deckîAWB f. īn-St., Gl., Tatian, Notker, Gl.:
‚Dach, Decke, Schutz, tegmen, opertorium,
domicilium‘ 〈Var.: decchi, tecchi, deki (vgl.
Franck, Afrk. Gr.² § 115, 7)〉; im 12. Jh. begeg-
net vereinzelt deckaAWB f. ō-St. (Gl. 1, 370, 63.
521, 27. 29; 4, 275, 40). — Mhd. decke ‚Decke,
Bedeckung, Bedecken‘, nhd. Decke.
Splett, Ahd. Wb. I, 122; Schützeichel⁴ 87; Starck-
Wells 92 f.; Graff V, 103; Schade 99; Tatian 455;
Sehrt-Legner, Notker-Wortschatz 64; Lexer I, 413;
Benecke I, 295; Dt. Wb. II, 882 ff.; Dt. Wb.² VI, 477;
Kluge²¹ 124 (s. v. decken); Pfeifer, Et. Wb. 261.
Dem ahd. Wort entspricht mndd. decke f. ‚Dek-
ke, Bedeckung, Dach‘, afries. thekke f. ‚Decke‘,
während aisl. þekja f. ‚Dach, Decke‘, nnorw.
tekkja, ndän. dække, ndän. dial. tække ‚Stroh-
dach‘, aschwed. þækkia (aus dem Skand. ent-
lehnt lapp.norw. dakkō) eine andere Stammbil-
dung voraussetzen. Eine von ahd. deckî abwei-
chende Lautform zeigt mndd. dēke f. ‚Decke,
Bedeckung, Schalldeckel (der Kanzel)‘, ein
Wort, das wohl zu mndd. dēkene f. ‚Decke‘ (as.
thekina f. ‚Decke, Dach‘, nndl. deken f. ‚Dek-
ke‘, ae. ðecen f. ‚Dach, Decke; Haus‘ < urgerm.
*þakinō) zu stellen ist. Da für eine Vorform
*þaki- f. von mndd. dēke Parallelen fehlen,
kann man vermuten, daß im Mndd. unter dem
Einfluß von mndd. dēkene neben dem kurzvo-
kalischen decke ein dēke entstanden ist.
Ahd. deckî (mndd. decke, afries. thekke) ist ein
Nomen actionis auf -īn, das von einem Verb der
1. sw. Kl., ahd. decken, abgeleitet ist; vgl. den
Typ got. daupeins ‚Taufe‘. Gegenüber den Ad-
jektivabstrakta auf -ī (Typ ahd. hôhî ‚Höhe‘,
got. managei ‚Menge‘) sind die Verbalabstrakta
auf -ī im Ahd. selten; denn die produktive Bil-
dung der Verbalabstrakta geschieht im Ahd. mit
dem Suffix -unga (s. d.). Besonders in späteren
ahd. Quellen sind die Substantive auf -ī in die
ō-Deklination übergegangen (spätahd. decka);
vgl. urteila neben urteilî (Braune, Ahd. Gr.¹⁴
§ 230 f.; Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III
§ 93). Im Nordgerm. flektiert das von þekja
‚decken‘ abgeleitete Verbalabstraktum þekja,
soweit aus den Belegen ersichtlich ist, von vorn-
herein nach der jō-Deklination, wobei das j aus
dem Verb stammt.
Fick III (Germ.)⁴ 176; Holthausen, As. Wb. 77; Wad-
stein, Kl. as. Spr.denkm. 231; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 405 f.; Holthausen, Afries. Wb.² 110;
Richthofen, Afries. Wb. 1068; Holthausen, Ae. et.
Wb. 362; Vries, Anord. et. Wb.² 607; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 866; Qvigstad, Nord. Lehnw. im Lapp.
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