*fôna f. jōn-St., nur Gl. (Ende 13./Anfang
14. Jh., alem.): ‚Föhnwind, Südwind, auster‘. —
*fônoAWB m. jan-St., nur Gl. 1, 752, 15 (3 Hss.: 10.,
10./11. und 14. Jh.); 2, 767, 12 (10. Jh.) nom. sg.
phonno: ‚warmer Frühlingswind, zephyrus, au-
stralis ventus praecalidus, Wirbelwind, typhoni-
cus‘ 〈zur Gemination nach langen Vokalen im
Obd. vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 96 Anm. 1. Zu
anl. ph- s. u.〉. Das Wort, aus lat. (ventus) favō-
nius ‚lauer Westwind‘ (‚der wärmende Wind‘,
zu lat. fovēre ‚wärmen‘; vgl. Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. I, 469), vulg.lat. auch faōnius, ent-
lehnt, war ursprl. auf obd. Mdaa. beschränkt
(s. u.). Die mhd. Literatursprache kennt es
nicht, aber seit dem 16. Jh. wurde es als ein
schweizerdt. Wort auch in anderen Teilen des
deutschsprachigen Gebiets bekannt; erst durch
Schillers Gebrauch des Wortes im „Wilhelm
Tell“ fand es in die Schriftsprache Aufnahme:
nhd. Föhn m.
Das Genus hat sich im Laufe der Zeit geändert:
ursprl. m. ist es bes. in der Schweiz sehr früh f.
geworden (durch Windsbraut und Bise beein-
flußt?), um später wieder m. zu werden (durch
Assoziation mit Wind?).
In den obd. Mdaa. heißt es: schweiz. fö(n),
pfö(n) (z. T. m., z. T. f.; Schweiz. Id. I, 843 f.);
schwäb. fön, auch pfön (m., aber auch f.; Fi-
scher, Schwäb. Wb. II, 1635 f.); vorarlb. föhn,
pfö usw. m.f. (Jutz, Vorarlberg. Wb. I, 962 f.);
bair. fön m.(f.) (Schmeller, Bayer. Wb.² I, 722);
tirol. pfēn, pfien m. (Schöpf, Tirol. Id. 497;
Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 68).
Zu anl. ph- für lat. f, das im Obd., bes. in lat.
Lehnwörtern öfters erscheint, vgl. Lessiak, Dt.
Konsonantismus 73 f.: z. T. wegen der Unsicher-
heit von ph und f für germ. p im Anlaut (vgl.
auch Frings, Germania Romana II, 246; Braune,
Ahd. Gr. ¹⁵ § 131 und Anm. 4).
Die in früheren Aufl. von Kluges Et. Wb. (z. B. 15.
Aufl. [1951], 218) vertretene Erklärung des ph-, pf-
als eine Verschmelzung des Artikels d- (= die) mit an-
laut. f- ist abzulehnen, denn diese Entwicklung betrifft
nur Wörter mit dem Artikel die (f.sg., pl.), während
schon im Ahd. das Maskulinum phonno ph- hat (vgl.
A. Senn, JEGP 32 [1933], 515).
Ahd. Wb. III, 1132; Splett, Ahd. Wb. I, 1216; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 312 (fōnne); Starck-Wells 171 (fōnno,
pfōnno); Schützeichel, Glossenwortschatz III, 254;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 585 (typhonicus); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 701 (ventus Typhonicus). 723 (ze-
phyrus); Dt. Wb. III, 1869; Kluge²¹ 211; Kluge²⁴ 306;
Pfeifer, Et. Wb.² 362. — H. Wehrle, Zfdt. Wortf. 9
(1907), 166 ff.; Frings, Germania Romana I², 68. 79.