erkan
Band II, Spalte 1140
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erkanAWB adj., Gl., Isid., Notker: hervorra-
gend, ehrwürdig, fest, bestimmt, wirklich, (su-
perl.) hauptsächlich, Haupt-; egregius, sanctus,
certus, primus
; einmal viell. behend, per-
nix
(?) (R. Brill, ZfdA. 57 [1920], 127, 7: Mau-
ritiusgl., 12. Jh. [?]; aber erdhuon); auch als
erster Teil einiger PN wie Erkanbald, -beraht,
-frid, -rât usw. Vgl. auch erkanbruoder echter,
leiblicher Bruder, germanus
(s. d.) Var.: er-
chan, -chen-, -chn-, -cn-. Das Wort ist im
Mhd. nicht mehr belegt und fehlt auch dem
Nhd.

Ahd. Wb. III, 419 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 190; Schütz-
eichel⁴ 104; Starck-Wells 132; Graff I, 408; Schade
147. Förstemann, Adt. Namenbuch2-3 I, 457 ff.;
Bach, Dt. Namenkunde I § 201.

Nur im Got. lassen sich verwandte Appellative
mit Sicherheit belegen: got. *airkns (Konjektur
für airknis) heilig, ὅσιος, unairkns unheilig,
ἀνόσιος
, airkniþa Echtheit, τὸ γνήσιον. Im
Ae. kommt E(o)rcon-, -cun-, -cin- als erster Teil
von PN vor, z. B. Eorcongota, Earconberct,
Ercinuald usw.; im As. sind solche PN äußerst
selten (vgl. W. Schlaug, Stud. z. d. as. PN d. 11.
u. 12. Jhs. [Lund, 1955] 91).

Viell. verwandt sind ae. eorcnan-, eorcan-, eorclanstān
Edelstein, Perle, Topas, aisl. jarknasteinn Edel-
stein, aber der erste Teil dieser Zss. könnte ebensogut
eine Entlehnung aus chald. jarkān gelblicher Edel-
stein
sein (vgl. E. Sievers, PBB 12 [1887], 182 f.;
Vries, Anord. et. Wb.² 290). Ganz unsicher ist die Zu-
gehörigkeit von aisl. jarteign, -tegn, -teikn, -teinn
Wahrzeichen, Wunder, nnorw. jarteign, nschwed.
järtekn, ndän. jertegn: aus *jarkn- nach Noreen, Aisl.
Gr.⁴ § 291, 6; vgl. auch Vries, a. a. O. 291; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 35; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 145; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 473; Torp,
Nynorsk et. ordb. 248; Hellquist, Svensk et. ordb.³
427 f. also Echtzeichen, sichtbares Zeichen als Be-
weis für die Wahrheit einer Aussage
; anders D. Hof-
mann, Ark. f. nord. fil. 89 (1974), 146 ff.: aus *jehōr-
taiginir Aussage-Zeichen ( wortzeichan).

Fick III (Germ.)⁴ 26; Holthausen, As. Wb. 16; ders.,
Ae. et. Wb. 92; Campbell, OE Gr. § 7. 227 Anm. 1,
363. 617; R. Müller, Unters. über d. Namen des nordh.
Liber Vitae (Palaestra 9, Berlin, 1901) 96; H. Ström
OE Pers. Names in Bede’s Hist. (Lund, 1939) 105 f.;
Bosworth-Toller, AS Dict. 253; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 35. 1036; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 25; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. A-84.

Die Etymologie ist dunkel. Meistens wird germ.
*erkna- zur idg. Wz. *ar- [**Her-] glän-
zend, weißlich
gestellt (vgl. aind. árjuna- licht,
weiß, silberfarben
; gr. ἀργός weiß, ἄργυρος
Silber; lat. argentum Silber; heth. arki-
weiß usw. und s. Pokorny 64 f.). Das germ.
Wort hat aber ein schwer zu erklärendes *er-
statt *ar- (**Her-); so dachten schon Walde-
Pokorny I, 83 an die Möglichkeit einer Kreu-
zung von germ. *ark-, idg. *ar-, mit einem
*erχ- = aind. árcati strahlt, lobsingt, ehrt, zu
idg. *erk- (*erk- [**(H)erk-]; Pokorny 340;
vgl. auch aind. arká- Strahl, Licht, Glanz;
Lied, Zauberlied
[Mayrhofer, Et. Wb. d. Altin-
doar. I, 114 f.; T. Gotō, Die I. Präsensklasse im
Ved., Sitz.ber. d. Österr. Akad. d. Wiss. 489, 18
(Wien, 1987), 97 ff.]; toch. A yärk, B yarke
Verehrung, arm. erg Lied). Vor kurzem hat
R. Lühr (Expressivität 339) versucht, germ. *er-
kna- unmittelbar mit der Sippe von aind. árcati
zu verknüpfen, indem sie ein germ. Subst.
mit individualisierendem n-Suffix *er/χa-n-,
*erk(k)- der Strahlende ansetzt, wozu ein Adj.
*erkna- rückgebildet wurde. Da aber kein germ.
*er/χa- zu belegen ist, bleibt diese Lösung rein
theoretisch.

Einen anderen Weg hat A. F. Lacy, JIES 7
(1979), 287 ff. beschritten, indem er einen zwei-
ten von Walde-Pokorny I, 83 vorgeschlagenen
Erklärungsversuch wiederaufnahm: das germ.
Wort sei eine Zss. aus idg. *er- (in germ. *erma-
na-, *irmina-, irmindiot, irmingot, viell.
auch im gr. Präfix ἐρι- sehr) und *-no-, zur
idg. Wz. *enǝ- [**enH₁-] erzeugen (wie in
gr. νεο-γνός neugeboren) und habe ursprl. gut
oder edel geboren
bedeutet. Dagegen spricht
bes. die Tatsache, daß es sonst keine glaubhaf-
ten germ. Zss. mit *-kna- gibt; got. ainakls al-
leinstehend
ist sicher nicht aus *aina-kna- und
got. niuklahs unmündig, kindisch wahrschein-
lich nicht aus *niu-kna-χa- dissimiliert (vgl.
Feist, a. a. O. 22 f. 378; Lehmann, a. a. O. A-72.
N-24).

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