dehs mhd. st. m.(?), nur Gl. 5, 7, 35 in der
Hs. Karlsruhe Oeningen (13. Jh.), deren
sprachlicher Herkunftsbereich noch nicht fest-
steht (Bergmann, Verzeichnis d. ahd. u. as. Gl.
Nr. 323; Simmler, Westgerm. Kons.gemin. 44):
‚Axt, ascia‘.
Ein Kompositum dexbunda, das in der aus dem 12. Jh.
stammenden verlorenen St. Blasiener Hs. des SH er-
scheint und zu ahd. dehs gehören könnte, ist unklar:
Gl. 3, 213, 7 ascia vel mina dexbunda. Da der betreffen-
de Abschnitt, in dem die Glosse steht, vom Bäcker
und seinen Geräten handelt (voraus geht mlta ‚Back-
mulde‘; es folgt ouenstab ‚Backschaufel‘) und in einer
Prager Hs. des SH das gleiche ascia durch daichbuta
wiedergegeben wird (in obd. Hss. durch trog), verbin-
det E. Karg-Gasterstädt (PBB 61 [1937], 254 f.) dex-
bunda mit oberhess. dekserre ‚Brot‘ (belegt in einer
Arnsburger Urkunde a. 1279) und oberhess. beunde
‚Tisch in der Backstube, worauf der Teig zu Brot, Ku-
chen usw. verarbeitet wird‘. Doch bezeichnet lat. ascia
sonst nirgends den Backtrog. Vielleicht hat ein dehs
‚ascia‘, das mit einer zu oberhess. dekserre gehörigen
ahd. Lautform (dex-) gleichgesetzt wurde, die Glos-
sierung von lat. ascia durch dexbunda und daichbuta
hervorgerufen. dex- könnte dabei für ahd. *teig-san-
(vgl. oberhess. teigscher ‚längliches kuchenartiges
Brötchen aus Mehl‘, kurhess. dētscher; s. Crecelius,
Oberhess. Wb. 258; Vilmar, Id. von Kurhessen 69) ste-
hen, einer Ableitung auf *-san- (mit „affektivem“ Ne-
bensinn; s. Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 114, 3)
von teig (s. d.).
Ahd. dehs ‚ascia‘ neben dehsa und dehsala, deh-
sal (s. d.) beruht auf der Fortsetzung eines mask.
e-stufigen Nomen agentis urgerm. *þehsa- (<
Wz. uridg. *teþ- ‚behauen‘); vgl. den Typ a-
nord. svelgr m. ‚Strudel, Wirbel, Geizhals‘,
mhd. swelch m. ‚Schlinger, Säufer‘ (ahd. swel-
han). Da dieser Typ im Germ. nicht mehr pro-
duktiv ist und sich nur als zweites Kompositi-
onsglied vor allem im Anord. länger gehalten
hat (vgl. anord. hring-brjótr ‚Ringbrecher‘ >
‚Fürst‘), liegt hier eine altertümliche Bildeweise
vor (s. Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III § 68).
Splett, Ahd. Wb. I, 127; Starck-Wells 92; Graff V,
124. Nomina agentis wie ahd. dehs haben oftmals e-
stufige st. Verben neben sich; daher könnte dehs auf
ein im Ahd. nicht bezeugtes st. Verb *dehsan ‚hauen‘
weisen. Mit einem ahd. *dehsan wäre das im Mhd. be-
zeugte st. v. dehsen ‚schwingen, Flachs schwingen‘,
dessen Bedeutung in Zusammenhang mit der von mhd.
dehse ‚Spinnrocken‘ steht, identisch. Die Vorform
*téþe/ o- dieses Verbs ist aus dem Pl. des im Uridg.
akrostatisch flektierenden Verbs Sg. *tḗþti, Pl.
*téþ-ti (aind. ved. 3.sg. tāṣṭi, 3.pl. tákṣati, part. ták-
ṣat-, f. tákṣatī, altav. Injunktiv tāšt, jungav. tāšti ‚be-
haut, zimmert‘) hervorgegangen. Derartige Verben
wiesen im Sg. die akzentuierte ē-Dehnstufe der Wz.
und im Pl. die akzentuierte e-Vollstufe der Wz., also
ē/ e-Ablaut, auf (J. Narten, Kuiper-Festschrift 13 f.).