deckenAWB sw. v. I: ‚bedecken, verhüllen, (be)-
kleiden, verdecken, verdunkeln, tegere, operi-
re, subtexere, induere, ornare, velare‘ 〈Var.:
thechen, deken, dechhen, dechan, dhecchan,
dhehhan, decchen〉. — Mhd. decken, nhd. dek-
ken. Im Nhd. ist die e-Schreibung beibehalten
worden, weil in den älteren Grammatiken dek-
ken nicht auf Dach bezogen wurde.
Splett, Ahd. Wb. I, 122; Schützeichel⁴ 87; Starck-
Wells 92. 798; Graff V, 99 ff.; Schade 95; Raven,
Schw. Verben d. Ahd. I, 23 f.; Heffner, Word-Index
23; Tatian 455; Isid. (Hench) 128; Sehrt-Legner, Not-
ker-Wortschatz 63 f.; Mons. Frg. 153; Otfrid (Kelle)
III, 599 f.; Lexer I, 414; Benecke I, 294; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 397 (operire). 575 (tegere). 609 (velare);
Dt. Wb. II, 888 ff.; Kluge²¹ 124; Kluge²² 130; Pfeifer,
Et. Wb. 261.
Außerhalb des Hochdeutschen finden sich as.
bi-thekkian ‚bedecken‘ (mit dem Instr., s. G.
Krömert, PBB 86 [Halle 1964], 423), mndd.
decken ‚decken, zudecken, Dach decken‘;
andfrk. 1. sg. ind. prät. thecoda ‚operui‘; mndl.
decken ‚decken, Dach decken, zudecken‘, nndl.
dekken; afries. thekka (bi-thekka), nostfries.
dekken ‚decken, bedachen, schützen, begatten‘
(vgl. nhd. der Hengst deckt die Stute mit decken
als Übersetzung von frz. couvrir), nwestfries.
dekjen; ae. theccan ‚decken, bedecken, verber-
gen‘, me. þecchen, ne. thatch ‚mit Stroh decken‘
(mit Angleichung an thack ‚Dach‘), ne. dial.
thetch, theck, theak; aisl. þekja ‚decken, klei-
den, mit einem Dach versehen‘, nisl. þekja;
nnorw. tekke; ndän. tække, dække (aus mndd.
decken); aschwed. þækkia, nschwed. täcka: <
urgerm. *þakjan-. Die nur im Andfrk. belegte
Flexion nach der 2. sw. Kl. ist sicher sekundär.
Fick III (Germ.)⁴ 176; Holthausen, As. Wb. 77; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 594; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
I, 1, 406; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 494; Kyes,
Dict. of O. Low and C. Franc. Ps. 102; Helten,
Aostndfrk. Psalmenfrg. § 109; Verdam, Mndl. handwb.
131; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 110; Vries, Ndls. et.
wb. 110; Holthausen, Afries. Wb.² 110; Richthofen,
Afries. Wb. 1068; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 288; Holthausen, Ae. et. Wb. 361; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 1043; Suppl. II, 61; Strat-
mann-Bradley, ME Dict.³ 631; Oxf. Dict. of Engl. Et.
914; OED² XVII, 886. 926; Vries, Anord. et. Wb.²
607; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 866; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 313; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 1231; Torp, Nynorsk et. ordb. 768; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog III, 1013; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 1263; Thorson, Anglo-Norse Studies 83.
Urgerm. *þakjan- wurde entweder als Ablei-
tung von dem Wort ‚Dach‘, urgerm. *þaka-
(z. B. Fick a. a. O.; → dah) oder als primäre Bil-
dung (z. B. Hellquist a. a. O.) aufgefaßt. Zugun-
sten der zweiten Auffassung spricht air. -tuigi-
thir ‚deckt, bedeckt, deckt ein Dach‘, das bis
auf die Endung dem ahd. deckit entspricht. Air.
-tuigithir ist wie ein denominales Verb, das von
air. tugae, tuige f. (< *togi̯ā) ‚Bedecken, Bedek-
kung, Dach‘ abgeleitet ist, gebildet; doch dient
das Verb dem Verbalsubst. als Ausgangspunkt
(Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. T-169 [jedoch
ohne Erwähnung von ahd. decken]. 167; anders
Kluge²² 130: air. tuigithir sei denominativ).
Dem germ. und dem kelt. Verb liegt so höchst-
wahrscheinlich ein o-stufiges Iterativ *togéi̯e-
zugrunde. Da das Kelt. und Germ. hinsichtlich
der Stammbildung nicht in einem engeren Ver-
wandtschaftsverhältnis stehen (s. R. Lühr,
Sprachwissenschaft 10 [1985], 279), dürfte es
sich bei *togéi̯e- um eine uridg. Lautform han-
deln; vgl. Bildungen wie got. draibjan ‚treiben,
bemühen‘ (dreiban ‚treiben‘), got. kausjan ‚ko-
sten, schmecken‘ (kiusan ‚prüfen‘) und außer-
halb des Germ. z. B. gr. ποτέομαι ‚fliege umher‘
(aind. pátati, gr. πέτεται ‚fliegt‘ [Krahe-Meid,
Germ. Sprachwiss. III § 185a]). Die Kontinuante
von uridg. *togéi̯e- hat im Kelt. und Germ. die
Fortsetzung des e-stufigen Verbs uridg. *tegō
(lat. tegō ‚decke‘) verdrängt.
Walde-Pokorny II, 620 f.; Pokorny 1013 f.; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. II, 654 f. (jedoch ohne Gleich-
setzung des air. und germ. Verbs); Pedersen, Vgl. Gr.
d. kelt. Spr. II, 654 f. (zu den air. Formen).
Die Zusammenstellung von ahd. decken, air. -tuigithir
mit einem s-mobile-haltigen aind. sthagayati ‚verhüllt,
verbirgt, macht verschwinden‘ (vgl. das Nebeneinan-
der von gr. στέγω ‚decke, schütze‘ und lat. tegō und →
dah), die sich in der älteren Forschung als communis
opinio findet (z. B. bei Vaniček, Et. Wb. d. lat. Spr.
324), ist zweifelhaft, da sthagayati möglicherweise aus
einer nichtarischen Quelle stammt (Kuiper, Debrun-
ner-Festschrift 249; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind.
III, 523).