ellaAWB f. n-St., nur in Gl.: ‚Nebenbuhlerin, ae-
mula; Kebsweib, pelex‘; giellaAWB f. n-St., nur in
Gl.: ‚dss.‘, auch ‚concubina‘ 〈Var.: kiella; gella,
-e, kell-, gaell-, geill-, keill-〉; elloAWB m. n-St., nur
Gl. 1, 409, 24. 546, 43: ‚Rivale, Nebenbuhler, ae-
mulus‘; *gielloAWB m. n-St., nur gello Gl. 4, 129, 23
(12. Jh.), gelle Gl. 4, 112, 6 (12. Jh.): ‚dss.‘. —
Mhd. elle sw. f. ‚pel(l)ex‘, gelle sw. f., gellîn st.f.
‚Nebenbuhlerin, Kebsweib‘; gelle sw. m. ‚Ne-
benbuhler‘ (? vgl. Lexer I, 821); frühnhd. gelle,
gellin f. ‚Nebenbuhlerin, Kebsweib‘, gelle m.
‚Nebenbuhler‘; nhd. mdartl. (veraltet) bayer. ell
f., gelle f. ‚Nebenbuhlerin, Kebsweib‘; schweiz.,
schwäb. gelle f. ‚dss.‘; elsäss. gelle f. ‚dummes,
leichtfertiges Mädchen‘.
Ahd. Wb. III, 265 f. 269 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 180;
Starck-Wells 125. 205. 815; Graff I, 202; Schade 132;
Lexer I, 539. 821; Nachtr. 140; Benecke I, 428; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 421 (pel[l]ex). — Schmeller,
Bayer. Wb.² I, 58. 892; Schweiz. Id. II, 210; Fischer,
Schwäb. Wb. III, 296; Martin-Lienhart, Wb. d. els.
Mdaa. I, 211.
Entsprechende Formen in anderen germ. Spra-
chen sind: mndd. elle f. ‚Nebenbuhlerin, Kebs-
weib‘ (vereinzelt); mndl. elle m. f. ‚Nebenbuhle-
r(in), Geliebte(r)‘ (anscheinend nur in den an
Deutschland angrenzenden Mdaa. nach Ver-
wijs-Verdam, Mndl. Wb. II, 615); aisl. nisl. elja
f. ‚Kebsweib‘ (aus dem Skand. viell. finn. aljo
‚Hure‘; vgl. Thomsen, Einfluß d. germ. Spr. 130;
T. E. Karsten, Folkmålsstudier 2 [1934], 76).
Fick III (Germ.)⁴ 20; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 529; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
655; Verdam, Mndl. handwb. 163; Vries, Anord. et.
Wb.² 100; Jóhannesson, Isl et. Wb. 75; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 49.
Germ. *aljan-, *aljōn- hat zwei mögliche Ety-
mologien:
1) Zu idg. *ali̯o- ‚der andere‘ (→ alles²; R. Lühr,
bei K. Matzel, in Stud. z. Lit. d. Mittelalters
[hrsg. v. R. Schützeichel, Bonn, 1979] 44
Anm. 51 [= Gesammelte Schriften 206 Anm. 51]):
semantisch wenig überzeugend. Ein Kebsweib
ließe sich viell. als ‚die andere (Frau)‘ bezeich-
nen, aber ein ‚Nebenbuhler‘ (‚aemulus‘) ist nicht
einfach ‚der andere‘, sondern ‚jemand, der mit
einem anderen wetteifert‘. Es ist auch fraglich,
ob gi-Zss. von Pron.stämmen wie *ali̯o- gebil-
det werden können (s. u.).
2) Zu ahd. ellan ‚Mut, Kraft, Eifer‘ (s. d.). Zu-
gehörigkeit zu dieser Sippe wird bes. durch die
folgenden ahd. Glossierungen wahrscheinlich
gemacht: ahd. ella, giella ‚aemula‘, ello, giello
‚aemulus‘: ahd. ellinri ‚aemulator‘, ellinôn ‚ae-
mulari‘ (= got. aljanōn ‚ζηλοῦν‘), ellinunga ‚ae-
mulator‘ (s. d. d.). Der Begriff des (Wett-)Eiferns
liegt zweifellos der ganzen Sippe zugrunde (vgl.
auch nhd. nacheifern, zu Eifer). In diesem Fall
könnte es sich um schwach deklinierte Verbal-
substantive zu einem nicht belegten germ. Verb
*aljan- ‚(wett)eifern‘ handeln (vgl. ahd. skepfo
‚Schöpfer‘ zu skepfen ‚schöpfen, erschaffen‘; gi-
helfo ‚Helfer, Gehilfe‘ zu [gi]helfan), zu dem
mit -(a)na-Suffix und sächlicher Bed. auch ellan
gehörte; vgl. ahd. skern ‚Scherz‘ zu skerôn ‚las-
civire‘; lougan ‚Verleugnung, Verneinung‘ zu
liogan ‚lügen, täuschen‘ (s. d. d. und s. Wil-
manns, Dt. Gr. II § 149 f. 234 f. [bes. 236]). Die
Verknüpfung mit ellan ist wohl vorzuziehen,
obgleich die weitere Etymologie dieser Sippe
noch ungeklärt bleibt. Weiteres → ellan.
Osthoff, Zur Gesch. d. dt. Adj. 167; W. Schlüter, Ger-
mania 21 (1876), 375 f.; K. F. Johansson, ZfdPh. 31
(1899), 298 Anm. 1.