‚Rüstung für
den Leib‘ auf lat. pantex ‚Wanst‘ beruht (Klu-
ge²¹ 529), so bedeutete germ. *runjō- ‚Brust-
schutz‘, wobei das ursprl. Material, aus dem
diese Rüstung bestand, nicht näher bestimmt
wird. Die Kelten haben ohne Zweifel eiserne
Ringpanzer gekannt — ja, Varro (116—27
v. Chr.) bezeichnet den Kettenpanzer als galli-
sche Erfindung (vgl. Maschke, a. a. O. 171), und
zur La-Tène-Zeit (2. Hälfte des letzten vor-
christl. Jahrtausends) in Europa hatten die kelt.
Handwerker bes. in der Bearbeitung des Eisens
eine führende Stellung inne. Die Germanen ha-
ben den Gebrauch eines ‚Brustschutzes‘ von den
Kelten gelernt, aber woraus dieser bei ihnen ge-
fertigt war, ob ursprl. aus Leder oder Fell und
erst später aus Eisen, oder von Anfang an aus
Eisenringen, läßt sich nicht sicher entscheiden
(vgl. Maschke, a. a. O.; Stender-Petersen, Slav.-
germ. Lehnw. 224 ff.).
Aus dem Germ. entlehnt sind mlat. brunia, afrz.
mfrz. broigne, aprov. bronha ‚Brustharnisch‘;
auch aksl. brъńa (nur Pl. belegt), aruss. brъnja,
nruss. bronja, bron’, apoln. brnia, tschech. brně
pl. ‚Brustharnisch, Panzer‘; apreuß. brunyos,
lett. brun̨̄as ‚dss.‘ sind entweder germ. oder slav.
Lehnwörter.
Germ. *runjō- gehört kaum zu germ. *rūn- (mit
langem ū) ‚braun; glänzend (bes. von Waffen)‘, →
brûn (so M. Szadrowsky, Germ.-rom. Monatsschr. 31
[1943], 273; ähnlich schon J. Grimm, Dt. Wb. II, 435,
der aber beide Wörter zu brinnen [→ brinnan] stellte).
Zu anderen verfehlten Versuchen, das Wort als germ.
Erbwort zu erklären, s. Feist, a. a. O., Vries, a. a. O.
Walde-Pokorny II, 197; Pokorny 170 f.; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. B-104 f.; Hoops Reallex.¹ III,
394 f.; Schrader, Reallex. d. idg. Alt.² II, 151 f.; Mittel-
lat. Wb. I, 1590 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1599;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 1339; Wartburg,
Frz. et. Wb. I, 572; XV, 1, 310; Sadnik-Aitzetmüller,
Handwb. z. d. aksl. Texten 14. 219; dies., Vgl. Wb. d.
slav. Spr. Nr. 344; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 38;
Berneker, Slav. et. Wb. I, 90; Vasmer, Russ. et. Wb. I,
126; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I, 340.
S. auch brust.