dost²AWB m. a-St., nur Gl.: ‚Dost, origanum,
calaminthe, costum‘ (Origanum vulgare L.; zu
den abweichenden lat. Namen calaminthe, co-
stum vgl. Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen
III, 453: „Der Dost teilt viele Namen mit ande-
ren aromatisch riechenden Lippenblütlern,
[u. a.] mit Mentha-Arten“; s. auch I, 1057 f.;
III, 136 ff.; IV, 574); dostaAWB f. ō-St.(?), n-
St.(?), nur Gl. 3, 49, 7 tosta (Frankfurt Fragm.
lat. II 6 [früher unsigniert] 14. Jh.); 3, 589, 36
(Oxford Jun. 116f 16. Jh.?): ‚Dost, origanum‘;
dostoAWB m. n-St., nur in Gl. seit dem 10. Jh.:
‚Dost, origanum, cunila‘ 〈Var.: th-, t-〉. — Mhd.
doste, toste sw. m. ‚wilder Thymian, origanum;
Strauß, Büschel‘, nhd. Dost, Dosten, nhd. dial.
schwäb. dost(en) ‚Blumenstrauß; origanum
vulgare‘, bair. dosten ‚Busch, buschartig sich
Ausbreitendes‘; rhein. dost ‚Dost, origanum
vulgare‘; vgl. auch nhd. dial. dostig ‚ausgebrei-
tet, aufgedunsen‘.
Splett, Ahd. Wb. I, 147; Starck-Wells 105. 800. 841;
Graff V, 232; Schade 108; Lexer I, 455; Benecke I,
386; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 88 (calamintha). 143
(cunila, conila). 400 (origanum); Dt. Wb. II, 1311;
Dt. Wb.² VI, 1293; Kluge²¹ 139; Kluge²² 151; Wei-
gand, Dt. Wb.⁵ I, 372; Trübners Dt. Wb. II, 76 f.;
Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen III, 448 ff.; Fi-
scher, Schwäb. Wb. II, 288; Schmeller, Bayer. Wb.² I,
550; Müller, Rhein. Wb. I, 1425.
Ahd. dost(o) entsprechen mndd. dost, dust, do-
ste m. ‚Dost, Waldmajoran, origanum vulgare‘
< *þust-a(n)- (ndän. tost ‚origanum vulgare‘,
nschwed. dosta < hd. Dost). Eine andere Ab-
lautstufe zeigen: nostfries. dūst ‚Klumpen, Hau-
fen, wirre Masse, Knäuel, Wulst, Büschel,
Zotte‘; nisl. þústa f. ‚Haufen, Masse‘, nnorw.
dial. tūst f. ‚Büschel, Haarzotte, Quaste‘, tūsta
f. ‚Büschel, Knoten, Bündel z. B. von Stroh,
Bast, niedriger Baum mit buschiger, weiter
Krone, verworrene Masse‘, nschwed. dial. tūsta
‚kleines Bündel‘ < *þūst-an/ ōn-.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 460; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 603; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. I, 367; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
427; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1276; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 879; F. Holthausen, IF 48 (1930), 257.
Die Grundbedeutung von ahd. dost(o) ist wohl
‚buschartig wachsende Pflanze‘; vgl. die Bedeu-
tungen ‚Strauß, Büschel‘ von mhd. doste, toste.
Bei der zugrunde liegenden Wurzelform vorur-
germ. *tus- neben *tūs- handelt es sich um eine
s-Erweiterung der Wz. *teu̯ǝ- [**teu̯H₂-]
‚schwellen‘ (ob aind. tṣa-, das traditionell als
‚Quasten‘ < ‚Schwellungen‘ mit nnorw. dial.
tūst usw. verbunden wird, zugehörig ist, ist
mehr als unsicher; → dûsunt). Während in nisl.
þústa usw. die Fortsetzung der regulären
Schwundstufe uridg. *tūs- [**tuH₂s-] vorliegt,
weist die Vorform von ahd. dost(o) (vorurgerm.
*tust-o[n]-) eine sekundäre Schwundstufe mit
*u auf. Das germ. Dentalsuffix erklärt sich am
ehesten aus einem Part. Prät.pass. *þs-ta- ‚ge-
schwollen; üppig‘, das dann substantiviert wur-
de: *þs-ta(n) / ōn- ‚Üppiges‘ → ‚Strauß‘ →
‚Dost‘.
Walde-Pokorny I, 707; Pokorny 1084; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. I, 520 f. 517 (aind. túṣa- m. ‚Hülse
[von Getreide, Reis], Spelze‘, das von J. Charpentier,
Zfvgl.Spr. 43 [1910], 161 zum Vergleich herangezo-
gen wurde, ist nicht genügend geklärt); ders., Et. Wb.
d. Altindoar. I, 660. 663 (zu aind. tṣa-; nach K. Hoff-
mann, Aufsätze zur Indoiranistik III, 785 ist unbe-
kannt, was dieses Wort genau bedeutet); K. F. Johans-
son, IF 14 (1903), 319 f.; Persson, Beitr. z. idg. Wortf.
480 f.; F. A. Wood, Mod. Phil. 2 (1913—14), 334.
Ahd. dost(o) usw. leitet R. Loewe, PBB 59 (1935),
256 ff. auf eine Ableitung der Wz. *teu̯ǝ- ‚schwellen‘ in
Verbindung mit *stó- [**stH₂ó-] ‚stehend‘, also auf
eine Grundbedeutung ‚schwellend stehend‘, zurück;
vgl. lat. caelestis ‚in caelo stationem habens‘. Doch gibt
es keine zwingenden Gründe für diese Analyse (zu
caelestis s. Leumann, Lat. Laut- u. Formenlehre 352).