bulizAWB, pulizAWB [-s] m. a-St., nur in Gl. vom
10. Jh. an: ‚Pilz, boletus, tuber; geringwertiges
Schweinefutter, siliqua‘. — Mhd. bül(l)ez, bülz
(nach Paul, Mhd. Gr.²³ § 49, 1. 69. 113. 150;
Dt. Wb. II, 514; fehlt bei Benecke, Lexer),
nhd. Pilz (veraltet Bülz; zur Entrundung von
ü > i vgl. Paul, a. a. O. § 49, 1; zu p- neben b-
in Lehnwörtern vgl. Kluge²¹ 550; zur Entwick-
lung von mhd. -liz, -lez mit Spirans zu -lz mit
Affrikate vgl. Paul, a. a. O. § 113. 150); mdartl.
(bair.) begegnet das Wort noch mit Spirans:
bülß, pülß, bülß(t)ling u. a. (Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 237; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa.
in Österr. III, 1351 ff.).
Ahd. Wb. I, 1486; Splett, Ahd. Wb. I, 1212; Starck-
Wells 84. 797; Graff III, 103; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 78 (boletus). 534 (siliqua); Dt. Wb. II, 514
(Bülz); VII, 1857 f. (Pilz); Kluge²¹ 550; Kluge²² 546;
Pfeifer, Et. Wb. 1278.
Das aus lat. bōlētus ‚Pilz‘ entlehnte Wort (vgl.
aitalien., nitalien. boleto, nfrz. bolet und s.
Wartburg, Frz. et. Wb. I, 426 f.) kommt wohl
auch im As. vor: bulit (nur Gl. 4, 197, 48, Cod.
Sem. Trev. R III, 13; 11./12. Jh., nddt.? oder
mfrk. mit nddt. Vorlage?), ist im Mndd. nicht
belegt, aber erscheint wieder in nndd. Mdaa.:
westfäl. bülte, rhein. bylt (vgl. Woeste, Wb. d.
westf. Mda. 44; Müller, Rhein. Wb. I, 116).
Wohl aus demselben Wort oder der aus gr.
βωλίτης entlehnten Variante bōlītēs (s. u.)
stammt ae. bulot, bulut ‚Kuckucksblume‘ (Lych-
nis-flos cuculi L.), denn nach Plinius, Nat. Hist.
21, 171, bedeutete bōlītēs auch ‚Wurzelknolle
der Lychnis‘ („radicem eius Asiani boliten uo-
cant“); vgl. Schrader, Reallex. d. idg. Alt.² I,
345.
Holthausen, As. Wb. 11; Gallée, Vorstud. z. e. andd.
Wb. 41; Holthausen, Ae. et. Wb. 38; Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 133; Suppl. 110; Thes. ling. lat. II, 2067.
Nicht verwandt sind mndd. bult(e), bült(e) m.f. ‚Hau-
fen, kleiner Erdhügel‘, bülte n. ‚Strohsack‘; mndl.
bult(e) ‚Buckel, Beule; Strohsack‘, nndl. bult ‚Buckel,
Beule‘, die wohl auf die idg. Wz. *bhel(ǝ)- ‚aufblasen,
schwellen‘ zurückgehen (→ bal¹ und vgl. Franck, Et.
Wb. d. ndl. taal² 99), aber eine Kontamination der
beiden Sippen auf ndd. Gebiet wäre nicht auszuschlie-
ßen, denn das (m)ndd. Wort übersetzt auch lat. tuber
(vgl. Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 449; Diefenbach,
a. a. O. 600; Dt. Wb. II, 514).
Die Etym. von lat. bōlētus ist dunkel: manche
halten es für ein Lehnwort aus gr. βωλήτης,
βωλίτης ‚Pilz‘, andere glauben, das gr. Wort sei
aus dem Lat. entlehnt. Ebenso unsicher ist ein
möglicher Zs.hang mit lit. bud, budìs, budẽlė
‚eine Pilzart‘, tschech. bedla ‚Blätterschwamm‘,
pl. bedly ‚Schwämmchen im Mund (eine Krank-
heit)‘ usw.: alles aus einem voridg. Substratwort?
— Russ. dial. blícy pl. ‚Pilze, Schwämme‘ ist viell.
aus dt. Pilz (Bülz) entlehnt; nach Vasmer, Russ.
et. Wb. I, 93 dagegen mit den anderen balt. und
slav. Wörtern urverwandt.
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 110; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 72; Frisk, Gr. et. Wb. I, 278 f.; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 203; Pokorny 100; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 61 f.; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav.
Spr. Nr. 373; Berneker, Slav. et. Wb. I, 61; Traut-
mann, Balt.-Slav. Wb. 39.