donarestagAWB m. a-St., nur in Gl. seit dem
11. Jh. (Notker, Ps.gl. 572, 8; Gl. 3, 205, 8 St.
Blasien alem., 12. Jh. 397, 2 Berlin Ms. lat.
4°674 [früher Cheltenham 9303] rheinfrk.,
13. Jh.): ‚Donnerstag, dies Iovis, feria quinta,
quinta sabbati‘ 〈Var.: donres-, dunres-, toniris-
tac〉. — Mhd. doners-, donres-, dunres-, dons-,
dunstac st.m., nhd. Donnerstag, dial. obd. don-
štig, md. dor(n)šdch.
Splett, Ahd. Wb. I, 145. 988; Schützeichel⁴ 92;
Starck-Wells 104; Graff V, 361; Schade 107; Lexer I,
448; Benecke III, 5; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 180
(Dies jofis); Dt. Wb. II, 1252 f.; Dt. Wb.² VI, 1241;
Kluge²¹ 138; Kluge²² 151. 540; Pfeifer, Et. Wb. 299.
Ahd. donarestag entsprechen mndd. dōner-,
donre-, dunre-, doner(s)-dach, nndd. dunrdach;
mndl. donder(s)-, dunre-, donre(s)dach, nndl.
Donderdag; afries. thunresdi, dunrisdei, tonge-
resdei, tornsdei, nostfries. dönner(s)dag, nwest-
fries. Tongersdei; ae. ðunres dæg, me. þunres
dæi, daneben unter aostnord. Einfluß þurs dei,
þoresdai (daraus ne. Thursday); aisl. þórsdagr,
ndän., nschwed. Torsdag: < *þonares dag eigtl.
‚des Donners Tag‘ (→ donar, tag). Vorbild ist
die Fügung lat. dies Iovis (vgl. afrz. juesdi, frz.
jeudi, italien. giovedì). Die Wochentagsbezeich-
nung ging von dem Planeten Jupiter und indi-
rekt von dem obersten Himmelsgott aus; vgl. gr.
ἡμέρα διός; denn die Namen der Wochentage
wurden in der Antike nach orientalischem Vor-
bild mit den Namen von Planeten benannt, wo-
bei diese Namen wiederum mit den Namen der
zugeordneten Götter identisch waren. Die Ger-
manen haben diese Namengebung nachgeahmt
und den Wetter- und Donnergott, der bei der
bäuerlichen Bevölkerung wohl als oberster Gott
galt, an die Stelle des Planetengottes Jupiter ge-
setzt; vgl. aisl. Barlaams saga : annarr guð þeira
er Jûpiter, er þôrr er kallađr. Auch das Bild vom
Blitze schleudernden Jupiter tonans dürfte bei
der Übertragung eine Rolle gespielt haben.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 446; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 540 f.; Verdam, Mndl.
handwb. 142; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 124; Vries,
Ndls. et. wb. 126; Holthausen, Afries. Wb.² 113;
Richthofen, Afries. Wb. 1080 f.; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. I, 313 f.; Dijkstra, Friesch Wb. III,
301; Holthausen, Ae. et. Wb. 372; Bosworth-Toller,
AS Dict. 1076; Stratmann-Bradley, ME Dict.³ 639;
OED² XVIII, 41; Oxf. Dict. of Engl. Et. 921; Vries,
Anord. et. Wb.² 618; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1228;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog III, 1034; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1274; Ordb. o. d. danske
sprog XXIV, 252 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 797; Hell-
quist, Svensk et. ordb.³ 1209. — R. Much, Der germani-
sche Himmelsgott (Halle a. S., 1898) 39 f.; ders., Die
Germania des Tacitus 123; G. Jungbauer, in Handwb.
d. dt. Aberglaubens IX, 682 ff.; M. Förster, Anglia 68
(1944), 1 ff. Anm. 2.
Demgegenüber geht mhd. pfinztag, bair.-österr. pfinz-
tag auf gr. πέμπτη ἡμέρα zurück und bedeutet eigent-
lich der ‚fünfte Tag‘. Eine sekundäre Nebenform ist
österr. pfingsttag mit Anlehnung an Pfingsten. Ebenso
wie bair.-österr. erchtag, eine Entlehnung aus gr.
Ἄρεως ἡμέρα ‚Tag des Ares‘ (→ *dienstac), und das
nur im Ahd. belegte pferintag ‚Freitag‘ (s. d.) zeugt
Pfinztag von den ostgerm. Einflüssen auf das Bair.
E. Kranzmayer, Die Namen der Wochentage in den
Mundarten von Bayern und Österreich (Wien-Mün-
chen, 1929), 25 ff. 50 ff. 74 ff.; P. Wiesinger, in Früh-
mittelalterliche Ethnogenese im Alpenraum, hrsg. von
H. Beumann-W. Schröder (Sigmaringen, 1985), 158 ff.