*elsenboumAWB m. a-St., nur einmal in Gl.:
H. Thoma, PBB 73 (1951), 207 (London Harl.
4986, 11. Jh. elsenbom): ‚Faulbaum, Trauben-
kirschbaum(?), Jujube(?), ziziphum‘ (Rhamnus
frangula L.). — Mhd. elsenboum st.m., nhd. El-
s(e)baum. Da sich die s-Form des Wortes Erle
(→ elira) vom Niederrhein über Westfalen bis
hin zur Weser verbreitet hat (Th. Frings, in
Wartburg-Festschrift 239) und das mndl. Wort
else (s. u.) schon im 12. Jh. durch ndl. Koloni-
sten in die Altmark gebracht wurde (Teuchert,
Sprachreste d. ndl. Siedlungen 211 f.), könnte
man *elsenboum für ein mndd. Wort halten.
Doch erscheint else auch in dt. ON und Fluß-
namen wie Elsenfeld Unterfranken (1248/1249
Elsaffe, Elsaphe), Elsbach Nebenfluß der Streu
(819 Elispa, 1145 Elspe).
Ahd. Wb. III, 271 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 90. 179;
Starck-Wells 125; Dt. Wb. III, 417; Kluge²¹ 172;
Pfeifer, Et. Wb. 372 (s. v. Erle). — H. Krahe, BN 3
(1951—52), 165 ff.; Reitzenstein, Lex. bayer. ON 121.
— Da der Faulbaum nach der Beschaffenheit der Zwei-
ge, Blätter, Rinde und der Beeren oft mit anderen
Sträuchern oder Bäumen verglichen wird, konnte das
Wort *elsenboum auch zur Bezeichnung des Faul-
baums verwendet werden (s. Marzell, Wb. d. dt. Pflan-
zennamen II, 483 f.).
Ahd. *elsenboum entspricht mndd. elsenbōm m.
‚Erle, alnus‘; mndl. else(n)boom m. ‚dss.‘, nndl.
elzeboom. Das Wort, eine Zusammensetzung
mit -boum (s. d.), enthält im Vorderglied die
Fortsetzung der neben *alizō (→ elira) stehen-
den Variante *alisōn- (*alisō) ‚Erle‘, das als
selbständiges Wort in mndd. else f., mndl. else
m., nndl. els m. ‚Erle‘, dial. elst (mit epentheti-
schem t wie in nndl. hulst ‚Stechpalme‘) fort-
lebt.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 530; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 656; Verdam, Mndl. handwb.
163 (s. v. else); Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 155; Vries,
Ndls. et. wb. 156 (s. v. els); Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 469; W. Wißmann bei Marzell, a. a. O. I, 218.
Ein aus span. aliso ‚Erle‘ erschlossenes got. *aliza oder
*alisa, wie es in den Handbüchern angegeben wird, ist
umstritten, → elira.
Die zu ahd. elsen- gehörigen Wörter für ‚Erle‘,
alles Fortsetzungen von Ableitungen der Farb-
wurzel *el- ‚rot, braun‘ mit is-/ us-Suffix, wei-
sen auf einen alten e-/ o-Ablaut, der im Slav.
eine Parallele hat. Mit e-stufigen Bildungen wie
aisl. jǫlstr ‚Erle‘ (< *elustrā) und ilstri (< *eli-
str[i]i̯o-) vgl. urslav. *jelьxa (< *elisā) > serb.-
ksl. jelьcha ‚Erle‘, bulg. (j)elchá und mit der o-
stufigen Bildung vorurgerm. *olisā (ahd. elsen-)
vgl. urslav. *olьxa > aruss. olьcha, russ. ol’chá
‚Erle, Eller‘, poln. olcha, olsza. Auch im Balt.
kann dieser e-/ o-Ablaut fortgesetzt sein; vgl.
(mit sekundärem k-Einschub) lit. aksnis ‚Erle‘,
lett. àlkna ‚Erlenwald, Erlengebüsch, ein mit
Erlen bewachsener Ort‘, apreuß. *al(i)skande
(Hs. abskande) ‚Erle‘ < *al(i)sni̯a- < *ol(i)sni̯o-
mit lit. ẽlksnis, ostlett. èlksnis (< *elsni̯a-?).
Doch liegt hier möglicherweise wie im Falle von
lit. alknė ‚Elle‘ und lit. dial. elknė ‚Ellenbo-
gen, Biegung, Krümmung‘, apreuß. alkunis ‚El-
lenbogen‘ und lett. èlkuon(i)s ‚Biegung, Ellenbo-
gen‘ dial. Entwicklung von *a > e (→ elina)
und so allein eine Vorform mit anlautendem *o-
vor.
Lautformen mit anlautendem a- (aus schwa se-
cundum) begegnen außer in lat. alnus, -ī f.
‚Erle, Eller‘ (→ alze) in gall. *alisa; vgl. ON wie
gall. Alisiia, Alisanos, Alisincum, Aλισονεας
und Flußnamen wie Alsontia, → elira.
Mit der Bildeweise von vorurgerm. *olisā als
Ableitung von einer Farbwurzel ist die Wortbil-
dung von ahd. bilisa ‚Bilsenkraut‘ (< vorur-
germ. *bhelisā), das ebenfalls von einer Farb-
wurzel (*bhel- ‚blaß, weiß‘) abgeleitet ist, un-
mittelbar vergleichbar (→ bilisa).
H. Kern, Tijdschrift 20 [1901], 37 ff. vergleicht das
Suffix mit aind. -iṣa- in mahiṣá- ‚Büffel‘, ursprünglich
‚groß, mächtig, gewaltig‘. Doch handelt es sich hier
um eine Ableitung eines *mahiṣ- ‚Größe‘ [**meg̑H₂s-]
(vgl. aind. akk. sg. máhiṣ-vant-am, wenn ‚groß, mäch-
tig‘), das synchron im Suffixablaut zu aind. máhas- n.
‚Größe, Macht‘, av. mazah- n. ‚Größe‘ steht (Mayrho-
fer, K. et. Wb. d. Aind. II, 613 f.; ders., Et. Wb. d. Alt-
indoar. II, 340).
Walde-Pokorny I, 151 f.; Pokorny 302 f.; Frisk, Gr. et.
Wb. I, 73; Chantraine, Dict. ét. gr. 61; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 31 (anders zum Lat. H. Peder-
sen, IF 5 [1895], 400; Szemerényi, Glotta 38 [1960],
228: Vorform *alisno- mit später Synkope als Ablei-
tung von *alisā); Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 23;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 6 (Ablaut *elsni̯a- für das
Balt.); Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr. 103 (doch ur-
slav. *elsa); Vasmer, Russ. et. Wb. II, 266; A. Meillet,
BSL 25 (1925), 161; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt.
Wb. I, 68; Fraenkel, Lit. et. Wb. 8; Trautmann,
Apreuß. Spr.denkm. 295; H. Pedersen, Zfvgl.Spr. 38
(1905), 310. 316; Specht, Ursprung d. idg. Dekl. 58 f.
115. 199.
Bernekers (Slav. et. Wb. I, 453 f.) Ansatz allein von a-
stufigem *alisā/ alisno-/ alisni̯o- und seine Herleitung
der balt. Lautungen von *alisnis (zustimmend
W. Osten-Sacken, IF 33 [1913—14], 192 wegen der lit.
Nebenform alìksnis) sind ebenso wie seine Erklärung
von urslav. *jelьxa und *olьxa als Sandhivarianten zu
Recht auf Kritik gestoßen (vgl. H. Pedersen, Beitr. z.
idg. Wortf. 893. 894 und Anm. 1). Auch A. Bezzenber-
gers (BB 23 [1897], 297 Anm. 1) Grundform urbalt.
*als-kni-s läßt sich nicht aufrechterhalten.