duliAWB n. ja-St., nur in einer Gl. (Füssen, St.
Mang, Anfang des 9. Jh.s): ‚Röhre, fistula‘
(Mayer, Ahd. Gl.: Nachträge 8, 20). Das Wort
stellt sich zu ahd. Pro Nessia tulli ‚Pfeil‘, ei-
gentlich ‚Röhre der Pfeil- oder Speerspitze‘ (→
tulli), mhd. tülle st. n. ‚Röhre, besonders die
Röhre oder Zwinge, womit eine Eisenspitze
am Schaft (des Pfeiles oder Speeres) befestigt
wird‘ (auch ‚Wand oder Zaun von Brettern
oder Palisaden, Pfahlwerk; Vorstadt, die au-
ßerhalb der Mauer hinter Pfahlwerk liegt‘; →
tülle ‚Zaun, Palisade, formatum, formatium‘)
< urgerm. *đulja- ‚Vertiefung‘ (→ tal), das im
Roman. mit der Bedeutung ‚Röhre‘ in frz.
doelle f. ‚partie creuse par laquelle certains in-
struments en fer s’emmanchent‘ (a. 1227), mfrz.,
nfrz. douille f. ‚kurze Röhre, Tülle‘ fortlebt.
Splett, Ahd. Wb. I, 144; Starck-Wells 640. 801;
Schützeichel⁴ 260 (tulli ‚Pfeil‘?, ‚Hornsohle des Pfer-
dehufes‘?); Kluge²¹ 796; Kluge²² 744; Pfeifer, Et.
Wb. 1858. — Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 2793a;
Wartburg, Frz. et. Wb. VI, 2, 80 f.