ennânAWB adv., nur Notker, Bened.b. Glauben
III (12. Jh.): ‚von dort, fort, von da‘ in den
Verbindungen ennân obenan für lat. de summo,
ennân (...) fone ‚von dort her, weg von; von da
an‘, ennân hera ‚seither, bislang‘ 〈Var.: Be-
ned.b. Glauben III ennen〉. — Mhd. enne(n),
enne-her, en(t)her adv. ‚von dort her, von jener
Zeit her, bisher‘, nhd. dial. schwäb. (veraltet)
enent(her) (mit epenthetischem -t) ‚von früher,
bisher‘, bair. ennen ‚von dort her, dorthin,
dort‘.
Ahd. Wb. III, 296; Splett, Ahd. Wb. I, 181; Schütz-
eichel⁴ 102; Graff I, 600 f.; Schade 135; Lexer I,
561 f.; Benecke I, 688; Dt. Wb. III, 488. — Fischer,
Schwäb. Wb. II, 714; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 92.
Von seinem Ausgang her gehört ennân zu ahd.
danân ‚von da, fort‘, innân ‚(von) innen‘ und
den mit wiederholtem Ausgang (*-an[a] + ân)
gebildeten Formen ûzzenân ‚von außen‘, sunde-
nân ‚von Süden‘ (s. d. d.), wobei die Lautung
-ân mit expressiver Dehnung und Schwund des
auslautenden -a aus -ana hervorgegangen sein
dürfte (→ dann). Aus den Adverbien danân,
innân, ûzzenân, sundenân scheint ein adverbia-
les Element -nân gewonnen worden zu sein, das
zur Bezeichnung des Ausgangspunktes einer
Richtung verwendet wurde.
Zugrunde liegt eine Variante des die Fern-Dei-
xis bezeichnenden Pronominalstammes jenêr
‚jener‘ (s. d.), dessen anlautendes j wohl im
Schwachton geschwunden ist; vgl. auch Gl.
2, 642, 65. 768, 56 ena (halb) ‚jenseits‘ (Starck-
Wells 125).
G. Klingenschmitt, in Althochdeutsch I, 174 ff. Für den
j-Schwund in enêr wird in den Handbüchern auf das
Nebeneinander von âmer und jâmer ‚Jammer‘ (s. d.)
verwiesen; vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 116 Anm. 4: „Der
Verlust des j im Obd. ist nicht hinreichend erklärt“.