dionôst
Volume II, Column 679
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dionôstAWB n. a-St. Dienstleistung, Verrich-
tung, Kriegsdienst, servitium, ministerium,
militia
Var.: thionōst, thionust, thionest,
theonost, deonost, dionest, dienōst, dienist,
dienest. Das Wort wird im Ahd. zunächst im
christlichen Sinn gebraucht; die Bedeutung
Kult in den älteren Gl. beruht nach H. We-
sche, PBB 61 (1937), 27 f. auf den Glossenbe-
legen: Gl. 1, 493, 1. 2 Rb za chuninglihhemo
dhionoste ad regio cultu (zu Esther 1, 5) für
Xerxes’ Anlage eines Hains; Gl. 1, 448, 13. 14
Rb dhionoste chuninglihhemu cultu regio (zu
Regum liber III 22, 10) für Achabs und Josa-
phats Ausstattung; Gl. 1, 148, 34. 35 Pa deonost,
Kb theonost, Ra dionost für das Verb opfarot
obsequitur [ampahte functione]; opfarôn
hatte im Abrogans noch nicht die Bedeutung
opfern (vgl. Splett, Abrogans-Studien 488).
dionôstî f. īn-St., Bened.regel, Gl. 1, 248, 32
Kb: Dienst Var.: deonosti, theonosti. Im
Falle der Gl. Kb theonosti familiaritas,
Freundschaft
hat der Glossator familiaritas al-
lerdings mit famulitas Dienstbarkeit, Untertä-
nigkeit
verwechselt (s. Splett, a. a. O. 367).
Mhd. dienest, dienst st.m. n., nhd. Dienst m.
Vom 15. bis zum 18. Jh. ist gelegentlich ein sw.
Pl. belegt, der im Schweiz. und Westndd. noch
in jüngerer Zeit gilt.

Splett, Ahd. Wb. I, 140; Schützeichel⁴ 91; Starck-
Wells 102. 800; Graff V, 93; Schade 104; Lexer I,
426; Benecke I, 371; Diefenbach Gl. lat.-germ. 530
(servimen, servitium); Dt. Wb. II, 1115 ff.; Dt. Wb.²
VI, 947 ff.; Kluge²¹ 132; Kluge²² 142 f.; Pfeifer, Et.
Wb. 283.

Entsprechungen zu ahd. dionôst sind: as. thio-
nost n., mndd. dēnst, denest m. n.; mndl. dien-
st(e) m. n. Dienst, Pflicht, Amt; Knecht, nndl.
dienst m. Dienst, Gefälligkeit, Stelle; afries.
thiānost, -est, thianst, tienst m., nostfries. dēnst,
denst Dienst, Gefallen, Gebrauch, Arbeit; ae.
ðēonest f. Dienst.

Vries, Anord. et. Wb.² 614 hält das spät auftre-
tende Wort aisl. þjónusta, þjónasta, þénasta (>
ae. ðēneste oder nach ðēnian dienen; aus dem
Aisl. norw.-lapp. dievnas eucharistia, Sakra-
ment
), das in den übrigen nordgerm. Sprachen
als nnorw. dial. tenesta, ndän. tjeneste, aschwed.
thienst, þiǣnist, þiānist m., nschwed. tjänst m.
erscheint, für eine Entlehnung aus dem As.; in
ähnlicher Weise leitet Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 314 aisl. þénasta aus den Verben ae.
ðēnian oder mndd. thēnen her; dagegen tritt
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1197 für eine echt-
nord. Herkunft dieser Wörter ein. Während
þjónusta, þjónasta aufgrund ihres Lautstandes
tatsächlich echtnord. und von dem möglicher-
weise einheimischen Verb þjóna abgeleitet sein
dürften (zu deverbalen Bildungen mit dem Suf-
fix -usta, -asta im Nordgerm. vgl. anord. kunna-
sta Kenntnis, Können [von kunna kennen,
wissen
], unnasta f. Geliebte [ursprl. Liebe],
unnasti m. Geliebter [von unna lieben, gern
haben
]), ist jedoch þénasta eine Entlehnung.
Auch die Vorform *þewanōsta- von westgerm.
ahd. dionôst usw. ist eindeutig verbalen Ur-
sprungs (von der Vorform von ahd. dionôn) und
mit einem st-Suffix gebildet (Krahe-Meid,
Germ. Sprachwiss. III § 128, 3). Z. T. im Ahd.
und Nordgerm. (s. u.) ist eine Erweiterung zum
fem. īn- bzw. ōn-St. eingetreten (H. Krahe,
PBB 71 [1949], 239).

Ebensowenig wie das Verbalabstraktum Dienst in der
Bildeweise unmittelbar mit dem Adj.-Abstraktum
heth. dalugati Länge (zu dalugi lang) verglichen
werden kann (F. Mezger, Zfvgl.Spr. 71 [195455],
127; gegen Kluge¹⁶ s. v.), ist der Vergleich mit dem -u-
von ahd. angust (Kluge²¹ a. a. O.) sinnvoll, da -u- auf
ein u-stämmiges Adj. *anh-u- eng weist ( angust).

Fick III (Germ.)⁴ 177; Holthausen, As. Wb. 78; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 12. 607; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 415; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
505; Verdam, Mndl. handwb. 135; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 116; Vries, Ndls. et. wb. 115; Holthausen,
Afries. Wb.² 110; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. I, 292; Richthofen, Afries. Wb. 1071 f.; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 363; Bosworth-Toller, AS Dict. 1052;
Björkman, Scand. Loanwords 223; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 433; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1266;
Torp, Nynorsk et. ordb. 779; Thomsen, Saml. afhand-
linger II, 222.

S. auch *dio, dionôn.

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