faldanAWB red. v. (Gl. 1, 410, 22 zuakifiald; gifal-
tan, gifaldan), zuerst um 800, Bened.regel,
Murb. H., Notker und in Gl.: ‚falten, krüm-
men, abwickeln, ablaufen, plicare, volutare,
complicare‘ 〈part. präs. Gl. 2, 433, 18 faltenti
11. Jh.〉. -lt- aufgrund von grammatischem
Wechsel kam ursprl. nur dem Pl. und Part.
Prät. zu. — Mhd. valten, valden ‚falten, zusam-
menfalten, verschränken‘, reflexiv ‚sich umbie-
gen, krümmen‘, nhd. falten sw. v. Das ursprl.
st. Verb fiel im Hd. mit der Fortsetzung des
gleichbedeutenden Verbs ahd. faldôn, faltôn
(s. d.) zusammen. Das st. Part.Prät. gefalten er-
scheint jedoch noch im 18. Jh. Im 15. Jh.
kommt die Iterativbildung fälteln ‚in viele
kleine Falten legen‘ auf.
Ahd. Wb. III, 534 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 200; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 243; Schützeichel⁵ 128; Starck-Wells
137. 806. 843; Schützeichel, Glossenwortschatz III,
33 f.; Seebold, ChWdW8 120; Graff III, 513 f.; Scha-
de 159; Lexer III, 15; Benecke III, 230; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 137 (complicare). 442 (plicare); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 123 (complicare). 496 (plicare).
719 (volutare); Dt. Wb. III, 1300 f.; Kluge²¹ 183; Klu-
ge²⁴ 274; Pfeifer, Et. Wb.² 321 f.
Ahd. faldan entsprechen: mndd. vōlden, valden
sw. v. mit st. Part.Prät.; mndl. voulden, vouden,
vouwen sw. v. mit st. Part.Prät., nndl. vouwen;
ae. faldan, fealdan (feold, feoldon, fealden) ‚fal-
ten‘, me. fealden, fālden, ne. fold; aisl. falda
(felt, feldo, faldenn) ‚den Kopf (mit einem faldr
[‚weiblicher Kopfputz‘; → fald] bedecken‘, eigtl.
‚ein Kopftuch umbinden, falten‘, aschwed. fal-
da, falla sw. v., nschwed. fålla ‚säumen‘ (nisl.
faldur ‚Saum‘); got. falþan ‚falten, zusammen-
rollen, πτύσσειν‘ (nur 3.sg.prät. faifalþ): < ur-
germ. *falþan-. Die st. Flexion findet sich also
nur in den altgerm. Sprachen.
Fick III (Germ.)⁴ 238; Seebold, Germ. st. Verben
183 ff.; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 634;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V, 297 f.; Verdam, Mndl.
handwb. 748; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 760; Vries,
Ndls. et. wb. 803; Holthausen, Ae. et. Wb. 99; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 271; Suppl. 206; Stratmann-
Bradley, ME Dict.³ 213; ME Dict. E-F, 676 ff.;
OED² V, 385 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 366; Vries,
Anord. et. Wb.² 110. 116; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
557; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog I, 368; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 55; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 249; Ordb. o. d. danske sprog V,
106 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 93; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 251; Svenska akad. ordb. F-1986 ff.; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 141; Lehmann, Gothic Et. Dict.
F-19. — In Anbetracht des þ-Lautes im Got. wird auch
für ae. fealdan die Folge *lþ und nicht *lđ anzuneh-
men sein (anders Ch. Peeters, IF 94 [1989], 295).
Als Basis des Verbs gilt eine Vorform *polto-,
ein Partizip auf *-to-, mit dem die auf der
Schwundstufe beruhenden Bildungen gr. διπλά-
σιος ‚doppelt, doppelt so groß‘ (< *p-t-) usw.
(→ einfalt), mir. alt n. ‚Gelenk, Glied, Ab-
schnitt‘ (< *p-to-; zur Vertretung von * als al
im Ir. s. Thurneysen, Gr. of OIr. § 215), akorn.
chef-als ‚Gelenk‘ (mit *com- ‚zusammen‘) und
möglicherweise auch aind. puṭa- < *pt- ‚Tüte,
Tasche, Falte‘ (puṭati ‚umhüllt, umklammert,
verkleidet‘) zu vergleichen sind. Weiterhin wird
ksl. platьno ‚Leinwand, Spinngewebe‘, russ. po-
lotnó ‚Leinwand, Fahrbahn‘ hierher gestellt.
Unsicher ist die Zugehörigkeit von aksl. platъ ‚Zeug-
lappen, Docht‘, russ. plát ‚Tuch, viereckiges Stück
Stoff‘ (Vasmer, Russ. et. Wb. II, 397 f. 366), wie auch
die von gall. linna ‚eine Art Gewand‘ (Holder, Acelt.
Spr. II, 237; Billy, Thes. ling. Gall. 96), air. lenn (Hes-
sens Ir. Lex. II, 63; Dict. of Irish III, 103 f.), akymr.
lenn ‚sagum‘ (Dict. of Welsh III, 2151 f.) < *p-snā?
(anders und lautlich nicht überzeugend Fick II
[Kelt.]⁴ 252: *pnnā, zu lat. pellis; ebenso J. Sofer,
Glotta 17 [1929], 28).
Wie ein Verbaladjektiv auf *-to- als Ausgangs-
punkt eines st. Verbs im Germ. fungieren konn-
te, ist bislang ungeklärt. Urgerm. *falþa- stellt
sich jedoch zu weiteren Verben der Wurzel-
struktur (K)ALþ/đ-, nämlich *χalþ/đan- ‚hal-
ten‘ (→ haltan), *walþ/đan- ‚walten‘ (→ wal-
tan), *stalđan- ‚besitzen‘ (got. -staldan, ae.
3.sg.prät. steold; → hagustalt), *skalđan- ‚sto-
ßen‘ (→ skaltan), *spalđan- ‚spalten‘ (→ spaltan)
und weiterhin zu *alþan- ‚alt werden‘, ein st.
Verb, das aufgrund von got. usalþana ‚Vettel‘
und aisl. aldenn ‚alt, altmodisch‘ erschlossen
werden kann (anders Seebold, a. a. O. 78: Erwei-
terung auf *-na- von urgerm. *alđa- ‚alt‘ mit
-þ- in Anlehnung an die Vorform von got. alþeis
‚alt‘; → alt). Von diesen Verben hat allein die
Wz. von urgerm. *walþ/đan- eine außergerm.
Entsprechung in einem dentalhaltigen Verb:
aksl. vlasti, vladǫ ‚herrschen‘; lit. valdýti (-daũ,
-džiaũ) ‚(be-)herrschen, regieren, lenken‘, lett.
vàldît (-u, -ĩju) < *u̯oldhei̯e- (Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 340). Andererseits existieren bei
den Verben der Wurzelstruktur (K)ALþ/đ- als
Nomina agentis oder Sachbezeichnungen fun-
gierende Verbalnomina auf *-đa-, die o(a)-stu-
fige Verbaladjektive auf *-to- fortsetzen kön-
nen; vgl. außer ahd. fald ‚Falte‘ (s. d.) z. B. ae.
geheald ‚Schutz, Verwahrung, Beobachter, Be-
schützer‘, aisl. hald ‚Halt, Griff, Schutz, Nut-
zen‘; ahd. scalta ‚Stocherstange‘ (s. d.), wozu
sich vom Standpunkt des Germ. aus auch aisl.
valdr ‚Herrscher‘, aisl. vald, geweald ‚Macht,
Gewalt‘ stellen. Angenommen, die Vorformen
von einigen dieser Verbalnomina sind älter als
die Verben der Wurzelstruktur (K)ALþ/đ-, so
könnten nach den Nomina agentis und Sachbe-
zeichnungen, deren Wurzelvokal mit dem der
zugehörigen st. Verben übereinstimmt (vgl.
mhd. swelch ‚Schlinger, Fresser‘ neben ahd.
swelhan; s. d.), zu Verbalnomina wie *falþa-,
*χalđa-, *skalđō, *walđa- st. Verben gebildet
sein: *falþan-, *χalþ/đan-, *skalđan-, *walþ/
đan- usw. Weil innerhalb dieser Gruppe *fal-
þan- mit *-þ- auftritt, ist dann auch in andere
Verben dieser Wurzelstruktur teils *-þ- einge-
führt worden.
R. Hiersche (IF 68 [1963], 158 Anm. 40) geht für die
Verben der Wurzelstruktur (K)ALþ/đ- von o-stufigen
primären ursprl. athematischen Präsensbildungen in-
tensiv-iterativen Charakters uridg. *spol-t-, *kol-t-,
*pol-t-, *skoi̯-t- mit Suffixbetonung aus (ähnlich See-
bold, a. a. O. 184: altertümliche Stammbildung, die
durch a-Stufe und Dentalsuffix charakterisiert ist).
Doch ist ein solcher mit t erweiterter Präsenstyp im
Uridg. sonst nicht nachweisbar.
Die zugrundeliegende t-lose Wz. *pel- ‚falten‘
begegnet im Germ. in aisl. fel f. ‚Unterleib, Ma-
gen, Falte‘ (< *faljō); vgl. nisl. fylja ‚Falte, Run-
zel‘ (gegen die Verbindung mit nnorw. fela ‚Na-
me des 4. Rindermagens‘ H. Falk, Maal og Min-
ne [1929], 13; anders C. J. S. Marstrander,
Norsk tidsskrift f. sprogv. 7 [1934], 349: zu air.
aile ‚Bretterzaun‘). Außerhalb des Germ. sind
zugehörig: gr. πέπλος m. ‚gewebtes Tuch, Dek-
ke; weibliches, auch männliches Gewand, Frau-
enrock‘, Fortsetzung einer reduplizierten Bil-
dung *pe-pl-o- (vgl. aind. cakrá- ‚Rad‘; gr. κύ-
κλος ‚Kreis, Umkreis, Rad‘; ae. hwēol ‚Rad‘ <
*kwe-kwlo-); alb. pálë ‚Falte, Kniff‘ (< *polnā);
lit. palà ‚großes Stück Leinwand, Leintuch‘; fer-
ner gr. ἁπλός ‚einfach, simplex‘, lat. simplus
‚einfach‘ < *s-pl-o-s usw. (→ einfalt); mir.
diabul ‚doppelt‘ (< *du̯ei̯-plo-; → zwîfal).
Neben der Wz. *pel- ‚falten‘ steht eine homonyme
Wz. *pel- ‚verdecken, verhüllen‘, die u. a. in Wörtern
für ‚Haut‘ vorliegt; vgl. gr. πέλας, lat. pellis (→ fel).
Zu der möglichen Identität von *pel- ‚falten‘ und
*pel- ‚verdecken, verhüllen‘ → felahan, felhan und vgl.
Potthoff, Lat. Kleidungsbez. 148.
Walde-Pokorny I, 52; Pokorny 802 f.; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. II, 300; ders., Et. Wb. d. Altindoar.
II, 141 (aind. puṭa- nicht-idg.?); Boisacq, Dict. ét. gr.⁴
769 (gr. πέπλος u. a. zu lat. palla ‚langes Obergewand
der Frauen‘; doch s. dazu Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. II, 238). 793; Frisk, Gr. et. Wb. II, 508; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 893; Meyer, Et. Wb. d. alb. Spr.
320; Fraenkel, Lit. et. Wb. 529; Fick II (Kelt.)⁴ 41;
Hessens Ir. Lex. 46; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. A-
63; Dict. of Irish A-291 ff. D-56; Pedersen, Vgl. Gr. d.
kelt. Spr. I, 91. Unbegründet L. A. Connolly, IF 85
(1980), 112: „*pelXt-?“; d. h. [**pelHt-].
Nicht hierher gehören Ableitungen der aind. Wz. paṭ-
‚aufreißen, zerreißen, spalten‘ wie paṭálam ‚Hülle,
Decke, Schleier‘, paṭa- m. ‚gewebtes Zeug, Gewand,
Decke‘ (Mayrhofer, Et. Wb. d. Altindoar. II, 67; an-
ders T. Burrow, Bull. School Or. and Afr. Stud. 35
[1972], 537 f.: zu urgerm. *falþan- usw.). Fern bleibt
auch heth. paltana- ‚Schulter‘ (< [**ptH₂-óno-]; s.
Oettinger, Stammbildung d. heth. Verbums 372
Anm. 235; Melchert, Anatol. hist. phon. 69. 125) wie
auch heth. palsi in hantezzi palsi ‚zum ersten Mal‘
(zum Gebrauch s. H. Eichner, in Indo-European Nu-
merals 93).
Aksl. plesti (pletǫ) ‚flechten‘ gehört zu uridg. *plekt-
‚flechten‘ (anders Schade, a. a. O); → flehtan.