danneAWB, denneAWB adv., seit dem 8. Jh.: ‚dann,
darauf, ferner, nämlich, sogar, weiterhin, fort-
an, damals, unter diesen Umständen, demzu-
folge, also, nun, deinde, ergo, tunc‘ (danne +
Präs. zum Ausdruck des Futurs; zur Verstär-
kung von ibu im Konditionalsatz, zur Verstär-
kung von Fragen, Imperativen); konj.: ‚als,
wenn, indem, während, obwohl, da, weil,
wann, cum, dum‘; Vergleichspartikel: ‚als,
quam (nach Kompar.)‘ 〈Var.: thanne, than(n)e,
thannæ, thanna, than(n), dane, dhanne, dan-
(n)a, dan, tanne, danni, đanne bzw. dene,
tenne, selten denni〉. Da ahd. danana (s. d.) zu
danna und weiterhin mit Abschwächung des
auslautenden -a zu danne synkopiert sein
kann, ist für die spätere Zeit Vermengung mit
den synkopierten Formen von danana nicht
auszuschließen (vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II
§ 641). Die ahd. e-haltigen Formen deuten
nach Ausweis des Mhd. auf ein Umlaut-e
(H. Paul, PBB 4 [1877], 471 f.). — Mhd.
danne, denne ‚dann, als (nach Kompar.)‘;
‚weil‘ (erste Hälfte des 15. Jh.s), nhd. dann ne-
ben denn, mit dem das häufigere dann bis ins
18. Jh. in der Bedeutung übereinstimmt.
Ahd. Wb. II, 90 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 125; Schütz-
eichel⁴ 85; Starck-Wells 90. 798. 840; Graff V, 44 ff.;
Schade 96; Lexer I, 409 f.; Benecke I, 302; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 601 (tunc); Dt. Wb. II, 740 ff.
(unhaltbar: ahd. denne aus dem Akk. den; s. u.); Dt.
Wb.² VI, 240 ff. 668 ff.; Kluge²¹ 121 (jedoch mit un-
richtiger Vermengung von ahd. danne mit dan, dana¹
und dana², s. d. d.); Kluge²² 127 f.; Pfeifer, Et. Wb.
255 f.; Hiersche, Dt. et. Wb. D-31 f.; Behaghel, Ge-
brauch d. Zeitformen 175 f.; I. Schröbler, ZfdA. 82
(1948—50), 240 ff.; G. von Stuckrad, PBB 79 (Halle,
1957), 489 ff.
Während dann im Omd. und Nd. fehlt und denn so
die Bedeutungen ‚dann‘ und ‚denn‘ hat, gilt dann in
den Bedeutungen ‚dann‘ und ‚denn‘ im Els., Bad.,
Rhein., Pfälz. und Südhess. ausschließlich.
Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. II, 686; Ochs,
Bad. Wb. I, 415; Müller, Rhein. Wb. I, 1244; Christ-
mann, Pfälz. Wb. II, 73 f.; Maurer-Mulch, Südhess.
Wb. I, 1352.
Ahd. danne entsprechen as. thanna, thanne
‚dann; wenn, als‘, mndd. dann(e) ‚danach, dann
weiter, hinfort, sogleich‘; mndl. danne ‚dann,
nun, doch, als (nach Kompar.), als (temporal),
weil‘; afries. danne, thanna, thanne ‚dann‘; ae.
ðanne, ðonne ‚dann, daher, doch; während, als
(nach Kompar.), als (temporal), eher, seit, ob-
gleich‘, me. þann, þanne ‚dann‘; und mit ahd.
denne sind identisch mndd. denne ‚denn, dann,
zu der Zeit, aber dennoch‘; afries. thenna,
thenne ‚dann‘, nostfries. denn, den ‚dann,
wenn, als‘; hinzu kommen ae. ðænne ‚dann, da-
her, doch; während, als (nach Kompar.), als
(temporal), eher, seit, obgleich‘, me. þenne
‚dann‘, ne. veraltet thenne, ne. then (die seman-
tische Differenzierung zwischen ne. than [→ dan]
und then fand wie im Dt. erst im 18. Jh. statt).
Fick III (Germ.)⁴ 174 f.; Holthausen, As. Wb. 77;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 545 ff.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 395. 414; Verdam, Mndl. handwb.
128 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 105 f.; Vries, Ndls. et.
wb. 105; Holthausen, Afries. Wb.² 110; Richthofen,
Afries. Wb. 1067; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. I, 292; Holthausen, Ae. et. Wb. 360 f.; Bosworth-
Toller, AS Dict. 1037 f.; Suppl. 727; Stratmann-Bradley,
ME Dict.³ 627; Oxf. Dict. of Engl. Et. 915.
Die Lautformen, die einen Stammvokal a ent-
halten, führt G. Schmidt, Germ. Adv. 96 f. zu
Recht auf urgerm. *þan-nai zurück; zur Parti-
kel uridg. *nai̯ [**naH₂i] (gr. ναί ‚fürwahr,
wahrlich, ja‘, toch. B nai ‚doch‘; s. Frisk, Gr. et.
Wb. II, 286) im Germ. vgl. mhd. verne ‚im vo-
rigen Jahr‘ (umbr. perne ‚vorher‘, lit. pérnai ‚im
vorigen [Jahre]‘; s. Brugmann, Grdr.² II, 2
§ 579; Schmidt, a. a. O. 336 f.); → wanne. Dem-
gegenüber liegt wegen des Umlaut-e in ahd.
denne (s. o.) wahrscheinlich, wie Schmidt an-
nimmt, die Fortsetzung der e-haltigen Variante
der uridg. Partikel *nai̯, *nei̯, vor; vgl. lit. néi
‚wie‘, aruss. ni ‚als‘, abulg. lani ‚im vorigen
Jahr, im vorigen Sommer‘ < *ol-nei̯, alb. kurrë
‚je‘ < *ku̯ur-ne(i) (H. Pedersen, Zfvgl.Spr. 36
[1900], 318). Ae. ðænne erklärt sich als Kreu-
zung aus ae. ðanne und *ðenne (zu solchen
Kontaminationsformen s. Sievers-Brunner, Ae.
Gr.³ § 96, 3).
Fraenkel, Lit. et. Wb. 576; Kluge, Urgerm.³ § 242:
verstärkendes *nai im Germ.; W. v. Helten, PBB 28
(1930), 560 f.: ablativisches Suffix *nē. Unhaltbar
H. Möller, Zfvgl.Spr. 49 (1919—20), 231 f.: ahd. danne
usw., denne < uridg. Lok. *to-nu̯oi mit *-nu̯- zu ur-
idg. *néu̯os ‚neu‘.