*deckiAWB adj. ja-St., nur Hildebr. 26 als su-
perl. dechisto: ‚lieb‘.
Schützeichel⁴ 87; Schade 99; Heffner, Word-Index
23; Steinmeyer, Spr.denkm. 431; Lühr, Stud. z. Hilde-
brandlied 527 ff.
Auffassungen, nach denen dechisto anders als es
geschrieben ist, zu interpretieren sei, stammen
von Koegel, Lit.geschichte I, 1, 219 bzw.
W. Scherer, ZfdA. 26 (1882), 378 ff. und P. Wie-
singer, in Althochdeutsch II, 1032 ff.: dechisto für
dehtisto ‚der ergebenste‘ als superl. zu Murb. H.
kideht ‚ergeben, fromm‘ bzw. dechisto für *den-
chisto als superl. zu *denki, anord. þekkr ‚lieb,
angenehm‘ (< *þankii̯a-; → denken), wobei der
Nasalstrich wie in cheisuringu weggelassen sei.
Wiesinger, der Scherers etymologische Deutung
aufgreift und ein ahd. *denki mit bair. tengg(e)
‚link‘, ‚linke Hand‘ (dazu R. Lühr, in Studien z.
idg. Wortschatz 70 f.) gleichsetzt, hält das Fest-
halten an der Schreibung dechisto für positivi-
stisch, doch sollte der Grundsatz, daß bei ety-
mologischen Deutungen von Hapax legomena
die Schreibung der Hs. zugrunde gelegt werden
muß, nach wie vor Geltung haben. Zudem ist
Wiesingers im Einklang mit der communis opi-
nio vertretene Auffassung, das Hildebr. sei in
Bayern aus einer langob. Schöpfung umgeformt
und *denki so ein ursprl. bair. Wort, keineswegs
sicher (s. Lühr, Stud. z. Hildebrandlied 41 ff.
367).
Hinsichtlich der Schreibung am unproblema-
tischsten ist A. Erdmanns, PBB 22 (1897), 431
Anschluß an as. thiggian ‚empfangen, erhalten,
annehmen‘ usw.; → diggen. Für ahd. decki und
anord. þekkr kann eine Vorform *tok-ni- mit
dem Suffix *-ni- angenommen werden, in deren
urgerm. Kontinuante *þakki- *-kn- durch die
n-Gemination zu *-kk- geworden ist (Lühr,
Expressivität 232). Die Schreibung für /kk/ in
dechisto im Hildebr. ist wie die von Hildebr. 18.
25 otachres, otachre (Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 144
Anm. 3) zu beurteilen.
Setzt man anord. þekkr (gleichbedeutend mit
þekkiliger; s. Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
III, 1014) und aschwed. þäkker ‚angenehm,
freundlich, beliebt‘ (nnorw. tekk, ält. ndän. täk,
nschwed. täck) mit ahd. decki gleich, so muß für
die anord. Wörter die Verbindung mit anord.
þekkja usw. ‚wahrnehmen, erkennen‘ usw. <
urgerm. *þankii̯an- trotz der Bedeutungen ‚Ge-
fallen‘ bzw. ‚gefallen‘ der zu der Wz. urgerm.
*þank- gehörigen anord. Wörter þokki m.
(auch ‚Meinung, Urteil, Neigung, Verdruß,
Aussehen‘) bzw. þoknast aufgegeben werden.
Dafür spricht die Bedeutung des sicher zu þekkr
gehörigen, von einer ursprl. nasallosen Wz. ab-
geleiteten Adj. anord. þægr ‚annehmbar, lieb‘.
Für den Anschluß von anord. þekkr und þekkja treten
ein: Vries, Anord. et. Wb. 607; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 448; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1311; Torp,
Nynorsk et. ordb. 777; Hellquist, Svensk et. ordb.³
1263 mit Verweis auf dechisto des Hildebr.; dagegen
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 313 zu toch. A
tuṅk, B taṅk(w) ‚Liebe‘, das nach Windekens, Le to-
kharien 518 jedoch mit anord. þekkja usw. zu verbin-
den ist.
Zugrunde liegt die Wz. idg. *tek- ‚reichen; die
Hand ausstrecken‘, teils um zu empfangen
(‚empfangen, erlangen‘), teils um zu bitten
(‚betteln, bitten‘); mit der Bedeutung ‚ange-
nehm‘ vgl. die Bedeutung von nkymr. teg
‚schön, hübsch‘ und ferner von air. étig ‚unna-
türlich, ungeziemend, häßlich‘, nkymr. annheg
‚häßlich‘ < *-teki- (Weiteres → diggen).
Walde-Pokorny I, 715; Pokorny 1057 f.; Dict. of Irish
E-239 f.; Dict. of Welsh I, 137.
Dagegen ist A. Bezzenbergers, BB 19 (1893), 303,
Ficks II (Kelt.)⁴ 140 und Zupitzas, Germ. Gutturale
214 Anschluß an air. dag ‚gut‘ (Holder, Acelt. Spr. I,
1214 f.; Dict. of Irish D-7), nkymr. da ‚gut, annehm-
bar, nützlich‘ (Dict. of Welsh 866), gall. Dago- (Dago-
vassus, Dago-mārus usw.) < urkelt. *dago- zweifel-
haft; denn es ist nicht erweisbar, daß für ahd. decki
und air. dag usw. eine gemeinsame Wz. uridg. *dhag-
oder *dhǝg- [**dhHg-] bestanden hat. So kann kelt.
*dago- auch auf eine Wz.-Form *dhagh- oder *dhǝgh-
und weiterhin auf eine Wz.-Form *dagh- oder *dǝgh-
zurückgehen. Dagegen ist eine Wz.-Form *dag- oder
*dǝg-, von der Fick auch got. tekan ‚anrühren‘, awest-
nord. taka ‚nehmen, wählen‘, ae. tācan ‚nehmen‘ (ae.
tācen jedoch < awestnord. taka) hat herleiten wollen,
von den Wz.-Strukturregeln des Idg. her nicht möglich
(Szemerényi, Einführung in d. vgl. Sprachwiss.⁴ 103).
Nicht weiter stützen läßt sich J. Sverdrups (Mogk-Fest-
schrift 108) Zurückführung von decki auf *þagja-, ei-
nem Verbaladjektiv zu germ. *þegjan ‚annehmen‘.
Ebenso bleiben ae. ðaccian ‚schlagen, berühren, strei-
cheln, tätscheln‘, me. þakken ‚streicheln, tätscheln‘
und as. thakolon ‚streicheln‘ fern, da die Bedeutung
‚berühren‘ der zugrunde liegenden Wz. uridg. *teg-
(lat. tangō ‚berühre‘ usw., integer ‚unversehrt‘, tagāx
‚diebisch‘, gr. τε-ταγών ‚fassend, packend‘) von der
Bedeutung ‚lieb‘ des Wortes im Hildebr. zu sehr ab-
weicht; vgl. Walde-Pokorny I, 703 f.; Pokorny 1054.
Neben der Verbindung mit lat. tangō usw. erwägt
Wißmann, Nomina Postverb. 189 lautmalenden Ur-
sprung für ae. ðaccian und as. thakolon.