ebahAWB n.(?) a-St., seltener ebahiAWB n. ja-St., nur
in Gl. vom 9./10. Jh. an und in der Beschwö-
rung ‚Gegen Gicht‘ (Steinmeyer, Spr.denkm.
385, 8): ‚Efeu, hedera‘ (Hedera helix L.), einmal
auf den ‚Zwergholunder, ebulus‘ (Sambucus
ebulus L.) übertragen (Gl. 2, 699, 12 euoh; oder
eine Mischform aus ebulus und odocos? vgl.
Bruch, Gl. Epternacense T. 2, S. 43 und → atuh)
〈Var.: ebach, eboch, ebech, euech, abech, abich,
hebah; ebachi, ebechi, ebohe〉. Entsprechende
Formen kommen weder in der mhd. Lit.spra-
che noch in der nhd. Schriftsprache vor, wo
sich Fortsetzungen von ahd. ebihewi, -houwi
(s. u.) durchgesetzt haben. Dagegen begegnet
in nhd. und ndd. Mdaa. eine bunte Vielfalt von
Varianten, die z. T. auf ahd. ebah, ebahi zu-
rückgehen (oft mit Eppich verwechselt, → epfi;
manchmal an ewig angelehnt, wegen der im-
mergrünen Blätter), z. B. schweiz. ebich (neben
abheu und sogar rebheu; Schweiz. Id. I, 47; II,
1816), elsäss. ebich (neben äbhäu, äwäi, äb-
heid usw.; Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa.
I, 10), lothr. ewich (Follmann, Wb. d. dt.-lothr.
Mdaa. 130), rhein. ebix, ēbx, ēbš, ēwix usw.
(Müller, Rhein. Wb. II, 139), pfälz. eppich
(ębix, ēbx, ēwiš usw.; Christmann, Pfälz. Wb.
II, 915), südhess. äbich, äbisch, äwisch, epch
usw.; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. II, 223 f.),
Göttingen ēwek (Schambach, Wb. d. ndd.
Mda. 58; F. Holthausen, PBB 46 [1921—22],
129). Weiteres bei Marzell, Wb. d. dt. Pflan-
zennamen II, 756 ff.
Ahd. Wb. III, 2; Splett, Ahd. Wb. I, 163; Starck-Wells
114. 802; Graff I, 91; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 193
(ebulus). 194 f. ([h]edera); Dt. Wb. III, 678; Dt. Wb.²
VII, 90; Kluge²¹ 152; Kluge²² 165; Pfeifer, Et. Wb. 328.
Am nächsten verwandt sind ae. īfig, īfegn, me.
īvī, īfig usw., ne. ivy ‚Efeu‘, aber die Bildungen
sind nicht identisch, und die Erklärung bietet
Schwierigkeiten. Das erste Element von ahd.
ebah ist entweder germ. *e- oder *i-, das von
ae. īfig, īfegn germ. *ī-. Da ahd. i vor einem
folgenden a zu e werden kann, läßt sich eine ge-
meinsame germ. Wz. *(a)- ansetzen, die auch
als erstes Element von mndd. if(f)lōf, iwlōf, ilōf,
mndl. eiloof ‚Efeu‘ (einer an mndd. lōf, mndl.
loof ‚Laub‘ angelehnten Zusammensetzung; vgl.
die mhd. Zss. ebechloup [s. d.]) vorkommt, wie
auch in ahd. ebihewi, -houwi und ebahboum,
ebboum ‚Efeu‘ (an ahd. hewi, houwi ‚Heu,
Gras‘ bzw. boum ‚Baum‘ angelehnt), s. d. d.
Das zweite Element von ahd. ebah, ebahi ist
möglicherweise das kollektive Suffix -ahi (s. d.),
wie in hasalahi ‚Haselgebüsch‘ usw. (aber in der
verkürzten Form -a[c]h schon im 9./10 Jh.? vgl.
Wilmanns, Dt. Gr. II § 276, 2. Viell. handelt es
sich bei dieser Form um eine einfache -h-Ablei-
tung wie bei epfih [s. d.]; vgl. Wilmanns II
§ 284, 2; Krahe-Meid, Germ. Sprachwiss. III
§ 144a). Zu ae. īfegn (< *īana- mit gram.
Wechsel) s. J. Hoops, IF 14 (1903), 484 f. und
vgl. ae. holegn ‚Stechpalme‘.
Nach Vries, Ndls. et. wb. 153 ist die außerordentliche
Verschiedenheit der germ. Formen einer ‚Tabu-Wir-
kung‘ zuzuschreiben, weil der Efeu oft als eine un-
glückbringende Pflanze betrachtet wird (vgl. Handwb.
d. dt. Aberglaubens II, 559).
Fick III (Germ.)⁴ 28; Holthausen, Ae. et. Wb. 187;
Bosworth-Toller, AS Dict. 587; Suppl. 588; ME Dict.
I-L, 343 f.; OED² VIII, 154; Oxf. Dict. of Engl. Et.
489; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. II, 395; Lübben-
Walther, Mndd. Handwb. 163; Verdam, Mndl.
handwb. 162; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 316 (s. v.
klimop).
Germ. *(a)- ist ohne etymologische Deutung.
Meistens wird eine Anknüpfung an lat. ibex
‚Steinbock‘ erwogen — der Efeu sei ‚der Klette-
rer‘, wie bei nndl. klimop ‚Efeu‘; aber ibex ist
wohl ein aus einer „Alpensprache“ stammendes
Lehnwort, das auch keine Etymologie hat. Eine
idg. Wz. *ei̯bh- ‚klettern‘ oder Ähnliches ist
nicht belegt.
Alle anderen Vergleiche sind noch zweifelhafter, wie
die mit gr. αἰπύς ‚steil‘ (C. C. Uhlenbeck, PBB 35
[1909], 170 f.) oder mit gr. ἴφυον ‚Art Lavendel‘ (z. B.
Fick, a. a. O.; Walde-Pokorny I, 163; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 182), isolierten Wörtern ebenfalls
ohne Etymologie. Wenig überzeugend auch H. Peters-
son, IF 23 (1908—09), 160 f.: zu got. ibuks ‚rückwärts
gewandt‘, ahd. ippichôn ‚revolvere‘ (vgl. Feist, Vgl.
Wb. d. got. Spr. 288; Lehmann, Gothic Et. Dict. I-4
und → *ibbichôn), und weiter zu gr. ἰψόν ⋅ τὸν κισσόν
(Hesych) ‚Efeu?‘; aber gr. ἴψος oder ἰψός ist wohl aus
*ϝιψο- entstanden und gehört zu gr. *(ϝ)ίμβω ‚an-
schirren‘? (vgl. Frisk, Gr. et. Wb. I, 725 f. 747; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 464. 475; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴
388. 1114).
Eine idg. Bezeichnung für ‚Efeu‘ gibt es nicht, sondern
nur einzelsprachliche Benennungen, die meist etymo-
logisch schwierig sind; vgl. lat. hedera, gr. κισσός,
russ. (veraltet) bljušč (poln. bluszcz) usw. Vgl. J. Char-
pentier, Glotta 9 (1918), 38 ff.; Schrader, Reallex. d.
idg. Alt.² I, 247.