dechan m. a-St., nur in Gl. vom 10. bis
14. Jh.: ‚Führer von zehn Mann, Dechant, de-
canus‘ 〈Var.: degan (10. Jh.), dechen, decchan,
dechant, dêchant, techant (seit dem 11. Jh.)〉.
dechan erscheint auch in ON (z. B. ca. a. 1165
Techanschirche, a. 1075 Dechenpfronn). — Mhd.
dechân, dechan, techan, tegan, dechant, de-
chent, têchant st.m. ‚Dechant‘, nhd. Dechant
(im kirchlichen Bereich z. T. regional und kon-
fessionell geschieden heute Dekan [dazu s. u.]
neben Dechant). Das euphonische t im Aus-
laut, das seit dem 11. Jh. vorkommt, und zwar
fast nur in Kombination mit -ch-, übertrifft im
14. Jh. die Formen ohne t und verdrängt diese
dann im 16. Jh.; zum Antritt von t vgl. Perga-
ment (lat. carta Pergamēna) und Zimt (hebr.
[phön.] qinnāmōn, gr. κίνναμον, lat. cinna-
mum). Die frühere, noch im Österr. übliche
Betonung auf der ersten Silbe entspricht der
von ahd. abbat (s. d. und vgl. dazu Hiersche,
Dt. et. Wb. I, 19).
Splett, Ahd. Wb. I, 127; Starck-Wells 623; Graff V,
123. 237; Schade 98; Förstemann, Adt. Namenbuch2-3
II, 1, 698; Köbler, Lat.-germanist. Lex. 109; Lexer I,
309; III, 1412; Benecke I, 309; III, 19; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 167 (decanus); Dt. Wb. II, 880; Dt.
Wb.² VI, 469 ff.; Kluge²¹ 123. 126; Kluge²² 132 (nur
Dekan); Pfeifer, Et. Wb. 264 f.; A. Götze, Akademi-
sche Fachsprache (Heidelberg, 1929), 7.
Ahd. dechan ist wie mndd. dēken, mndl. deken
m. ‚Vorsteher in geistlichen und weltlichen Ver-
einigungen, Dekan‘, ält. ndän. degn ‚Dekan‘,
aostitalien. degan, afrz. deien (woraus me. dēn,
ne. dean), frz. seit dem 12. Jh. doyen ‚Dekan‘,
friaul. dean ‚Dorfvorsteher‘, engad. diaun
‚Richter in Ehescheidungsfragen‘, prov. degan
‚Verwalter eines Landgutes‘ aus lat. decānus ‚mi-
litärischer Führer von zehn Mann‘, kirchenlat.
‚Vorgesetzter von zehn Mönchen‘, dann ‚Vor-
steher des Domkapitels‘ (schließlich im Sinne
von ‚spectabilis‘ ‚Vorsitzender der Fakultät‘), ei-
ner Ableitung von lat. decem, entlehnt. Im Falle
von ahd. dechan soll die Entlehnung vor der hd.
Lautverschiebung stattgefunden haben. Doch ist
das Wort relativ spät bezeugt, Formen mit g für
lat. c herrschen bis ins 12. Jh. vor — sie schwin-
den erst im 13. Jh. — und -g-, das auch sonst für
die im Ahd. im Inlaut fehlende Fortis k eintritt
(Schatz, Ahd. Gr. § 215), wird seit dem 11. Jh.
durch -ch- verdrängt. Auch die Verschiebung
von d zu t der obd. Dialekte gilt nicht als siche-
res Kriterium für eine frühe Entlehnung, da t
aus d durch Lautsubstitution entstanden sein
kann (vgl. ahd. tihtôn < lat. dictāre). Auf jünge-
re Entlehnung weisen mndd. decan, nndl. de-
kaan, hd. Dekan (im 15. Jh. entlehnt), italien.
decano.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 406; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 498; Verdam, Mndl. handwb.
131; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 110; Vries, Ndls. et.
wb. 110; OED² IV, 298; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 138; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 2769; Gamill-
scheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 331; Franz, Lat.-rom. El.
im Ahd. 9; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 2496;
Wartburg, Frz. et. Wb. III, 22 f.; Ebel, Lehnw. d. dt.
Spr. 24; Thes. ling. lat. V, 1, 119; Du Cange II, 752 ff.
S. auch diaconentuom.