bruzzîAWB [-ss-] f. īn-St., nur Otfrid (zweimal):
‚Gebrechlichkeit, Hinfälligkeit‘; auch bruzzîgAWB
adj., einmal Otfrid: ‚gebrechlich, hinfällig‘.
Diese Wörter sind weder ins Mhd. noch ins
Nhd. fortgesetzt.
Ahd. Wb. I, 1475; Splett, Ahd. Wb. I, 114; Schütz-
eichel⁴ 82; Graff III, 293; Schade 88.
Die ahd. Wörter sind Bildungen mit der
Schwundstufe *rut- der germ. Wz. *reut- in
ae. brēotan, aisl. brjóta st. v. II ‚brechen‘. Eben-
falls mit Schwundstufe, aber mit Adj.suffix -il-
statt -îg- (vgl. ahd. luzzîg : luzzil ‚klein‘) gebil-
det sind me. brutel, britel, ne. brittle ‚zerbrech-
lich, spröde‘; andere schwundstufige Bildungen
sind aisl. -brytill m. in garðbrytill ‚Zaunbrecher‘;
brot n. ‚(Bruch-)Stück, Schiffbruch usw.‘; ae.
gebryttan ‚zerbrechen‘, brytsen f. ‚Bruchstück‘,
gebrot n. ‚dss.‘ (→ broz).
Fick III (Germ.)⁴ 281 f.; Seebold, Germ. st. Verben
141 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 34 (brēotan). 36 (ge-
brot). 37 (brytsen); Bosworth-Toller, AS Dict. 124.
132. 376; Suppl. 299. 300; ME Dict. A—B, 1197 f. (s. v.
brotel); Oxf. Dict. of Engl. Et. 19; Vries, Anord. et.
Wb.² 58 (brjóta). 59 (brot); Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 28 (-brytill); Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog I, 558 (garðbrytill).
Die germ. Wz. *reut- < vorgerm. *bhreu̯d- ist
außergerm. nicht belegt. Sie ist wohl eine ursprl.
-d-Erweiterung der idg. Wz. *bhreu̯- ‚brechen‘,
die mit -t-Erweiterung in ahd. brôdi ‚schwach,
hinfällig‘ (s. d.) und mit -s-Erweiterung in lat.
frustum ‚Brocken, Stückchen‘, ae. brȳsan ‚zer-
brechen‘ vorkommt (→ brsama). Die selten be-
legte einfache Wz. *bhreu̯-, seinerseits wohl eine
Erweiterung von der idg. Wz. *bher- ‚schnei-
den, spalten usw.‘ (→ berien), kommt viell. in lit.
br(i)áutis ‚gewaltsam vordringen‘ (daneben mit
-k-Erweiterung in lit. braũkti ‚streichen, strei-
fen‘) vor (vgl. Fraenkel, Lit. et. Wb. 54 f.; anders
Pokorny 144; → brunno).
Walde-Pokorny II, 196; Pokorny 169.