fazzôn²AWB [-ss-] sw. v. II, refl., nur Otfrid
4, 16, 15: ‚sich aufmachen, sich auf den Weg
machen (Ahd. Wb. III, 671), bereiten, rüsten‘.
Die Bed. ist umstritten; nach Kelle, Otfrid III,
116 ‚sich fertig machen, sich bereiten‘; nach
Schützeichel⁵ 131 ‚rüsten, bereiten‘. Die Stelle
lautet: Bigóndun sie sih fázzon mit iro líoht-
fazzon, mit fákolon mánagen joh wáfanon ga-
rawen. (zu Joh. 18, 3: ... venerunt [Vulg. venit]
illuc cum laternis et facibus et armis). Das Ahd.
Wb. hat wohl recht; Judas und seine Schar
brauchten sich nicht zu rüsten, denn sie hatten
ihre Waffen schon bereit (garawen). Jetzt
machten sie sich auf den Weg, damit sie zu Je-
sus kämen (venerunt); vgl. auch mhd. sih vaz-
zen ‚fahren, ziehen‘ und s. Splett, Ahd. Wb. I,
227. Wenn diese Deutung richtig ist, ist faz-
zôn² ein deverbatives o-stufiges ōn-Verb zu
fezzan (s. d.; vgl. Wißmann, Nomina Postverb.
11 f.) und hat Entsprechungen in ae. fatian
sw. v. ‚holen‘ (fatian wīf ‚uxorem ducere‘) und
aisl. fata sw. v. ‚den Weg finden‘. Hierher ge-
hört auch das Präfixverb ûffazzônAWB refl. ‚sich
erheben, scandere‘ (Notker, M. Cap.).
Wißmann, a. a. O., stellt dieses Verb (das er als Sim-
plex sih fazzôn ansetzt, indem er ûf offenbar für ein
selbständiges Adverb hält) zwar zu fezzan, trennt es
aber von fazzôn², das er als ‚sich rüsten, fertig ma-
chen‘ deutet und zu fazzôn¹ (→ faz) stellt (vgl. auch
Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 250).
Zur Etymologie → fezzan.
Ahd. Wb. III, 671; Splett, a. a. O. I, 227; Köbler,
a. a. O. 250. 1119; Schützeichel⁵ 131; Graff III, 732;
Lexer III, 35 f. — Seebold, Germ. st. Verben 195 f.;
Holthausen, Ae. et. Wb. 98; Bosworth-Toller, AS
Dict. Suppl. 206; Vries, Anord. et. Wb.² 114; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 541; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 57.