*decko
Band II, Spalte 558
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*deckoAWB m. jan-St., nur im Abrogans (Gl.
1, 27, 21. 28, 18): Baumeister, architector. For-
mal handelt es sich um eine n-stämmige Ablei-
tung von dem Verb decken (s. d.); vgl. ahd. scep-
fo Schöpfer als Ableitung von scepfen (Wil-
manns, Dt. Gr. II § 186; Krahe-Meid, Germ.
Sprachwiss. III § 92. 1). Doch passen die Bedeu-
tungen bedecken, zudecken; (be)kleiden, um-
hüllen, beschirmen; verdecken, verbergen, tege-
re, operire
von ahd. decken nicht zu der Bedeu-
tung Baumeister des Substantivs. Da decko nur
in der Verbindung haerosto dacheo (Pa), herosto
thagchio (Ka) erscheint, liegt der Schluß nahe,
daß diese Fügung dem lat. architector und dem
zugehörigen lat. Interpretament qui domum te-
git nachgebildet ist, wobei archi- mit hêrôsto
und -tector mit dem Nomen agentis decko wie-
dergegeben wird (vgl. Splett, Abrogans-Studien
78; zur Verwendung von hêrôsto für archi- s.
G. Ehrismann, Zfdt. Wortf. 7 [190506], 195).
Daß decko jedoch wirklich auf das anklingende,
einheimische Verb decken bezogen wurde, zei-
gen die Schreibungen th und d für den anlau-
tenden Dental.

Lat. architectus wurde ein zweites Mal ins Dt.
lehnübersetzt. In spätmhd. Gl.-Hss. des 15. Jh.s
findet sich Architect-us, -or, techare, tecker, eyn
meisterdecker, -deckere, eyn meister der decker,
deckmeister neben eyn meister werckman von,
van gezymmer o ander gestichte, werck, werck-
man von zymmer, bumeister, zymmerman, hus-
herr ł writ (= wirt). Während in ahd. Zeit das
Suffix -n- zur Bildung des Nomen agentis ver-
wendet worden ist, wird im Mhd. dafür das Suf-
fix -ære gebraucht, was dem sonstigen Sprach-
gebrauch entspricht (Weinreich, Suffixablösung
während d. ahd. Periode 169 Anm. 16. 177); vgl.
etwa den Ersatz von ahd. helfo, warto, scepho
durch helfri, wartri, scepfri (Krahe-Meid,
a. a. O. § 85. 1). Allein in der Bedeutung Dach-
decker
ist die Bedeutung des Verbs decken er-
halten, vgl. ahd. (12. Jh.) deckri (s. d.); ferner
ca. 1300 ... den stainmaizeln, den cimbermannen
unde den deckern ...; a. 1482 decker, dachmei-
ster; um 1485 decker auf dem dach; 1664 und auff
dem hohen turm den kühnen dekker sehen; a.
1856 der decker.

Splett, Ahd. Wb. I, 122; Starck-Wells 93; Graff V,
104; Schade 95; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 46 (archi-
tectus); Diefenbach, Hoch- u. nd. Wb. 339; Dt. Wb.
II, 892; Dt. Wb.² VI, 499.

S. auch dah, decken, deckî.

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