duruhniozan
Band VI, Spalte 980
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duruhniozan Gl. 4,13,27. 15,28 (beide
2. Viertel des 9. Jh.s, alem.[-frk.]): ‚vollständig
genießen oder vollständig erledigen; perfrui‘. –
firniozan seit dem 9. oder 10. Jh. in Gl., Nps
und Npw: ‚verschleißen, abnutzen, vernichten,
zerstören, bis zum Ende ausüben; atterere, con-
terere, deterere, fungi, obterere, obtundere,
perfungi, retundere, terere‘, part.prät. firnoz-
zan ‚verschlissen; pertusum‘ (mhd. verniezen
‚verbrauchen, verzehren‘, part.prät. vernozzen
‚zerknirscht, reumütig‘, nhd. mdartl. osächs.
vernießen ‚aufessen, verzehren, verbrauchen
[von Speisen]‘ [Frings-Große, Wb. d. ober-
sächs. Mdaa. 4, 475], schles. vernießen ‚genie-
ßen, verzehren‘ [Mitzka, Schles. Wb. 1, 285],
das Part.Prät. ist fortgesetzt in schweiz. vernos-
sen ‚von schwächlichem, ungesundem Ausse-
hen‘ [Schweiz. Id. 4, 817], schwäb., bair., thür.
vernossen ‚abgenutzt‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 2,
1256; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1762; Span-
genberg, Thür. Wb. 6, 518]; mndd. part.prät.
vornot[t]en ‚wählerisch, anspruchsvoll‘; andfrk.
farnietan ‚vernichten, aufbrauchen; consume-
re‘ in WPs [nur verschobenes Part.Prät. far-
nozzan]). Hierher gehört auch das part.prät. fer-
noscenen (akk.pl.), dessen Graphie <sc> an-
stelle von <zz> in den Gl. Parallelen findet: z. B.
<floscun> in Gl. 1,347,46 zu flozza f. ‚Flosse‘
(vgl. F. Heidermanns, Sprachw 40 [2015], 170).
Seebold, Germ. st. Verben 268 sieht in fer-
noscenen den Fortsetzer eines st.v. urgerm.
*χnesk-e/a- ‚zerreiben‘ und verbindet den Be-
leg mit dem Adj. urgerm. *χnask-o- (~ mndl.
nesch ‚weich, sanft‘; nwestfries. nesk ‚zart‘,
nnordfries. neesk ‚zart‘; ae. hnesce ‚weich,
sanft, zart‘, me. nshe ‚dss.‘, ne. nesh ‚weich,
sanft, nass‘ und got. hnasqjis* [dat.pl.f. hnasq-
jaim] ‚weich‘). Doch bleibt in diesem Fall die
genaue Bedeutungsentwicklung von ‚abgerie-
ben, abgeschabt‘ zu ‚weich, sanft‘ ohne se-
mantische Parallelen, denn aus einer Grund-
bedeutung ‚abgerieben, abgeschabt‘ entwickelt
sich i.d.R. metonymisch die Bedeutung ‚glatt‘,
aber nicht ‚weich‘ (vgl. lat. trītus ‚abgeschabt,
abgenutzt‘ neben ‚glatt‘). Auch in der Indo-
germania würde die von urgerm. *χnesk-e/a-
vorausgesetzte *-se/o-Präsensbildung zu der
Wz. uridg. *h₁neĝh- ‚stechen, stoßen, schlagen‘
gänzlich isoliert stehen: Uridg. *h₁neĝh- er-
scheint sonst nur als Iterativum in aksl. vъnoziti
‚einschlagen‘ (< uridg. *h₁noĝh-ée/o-) neben
nominalem gemeinslaw. *nožь m. ‚Messer‘ ( >
aksl. nožь m. ‚Messer‘, russ. nož ‚dss.‘, poln.
nóż ‚dss.‘) und in dem Nomen actionis gr. ἔγχος
n. ‚Speer, Lanze, Waffe, Schwert‘ (< vorurgr.
*h₁ĝh-ós-). – giniozan Gl. 1,486,7 (Hs. Anfang
des 9. Jh.s, Zeit des Gl.eintrags unbekannt,
bair.) und weitere Gl. ab dem 10. Jh., bei O, Oh,
in OG, NBo und BGB III:, ‚Nutzen haben, von
Nutzen sein, genießen, aufbrauchen, verzehren,
etw. erlangen; consumere, expendere, prodes-
se‘ (mhd. geniezen ‚inne haben und sich zu-
nutze machen, genießen, Freude haben‘, früh-
nhd. geniessen ‚Freude, Vergnügen haben, Nut-
zen haben, Nutznießer sein, etw. essen, verzeh-
ren, etw. erleiden, jmdm. etw. zuteil werden
lassen‘, nhd. genießen ‚etw. zu sich nehmen
[Speise, Getränk], mit Genuss auf sich wirken
lassen, [zu seinem Vorteil] erhalten, erfahren‘;
mndd. genēten ‚teilhaft werden, Nutzen von ei-
ner Sache haben, genießen, essen‘; frühmndl.
ghenieten ‚zu sich nehmen, essen, ertragen,
ausnutzen, erfahren‘, mndl. genieten, geneeten
‚gebrauchen, Gebrauch machen von, genießen,
Vorteil haben [von], schmecken, kosten‘; got.
ganiutan ‚ergreifen‘). – intniozan Gl. 2,709,56
(10./11. Jh., mfrk.): ‚sich entledigen, loskom-
men (von); defungi‘ (mndd. ennēten ‚genie-
ßen‘; afries. undniāta ‚verantworten, entgel-
ten‘). – missiniozan seit dem 10. Jh. in Gl.:
‚missbrauchen, übel behandeln; abuti‘ (mhd.
misseniezen ‚Nachteil haben von etw., miss-
brauchen‘, nhd. mdartl. rhein. missniessen
‚missgönnen‘ [Müller, Rhein. Wb. 5, 1173];
mndl. misnieten ‚missbrauchen‘). – widarnio-
zan
nur Gl. 1,383,59 (10. Jh., alem.): ‚missbrau-
chen; ambuti [= abuti]‘. – Ahd. Wb. 6, 678 f.
1281 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 671; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 201. 282. 425. 594. 789. 1258;
Schützeichel⁷ 238; Starck-Wells 441 f.; Schütz-
eichel, Glossenwortschatz 7, 109 f.

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