durisesliziAWB n. ja-St.?, nur Gl. 3, 605, 19 Lon-
don Harl. 4986 (11. Jh.) herba quę dicitur duri-
seslizi: ‚Riesenkraut‘?, ‚Kornelkirschbaum‘
(Cornus mas L.). Von Steinmeyer-Sievers, Ahd.
Gl. a. a. O. Anm. 11 wird Anschluß an nhd.
dürrlitz, dirle ‚cornus sanguinea‘ erwogen. Eine
andere Lautung erscheint in: tyrn, Gl. 3, 41, 20:
‚Kornelkirsche, cornus‘, tirnboum, nur in Gl.:
‚Kornelkirsche, cornus, cornea silva‘. — Nhd. in
zahlreichen Varianten: Dirle, Thierlein, Dürr-
litze, Dirlitzbaum, schweiz. Tierliboum, bad.
Dirli, schwäb. Dirlitz, bair. Dirnlein, Dirliz.
Im südlichen und westlichen Deutschland
kommt die Kornelkirsche ab und zu wild vor,
häufig wird sie in Gärten und Anlagen ange-
pflanzt.
Splett, Ahd. Wb. I, 158; Starck-Wells 103 (dirlizzi,
durlizzi ‚Kornelkirschbaum‘). 626. 801; Schade 940;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 152 (cornus); Dt. Wb. II,
1184; Schweiz. Id. IV, 1247; Ochs, Bad. Wb. I, 486;
Fischer, Schwäb. Wb. II, 223; Schmeller, Bayer. Wb.²
I, 541; Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen I, 1164 ff.
Außerhalb des Hd. stellen sich hierher: mndd.
terlink, ält. nndl. terleboom, ält. nschwed. (a.
1659) terlingträä. In der Form tirliriè (Montbé-
liard) ist das Wort ins Frz. gedrungen. Wie die
Belege zeigen, ist die Pflanzenbezeichnung mit
ihrem Träger vom Obd. nach Norddeutschland
gewandert.
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. IV, 535; Wartburg, Frz.
et. Wb. III, 91.
Bevor die ahd. Lautform duriseslizi erklärt wer-
den kann, muß die i-haltige Form Dirliz gedeu-
tet werden. Da tyrn wahrscheinlich zu slav.
*dernъ ‚Kornelkirschbaum‘ (mit der Fortset-
zung von anlautendem uridg. *dh) gehört (→
tirn), ist die Lautung auf -lizi eine hd. Neue-
rung. Ausgangspunkt war wohl die gleichfalls
für die Kornelkirsche gebrauchte Pflanzenbe-
zeichnung Herlitze gewesen, die im Ahd. in den
Formen arlizboum (Gl. 5, 34, 30 11. Jh.), arluz-
bom, arlzbavm, harlezboum ‚cornus‘, arlizboum,
arlezboum, harlzpovm ‚ornus‘, erlizboum, erlez-
bawm, erlisboum ‚cornus‘ (in Gl. seit dem
12. Jh.) erscheint (→ erlizboum). Das nach Mar-
zell, a. a. O. 1166 schwierige Wort mit „gänzlich
unklarer“ Herkunft könnte eine Ableitung von
der in ahd. elira ‚Erle‘ (s. d.) vorliegenden Vor-
form urgerm. *alizō sein, wobei wie in ahd. erila
(mhd. erle) Liquidenmetathese eingetreten ist.
Da die Blüten der Kornelkirsche gelb sind und
sehr früh (März, April) auftreten, war in diesem
Fall wie bei der Erle, die nach der Farbe des
Holzes (gelb, rötlich) benannt ist, die gelbe Far-
be das Benennungsmotiv. Durch Antritt des
Kollektivsuffixes *-atja-/ -itja- (dazu Krahe-
Meid, Germ. Sprachwiss. III § 133, 2) ergaben
sich die Varianten *arulazi (zum Suffixablaut
-u- vgl. aisl. ǫlr, ae. alor ‚Erle‘) bzw. *erilizi >
arluz bzw. erliz (mit Synkope des Bindevokals
nach r und des auslautenden i und später mit
unetymologischem h), die dann mit boum ver-
deutlicht wurden. Nach dem Vorbild von *erili-
zi wurde gleichbedeutendes tirn (mfrk.,
rheinfrk. *dirn) zu obd., ostfrk. *tirlizi, mfrk.,
rheinfrk. *dirlizi (mit Schwund von *n in der
aus drei Konsonanten bestehenden Gruppe *rnl
oder Assimilation von *rn zu *rr > r vor Kon-
sonant) umgebildet (zum Schwund mittlerer
Konsonanten in Konsonantengruppen s. Streit-
berg, Urg. Gr. § 129).
Das Glossenwort duriseslizi weicht von diesen
Lautformen ab. Möglicherweise hat eine volks-
etymologische Eindeutung des Gen. Sg. durises
von ahd. duris ‚Riese‘ stattgefunden (‚Riesen-
kraut‘?). Weitere Umdeutungen sind die nach
Tier und dürr (s. o.).
S. auch duris, tirn, tirnboum.