decken
Band II, Spalte 553
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deckenAWB sw. v. I: bedecken, verhüllen, (be)-
kleiden, verdecken, verdunkeln, tegere, operi-
re, subtexere, induere, ornare, velare
Var.:
thechen, deken, dechhen, dechan, dhecchan,
dhehhan, decchen. Mhd. decken, nhd. dek-
ken. Im Nhd. ist die e-Schreibung beibehalten
worden, weil in den älteren Grammatiken dek-
ken nicht auf Dach bezogen wurde.

Splett, Ahd. Wb. I, 122; Schützeichel⁴ 87; Starck-
Wells 92. 798; Graff V, 99 ff.; Schade 95; Raven,
Schw. Verben d. Ahd. I, 23 f.; Heffner, Word-Index
23; Tatian 455; Isid. (Hench) 128; Sehrt-Legner, Not-
ker-Wortschatz 63 f.; Mons. Frg. 153; Otfrid (Kelle)
III, 599 f.; Lexer I, 414; Benecke I, 294; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 397 (operire). 575 (tegere). 609 (velare);
Dt. Wb. II, 888 ff.; Kluge²¹ 124; Kluge²² 130; Pfeifer,
Et. Wb. 261.

Außerhalb des Hochdeutschen finden sich as.
bi-thekkian bedecken (mit dem Instr., s. G.
Krömert, PBB 86 [Halle 1964], 423), mndd.
decken decken, zudecken, Dach decken;
andfrk. 1. sg. ind. prät. thecoda operui; mndl.
decken decken, Dach decken, zudecken, nndl.
dekken; afries. thekka (bi-thekka), nostfries.
dekken decken, bedachen, schützen, begatten
(vgl. nhd. der Hengst deckt die Stute mit decken
als Übersetzung von frz. couvrir), nwestfries.
dekjen; ae. theccan decken, bedecken, verber-
gen
, me. þecchen, ne. thatch mit Stroh decken
(mit Angleichung an thack Dach), ne. dial.
thetch, theck, theak; aisl. þekja decken, klei-
den, mit einem Dach versehen
, nisl. þekja;
nnorw. tekke; ndän. tække, dække (aus mndd.
decken); aschwed. þækkia, nschwed. täcka: <
urgerm. *þakjan-. Die nur im Andfrk. belegte
Flexion nach der 2. sw. Kl. ist sicher sekundär.

Fick III (Germ.)⁴ 176; Holthausen, As. Wb. 77; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 594; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
I, 1, 406; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 494; Kyes,
Dict. of O. Low and C. Franc. Ps. 102; Helten,
Aostndfrk. Psalmenfrg. § 109; Verdam, Mndl. handwb.
131; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 110; Vries, Ndls. et.
wb. 110; Holthausen, Afries. Wb.² 110; Richthofen,
Afries. Wb. 1068; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 288; Holthausen, Ae. et. Wb. 361; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 1043; Suppl. II, 61; Strat-
mann-Bradley, ME Dict.³ 631; Oxf. Dict. of Engl. Et.
914; OED² XVII, 886. 926; Vries, Anord. et. Wb.²
607; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 866; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 313; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 1231; Torp, Nynorsk et. ordb. 768; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog III, 1013; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 1263; Thorson, Anglo-Norse Studies 83.

Urgerm. *þakjan- wurde entweder als Ablei-
tung von dem Wort Dach, urgerm. *þaka-
(z. B. Fick a. a. O.; dah) oder als primäre Bil-
dung (z. B. Hellquist a. a. O.) aufgefaßt. Zugun-
sten der zweiten Auffassung spricht air. -tuigi-
thir deckt, bedeckt, deckt ein Dach, das bis
auf die Endung dem ahd. deckit entspricht. Air.
-tuigithir ist wie ein denominales Verb, das von
air. tugae, tuige f. (< *togā) Bedecken, Bedek-
kung, Dach
abgeleitet ist, gebildet; doch dient
das Verb dem Verbalsubst. als Ausgangspunkt
(Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. T-169 [jedoch
ohne Erwähnung von ahd. decken]. 167; anders
Kluge²² 130: air. tuigithir sei denominativ).
Dem germ. und dem kelt. Verb liegt so höchst-
wahrscheinlich ein o-stufiges Iterativ *togée-
zugrunde. Da das Kelt. und Germ. hinsichtlich
der Stammbildung nicht in einem engeren Ver-
wandtschaftsverhältnis stehen (s. R. Lühr,
Sprachwissenschaft 10 [1985], 279), dürfte es
sich bei *togée- um eine uridg. Lautform han-
deln; vgl. Bildungen wie got. draibjan treiben,
bemühen
(dreiban treiben), got. kausjan ko-
sten, schmecken
(kiusan prüfen) und außer-
halb des Germ. z. B. gr. ποτέομαι fliege umher
(aind. pátati, gr. πέτεται fliegt [Krahe-Meid,
Germ. Sprachwiss. III § 185a]). Die Kontinuante
von uridg. *togée- hat im Kelt. und Germ. die
Fortsetzung des e-stufigen Verbs uridg. *tegō
(lat. tegō decke) verdrängt.

Walde-Pokorny II, 620 f.; Pokorny 1013 f.; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. II, 654 f. (jedoch ohne Gleich-
setzung des air. und germ. Verbs); Pedersen, Vgl. Gr.
d. kelt. Spr. II, 654 f. (zu den air. Formen).

Die Zusammenstellung von ahd. decken, air. -tuigithir
mit einem s-mobile-haltigen aind. sthagayati verhüllt,
verbirgt, macht verschwinden
(vgl. das Nebeneinan-
der von gr. στέγω decke, schütze und lat. tegō und
dah), die sich in der älteren Forschung als communis
opinio findet (z. B. bei Vaniek, Et. Wb. d. lat. Spr.
324), ist zweifelhaft, da sthagayati möglicherweise aus
einer nichtarischen Quelle stammt (Kuiper, Debrun-
ner-Festschrift 249; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind.
III, 523).

S. auch dah, deckî.

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