donênAWB sw. v. III, nur Notker (1. sg. prät. do-
neta): ‚hingestreckt sein‘. — Mhd. donen sw. v.
‚sich ausdehnen, ziehen, strecken, aufschwel-
len, strotzen; in Spannung sein, streben‘, nhd.
bair. donen ‚angespannt, geschwollen sein,
strotzen‘ (z. B. essen, daß man dohnt), schles.
dohnen ‚stark spannen‘ (vom Seil, aber auch
vom Bauch nach reichlichem Essen), brem. du-
nen ‚aufschwellen, sich heben‘. Wie die Bedeu-
tung der ung-Ableitung donunga (s. d.) zeigt,
ist für das Ahd. auch schon die Bedeutung
‚sich ausdehnen‘ anzusetzen.
Splett, Ahd. Wb. I, 145; Schützeichel⁴ 92; Graff V,
146; Schade 107; Lexer I, 447; Benecke I, 381; Dt.
Wb. II, 1220 f.; Kluge²¹ 136; Weigand, Dt. Wb.⁵ 365;
Raven, Schw. Verben d. Ahd. II, 209; T. E. Karsten,
Neuphil. Mitt. 12 (1910), 159; Wißmann, Nomina
Postverb. 87. 148. F. Holthausens (IF 17 [1904—05],
294; ders., Zfvgl.Spr. 48 [1917—18], 237 f.) Ansatz
zweier verschiedener Verben donen ‚geschwollen sein‘
und donen ‚gespannt sein‘ ist unnötig, da auch sonst
ein Nebeneinander derartiger Bedeutungen vor-
kommt; vgl. ae. strūtian ‚steil in die Höhe ragen, steif
dastehen‘, mhd. strozzen ‚strotzen, aufwallen‘ (Lühr,
Expressivität 256 f.). — Schmeller, Bayer. Wb.² I,
515 f.; Mitzka, Schles. Wb. I, 200. 377; Bremisch-
ndsächs. Wb. I, 271 f.; IV, 46.
Ahd. donên entspricht mndd. dōnen sw. v.
‚schwellen, strotzen, aufgeschwollen, gefüllt
sein‘, sofern ein sw. Verb der 3. Kl. vorausgeht.
Ein sw. Verb der 2. Kl. begegnet in ae. ðunian
‚hervorragen, stolz sein‘, nnorw. dial. tuna
‚strecken, ausspannen‘ und ein denominales
Verb in nndl. dial. deunen ‚strecken, spannen‘
(vgl. mndl. done, duene ‚steif, gespannt‘). Zuge-
hörig ist anord. þund f. ‚mythischer Fluß‘ (wohl
< *þunđi-).
Fick III (Germ.)⁴ 178; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 445; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
540; Verdam, Mndl. handwb. 142; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 113 f.; Vries, Ndls. et. wb. 113; Holthausen,
Ae. et. Wb. 372; Bosworth-Toller, AS Dict. 1075 f.;
Suppl. 730; Vries, Anord. et. Wb.² 626; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 438; Heggstad, Gamalnorsk ordb. 733;
Torp, Nynorsk et. ordb. 816.
Die Vorform urgerm. *đunēn- (mit Übergang in
die 2. sw. Kl.: *đunōjan-) ‚ausgespannt sein,
sich ausdehnen‘ ist eine deverbale Ableitung von
der in den(n)en (s. d.) vorliegenden Wz. *ten(ǝ)-
[**ten(H₂)-] ‚dehnen, ziehen, spannen‘.
Walde-Pokorny I, 724; Pokorny 1066; Boisacq, Dict.
ét. gr.⁴ 948; Curtius, Grundzüge d. gr. Et.³ 255 f.; Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 663. 688; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 323; Mühlenbach-Endzelin, Lett. dt.
Wb. IV, 206; K. Weinhold, Zfvgl.Spr. 1 (1852), 250 f.;
Persson, Beitr. z. idg. Wortf. I, 341; M. Schneider, Die
einheimischen u. nicht komp. schw. Verben der jan-
Klasse im Altnord. (Göttingen, 1938), 26.