dorrên
Band II, Spalte 734
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dorrênAWB sw. v. III, Gl., Tatian, Otfrid, Not-
ker: verdorren, dürr werden, vertrocknen, er-
starren, verwelken, dörren, arefacere, desicca-
re, arescere
. – Mhd. dorren dürre werden, ver-
dorren
, nhd. dorren; verdorren dürr, trocken
werden
neben dürr, trocken machen durch
Vermischung mit verdörren (seit dem 16. Jh.).

Splett, Ahd. Wb. I, 133; Schützeichel⁴ 92; Starck-
Wells 105; Graff V, 201 f.; Schade 108; Lexer I, 454;
Benecke I, 322; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 47 (aresce-
re); Dt. Wb. II, 1301 f.; Kluge²¹ 139; Kluge²² 152;
Pfeifer, Et. Wb. 300; Wilmanns, Dt. Gr. II § 121, 2;
Raven, Schw. Verben d. Ahd. II, 209 f.; T. E. Karsten,
Neuphil. Mitt. 13 (1911), 3.

In den dt. Dialekten sind die neben dorren bezeugten
Verben elsäss., bad., schwäb., rhein., südhess. dürren,
lüneb. durr’n dürr werden, verdorren, schleswig-
holst. durren kränkeln, siechen Ableitungen von
dürr. Daneben kann das transitive Verb dörren trok-
ken machen
( derren) intransitiv verwendet worden
sein, wie bad., schwäb., pfälz. dörren dürr werden
zeigen. Auch Ableitungen von dem Subst. Darre (
darra) liegen unter Umständen in einigen Fällen vor;
vgl. die Lautformen schweiz. darren dürr werden, ti-
rol. darrn, dâng, dârn, darrε, gεdacht, tärren dörren,
preuß. darren an der Darre (Schwindsucht) leiden.

Schweiz. Id. XIII, 1019 f. 1256 ff.; Martin-Lienhart,
Wb. d. els. Mdaa. II, 707; Ochs, Bad. Wb. I, 427. 511;
Fischer, Schwäb. Wb. II, 282. 509; Schatz, Wb. d. ti-
rol. Mdaa. 126. 128 f. 132; Müller, Rhein. Wb. I,
1587
; Christmann, Pfälz. Wb. II, 360; Maurer-Mulch,
Südhess. Wb. I, 1592. 1904; Kück, Lüneb. Wb. I, 394;
Mensing, Schleswig-holst. Wb. I, 920; Frischbier,
Preuß. Wb. I, 133; Ziesemer, Preuß. Wb. II, 24.

Außerhalb des Hd. sind vergleichbar: as. thor-
ron verschwinden, vergehen, mndd. dorren
dürr werden, verschmachten; mndl. dorren,
darren, derren verdorren, austrocknen, nndl.
(ver)dorren; nostfries. dāren, darren, dörren
austrocknen; adän. torre, südschwed. dial. tor-
ra; und ferner aisl. þorna verdorren, nnorw.
torna (davon postverbal anord. þorn m. Darr-
ofen
, nnorw. torn Einrichtung, um Malz zu
trocknen
); got. ga-þaúrsnan verdorren, ver-
trocknen, ξηραίνεσθαι
; nnorw. dial. auch tusna.
Während ahd. dorrên auf einem Verb der 3. sw.
Kl. urgerm. *þurzējan-, einer Ableitung auf der
Grundlage von urgerm. *þurzu- dürr, beruht,
ist im Falle von as. thorron, mndd., mndl., nndl.
dorren (adän. torre, südschwed. dial. torra) –
wie in den nordseegerm. Sprachen häufig –
Übertritt in die 2. sw. Kl. erfolgt (s. Lühr, Stud.
z. Hildebrandlied 604; Karsten, ê-Verba im
Germ. 244. 250; H. M. Flasdieck, Anglia 59
[1935], 136. 152).

Auf Vermengung mit der Kontinuante des Kausativs
urgerm. *þarzijan- ( derren) könnten die Varianten
mndl. darren, derren (Kiliaan derren, darren, daren
arefieri) verdorren, austrocknen, nostfries. dāren
darren, dörren, austrocknen deuten. Doch wird im
Mndl. o vor rr zu a, weiterhin kann aus a vor rr ein e
hervorgehen ( dorf und Franck, Mndl. Gr. § 47. 65).
Möglicherweise handelt es sich aber auch um Ablei-
tungen von dem Subst. darre Darre; vgl. mndd. dā-
ren, dēren, dergen dörren, darren.

Gegenüber ahd. dorrên und as. thorron gehen
aisl. þorna und got. ga-þaúrsnan, nnorw. dial.
tusna auf ein Verb der 4. sw. Kl., also auf ein
*þurznōn- bzw. *þursnōn- zurück, ablautende
primäre Varianten zu dem Kausativ urgerm.
*þarzijan- ( derren) und zu got. ga-þairsan
verdorren < uridg. *ters- trocknen, verdor-
ren
.

Nach Torp, Nynorsk et. ordb. 797 und Vries, Anord.
et. Wb.² 617 sind die Vorformen von aisl. þorna und
nnorw. torre m. Durst zu einem verlorenen Part.
*þorrinn (vgl. got. gaþaursana) gebildet. Da aber das
Verb der 4. sw. Kl. got. ga-þaursnan in Ablautstufe
und n-Suffix entspricht und allein das Anord. und das
Got. die 4. sw. Kl. bewahrt haben, ist aisl. þorna – von
dem stimmhaften z der Vorform abgesehen – eine mit
dem got. Verb identische Bildung.

Fick III (Germ.)⁴ 183; Holthausen, As. Wb. 79; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 614; Berr, Et. Gl. to Hel. 411; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 399. 458; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 553; Verdam, Mndl. handwb.
129. 133. 149; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 127; Vries,
Ndls. et. wb. 128; Doornkaat Koolman, Wb. d. ost-
fries. Spr. I, 281; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 445; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 317; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 1318; Fritzner, Ordb. o. d. g. nors-
ke sprog III, 1033; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1209;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 206; Lehmann, Gothic Et.
Dict. G-70. þ-25; Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr.
§ 156; Sundén, Erdmann (A.)-Festschrift 305.

S. auch darra, derren, durri, durst.

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