druckenAWB sw. v. I, nur Tatian, Notker und in
Gl.: ‚(nieder)drücken, pressen, bedrücken,
quälen, bedrängen, untertänig machen, confer-
cire, subdere, premere‘ 〈Var.: th-, t-, -k-,
-cch-, -ch-; 3. sg.prät. druhta〉. — Mhd. druk-
ken, drücken ‚drücken, (be)drängen, (aus)-
pressen, ein Buch drucken‘. Bis ins 17. Jh. ste-
hen drücken und drucken bedeutungsgleich ne-
beneinander; in der Bedeutung ‚ein Buch druk-
ken‘: obd. drucken, zuerst 1439 Straßburg (be-
reits 1428 Brifdrucker), drücken, zuerst 1473
Augsburg, aber auch nndd. drücken, zuerst
1501 Lübeck, nhd. drücken, drucken. u-
Schreibungen in frühen Drucken nördlich des
Mains (insbesondere im Md. des 15. Jh.s) ste-
hen oftmals für ü. Im Obd. hindert ch jedoch
den Umlaut von u, und da wichtige Zentren
des frühen Buchdrucks in Oberdeutschland
liegen, hat sich für ‚Bücher drucken‘, eigent-
lich ‚drücken‘ (vgl. das von pressen abgeleitete
Presse), die umlautlose Form durchgesetzt.
Splett, Ahd. Wb. I, 154; Schützeichel⁴ 93; Starck-
Wells 109. 801. 841; Graff V, 253 f.; Schade 113; Le-
xer I, 470 f.; Benecke I, 400; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 455 (premere); Dt. Wb. II, 1442; Dt. Wb.² VI,
1432 ff.; Kluge²¹ 144; Kluge²² 157; Pfeifer, Et. Wb.
311 f.; Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 30 f.; Wilmanns,
Dt. Gr. II § 69; A. Goetze, Nomina ante res (Heidel-
berg, 1917), 5; E. Ploss, Stud. zu den dt. Maler- und
Färberbüchern des Mittelalters (Diss. München, 1953),
198; W. Stammler, Kleine Schriften zur Sprachgesch.
(Berlin, 1954), 144 ff.; S. Corsten, in Stud. zur dt. Lit.
des Mittelalters. Hrsg. von R. Schützeichel (Bonn,
1979), 620 ff.
Ahd. drucken entsprechen: mndd. drucken
‚drücken‘; mndl. drucken, drocken, druycken
‚drücken, zwingen, pressen, Bücher drucken‘;
afries. threza, (th)racht ‚drücken‘; ae. ðryccan
‚zerdrücken, -treten; beleidigen, unterdrücken;
drängen, stoßen‘, me. þrücchen ‚drücken‘, ne.
dial. thrutch ‚pressen, quetschen, (be)drängen‘;
nnorw. trykkje, ndän. trykke ‚drücken, druk-
ken‘, aschwed. þrykkja, nschwed. trycka ‚drük-
ken, drucken‘: < urgerm. *þrukk(i)jan-. Zuge-
hörig sind ahd. drûh ‚Kette, Fessel‘ (s. d.) und
ferner wohl aisl. þrauka sw. v. ‚schwer gehen,
sich fortschleppen‘, nisl. þrauka ‚eine schwere
Arbeit aushalten, mit schweren Schritten gehen‘,
nnorw. trauka ‚aushalten, warten‘ < *þraukō-
(ja)n-, nnorw. dial. troka ‚auf der selben Stelle
stampfen‘, nisl. þroka ‚aushalten‘ < *þrukōn-,
nschwed. tråka ‚langsam arbeiten, langsam ge-
hen‘, nschwed. tråkig ‚langweilig‘, sofern eine
Bedeutungsentwicklung von ‚bedrückt sein‘ zu
‚schwer gehen‘, ‚eine schwere Arbeit aushalten‘
anzunehmen ist. Urgerm. *þrukk(i)jan- ist eine
Intensivbildung zu der in ahd. drûh und wohl
auch in aisl. þrúga ‚drohen, unterdrücken‘, nisl.
þrúga, nnorw. truga, aschwed. þrugha,
nschwed. truga, adän. trwghe, ndän. true ‚dro-
hen‘ (< *þrūō[ja]n-) vorliegenden Wz. ur-
germ. *þrūχ/ - ‚drücken, quetschen‘ < ‚dre-
hend reiben‘, vorurgerm. *trūk- (einer Erweite-
rung der Wz. uridg. *terǝ- [**terH₁-], →
drâen), die im Germ. wie im Balt. (s. u.) auch in
der abgeleiteten Bedeutung ‚spalten‘ vorkommt
(→ drûh). Aus der Wz. *þrukk- konnte eine
Form *þrauk-/ þruk- (aisl. þrauka, nisl. þroka,
s. o.) abstrahiert werden (dazu s. Lühr, Expressi-
vität 347 ff.).
Von Bedeutung und Ablautstufe her ist für aisl. þrau-
ka usw. ein Anschluß an aisl. þrekr ‚Kraft, Stärke,
Ausdauer‘ (A. M. Sturtevant, JEGP 33 [1934], 96) we-
niger überzeugend als an ahd. drucken.
Fick III (Germ.)⁴ 194; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 487 f.; Verdam, Mndl. handwb. 154;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 139; Vries, Ndls. et. wb.
141 (entweder „affectieve consonantverscherping“
oder *-kk- < *-kn-); Holthausen, Afries. Wb.² 112;
ders., Ae. et. Wb. 371; Bosworth-Toller, AS Dict.
1073; Stratmann-Bradley, ME Dict.³ 638; OED²
XVIII, 29; Vries, Anord. et. Wb.² 620; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 442; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
318; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1290; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 801. 807. 812; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 1231; Ordb. o. d. danske sprog XXIV, 678 ff.
Außerhalb des Germ. sind in der Grundbedeu-
tung ‚spalten‘ zugehörig: lit. trkti (-kstu, -kau)
‚entzweireißen, bersten, einen Bruch bekom-
men‘, trkis ‚Riß, Bruch, Spalt‘, lett. trũkt,
(-kstu, -ku) ‚entzweigehen, brechen; mangeln,
fehlen‘, trũkums ‚Bruch; Mangel‘.
Nicht unmittelbar vergleichbar ist gr. τρύχω ‚reibe
auf, erschöpfe, quäle‘, weil es sich um eine innergriech.
Weiterbildung auf -χ- von dem Verb τρύω ‚reibe auf,
erschöpfe‘ handeln dürfte (Frisk, Gr. et. Wb. II, 938;
Schwyzer, Gr. Gram.² I, 685. 702).
Walde-Pokorny I, 731 f.; Pokorny 1074; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 1130 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt.
Wb. IV, 251 f.