far¹AWB m. i-St., Gl., Mons. Frg., Tatian, Not-
ker; farroAWB m. n-St., nur in ein paar Gl., 13. Jh.:
‚Stier, taurus‘ 〈Var.: u-, ph-, pf-; -e〉. — Mhd.
var, phar st.m., varre sw. m., nhd. Farre,
mdartl. gelegentlich pfarr(e) (vgl. Schweiz. Id.
I, 903; Fischer, Schwäb. Wb. II, 958). Die
schon spätahd. auftretenden Belege mit anl.
pf- (ph-) sind wohl durch Anlehnung an pfarra
„Pfarre“ oder pfarrih ‚Pferch‘ entstanden (vgl.
Schatz, Ahd. Gr. § 166; Schweiz. Id. a. a. O.).
Ahd. Wb. III, 567 f. 630; Splett, Ahd. Wb. I, 203;
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 245. 247; Schützeichel⁵ 129;
Starck-Wells 139; Schützeichel, Glossenwortschatz III,
50. 68; Seebold, ChWdW8 121; Graff III, 663 f.;
Schade 161; Palander, Ahd. Tiernamen 142 f.; Lexer
III, 20; Benecke III, 236; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
574 (taurus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 654 (taurus);
Dt. Wb. III, 1333 f.; Kluge²¹ 185; Kluge²⁴ 276; Pfei-
fer, Et. Wb.² 324 f.
Germanische Verwandte sind: mndd. var, varre
‚(junger) Stier‘; mndl. varre, verre, vaer ‚dss.‘,
nndl. dial. var; ae. fearr ‚Stier, Ochs‘; aisl. farri
‚dss.‘: < urgerm. *farza-, -ōn; afries. fēring
‚Stier‘ (< *ferring < *ferzinga-); mit gramm.
Wechsel spätmhd. verse f. ‚junge Kuh‘, nhd.
Färse; mndd. verse; mndl. verse, veerse, vaerse,
nndl. vaars ‚dss.‘: < urgerm. *farsī/ -jō; mit
Dehnstufe ae. fōr ‚Schweinchen‘; mndd. (West-
falen) vor ‚ungemästetes Schwein‘.
Zugehörigkeit von ae. heahfore, ne. heifer ‚junge Kuh‘
ist sehr unsicher (vgl. bes. A. Liberman, GL 28 [1988],
163 ff., der -fore als Variante von *farr, mit -e zur Bil-
dung eines Femininums zu erklären versucht, aber
auch andere mögliche Etymologien erwägt). Ob nndl.
vaar, nwestfries. fear, ne. (bes. schott.) farrow ‚nicht
trächtig, gelt‘ (sowohl nndl. vaar als auch ne. farrow
bezeichnen auch eine Kuh, die im vorigen Jahr gekalbt
hat und noch Milch gibt) hierher oder viell. eher zu
mhd. verne ‚vorjährig‘ (→ firni) gehört, ist umstritten.
S. bes. F. Holthausen, IF 25 (1909), 148; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 720; Suppl. 176; Vries, Ndls. et. wb.
761. — Nicht verwandt ist der got. PN Farnobius
(Holthausen, Got. et. Wb. 27); vgl. N. Wagner, BN
N.F. 31 (1996), 161 ff.
Fick III (Germ.)⁴ 235; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 650. 659. 697. 707. 768 (vor); Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. V, 207. 304; Verdam, Mndl.
handwb. 642. 687 (verse); Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
723; Vries, Ndls. et. wb. 764; Holthausen, Afries.
Wb.² 26; Richthofen, Afries. Wb. 734; Doornkaat
Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 420; Dijkstra, Friesch
Wb. I, 340 (fear); Holthausen, Ae. et. Wb. 99. 112
(fōr); Bosworth-Toller, AS Dict. 272. 301; Suppl. 207.
232; OED² V, 737 (farrow); Oxf. Dict. of Engl. Et.
345 (farrow); Vries, Anord. et. Wb.² 113; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 551; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 57.
Außergerm. Vergleiche sind: gr. πόρις, πόρτις,
πόρταξ ‚Kalb, junge Kuh‘; ferner lat. pariō
‚bringe hervor, erzeuge, gebäre‘, partus ‚Ge-
burt, Sproß‘: alles wohl zur idg. Wz. *per-
[**perH₃-] ‚gebären, hervorbringen‘ (LIV²
474 f.).
Alle weiteren Vergleiche sind umstritten. Gewöhnlich
hat man lit. perti ‚brüten‘, pẽras ‚(Insekten-)Larve,
(Frucht-)Keim‘, pl. peraĩ ‚Brut‘; lett. perêt ‚brüten‘, pe-
ri, peres ‚Brut‘ hierher gestellt, aber nach Miklosich,
Et. Wb. d. slav. Spr. 231 f. (para). 240 (per-⁷); Von-
drak, Vgl. slav. Gr.² I, 195. 502; J. Endzelin, Zfvgl.
Spr. 52 (1924), 119 f.; ders. bei Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. III, 201 gehören diese Wörter eher zu
ksl. para ‚Dampf, Dunst‘, pariti ‚dämpfen, brühen‘,
nslowen. peréti ‚modern‘, nruss. pár ‚Dampf, Dunst‘,
pret’ ‚schwitzen, faulen‘, parúcha, parún’ja ‚Bruthenne‘
usw., und weiter zu gr. πίμπρημι ‚zünde an, verbrenne‘
(vgl. Pokorny 809; zur Bed. → bruoten). — Auch aruss.
zaprъtъkъ, zaporotokъ, russ. zápor(o)tok ‚Windei, fau-
les Ei‘ und russ. wýporotok ‚Frühgeburt‘, tschech. spra-
tek ‚unzeitiges Kalb‘ gehören nach Vasmer, Russ. et.
Wb. I, 241. 442 wohl nicht hierher, sondern zu russ.
pórtit’ ‚verderben‘ bzw. porót’ ‚aufschneiden‘ (zum
letzteren vgl. ksl. isprъtъkъ ‚infans exsectus‘), alles zur
idg. Wz. *per- : *por- in gr. πείρω ‚durchdringe,
durchbohre‘ (vgl. auch Vasmer, a. a. O. II, 409 f. 411;
Miklosich, a. a. O. 243. 258; Pokorny 817; LIV² 472).
— Besondere Schwierigkeiten bietet arm. ortՙ ‚Kalb‘,
das mit gr. πόρτις ‚Kalb‘ verglichen wurde, nur mit
-thu- statt -ti-Suffix (< *porthu-), denn uridg. *rt >
arm. rd, nicht rtՙ. Man nahm an, dieses -thu-Suffix
auch im spät belegten aind. Wort pthuka- ‚Kind,
Tierjunges‘ gefunden zu haben, aber wahrscheinlich
sind die arm. und aind. Wörter nicht verwandt. Das
aind. Wort kann mit einem älteren aind. Wort pthu-
ka- ‚halbreifer Reis‘ identisch sein (eine Bed.entwick-
lung zu ‚Junges, Kind‘ ist semantisch plausibel; vgl.
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II, 332 f.), während
arm. ortՙ ‚Kalb‘ vielleicht mit ortՙ ‚Weinstock, Rebe‘
zusammengehört (< ‚Schößling‘; zur Bed. vgl. gr.
μόσχος ‚Schößling, Kalb‘) und mit gr. πτόρθος
‚Sprößling, Trieb‘, heth. parasdu- c. ‚dss.‘ verwandt ist
(< *p[t]orsto-?; vgl. M. Mayrhofer, Sprache 7 [1961],
180 f.; J. J. S. Weitenberg, Zfvgl. Spr. 89 [1975], 66 ff.;
Klingenschmitt, Altarm. Verbum 102 f.). Dagegen wä-
re nach R. Hiersche, Zfvgl. Spr. 91 (1977), 51 ff. die
Verbindung von arm. ortՙ ‚Kalb‘ mit gr. πόρις, πόρτις
und der germ. Sippe noch möglich, wenn zu einer s-
Erweiterung wie bei nhd. Färse ein t-Suffix wie in gr.
πόρτις hinzugetreten wäre: *por-s-t- > ortՙ. — Hierher
gehören vielleicht kymr. erthyl ‚Frühgeburt, Fehlge-
burt‘, erthylu ‚früh gebären, fehlgebären‘ (< Dimin.-
bildung *partila- oder *partula-?; vgl. J. Rhys, Rev.
celt. 2 [1873—75], 328; Fick II [Kelt.]⁴ 40; Dict. of
Welsh 1238; von Walde-Pokorny II, 42 und Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. II, 255 abgelehnt, aber von
Pokorny 818 akzeptiert). Fern bleibt jedoch ir. erc
‚Kuh‘, bes. ‚gesprenkelte Kuh, Kuh mit roten Ohren‘
(zu erc ‚gesprenkelt, dunkelrot‘; vgl. Dict. of Irish E-
164; Walde-Hofmann, a. a. O.; Walde-Pokorny,
a. a. O.; anders W. Stokes, Zfvgl. Spr. 37 [1904], 257).
Walde-Pokorny II, 41 f.; Pokorny 818; Mann, IE
Comp. Dict. 926, 979; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 804 f.;
Frisk, Gr. et. Wb. II, 580; Chantraine, Dict. ét. gr.
928 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 255 f.; Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 483 f.; Hübschmann, Arm.
Gr. 483; Solta, Stellung d. Arm. 200 f.; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 215; Fraenkel, Lit. et. Wb. 573;
Tischler, Heth. et. Gl. II, 446 f.