feizit
Band III, Spalte 120
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feizitAWB adj., seit dem 8. Jh., in Gl., Bened.re-
gel, bei Otfrid und Notker: fett, feist, wohlge-
nährt, reich, fruchtbar, corporatus, corpulen-
tus, crassus, incrassatus, obesus, opimus, pascua-
lis, pinguis, saginatus, umidus, uvidus
Var.:
v-, u-; -e-, -æi-, -ai-; -zz-; -zet-, -zt(-), -st-.
Mhd. veizet, veizt dss., nhd. feist.

Ahd. Wb. III, 695 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 220; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 253; Schützeichel⁵ 131; Starck-Wells
145. 807; Seebold, ChWdW8 124; Graff III, 738 f.;
Schade 175; Lexer III, 50 f.; Benecke III, 293; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 155 (crassus). 293 (incrassatus).
386 f. (obesus). 435 (pingwis). 507 (saginatus); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 154 (corporatus, corpulentus). 157
(crassus). 328 (incrassatus). 438 (obesus). 492 (pinguis).
584 (saginatus). 685 (umidus). 692 (uvidus); Dt. Wb.
III, 1467 ff.; Kluge²¹ 191; Kluge²⁴ 284; Pfeifer, Et.
Wb.² 334.

Das Adj., ursprl. Part.Prät. eines im Ahd. nicht
belegten sw. v. *fajtjan- fett machen (= mhd.
veizen, ae. fǣtan, aisl. feita), hat in der unflek-
tierten Form gewöhnlich -i- (feizit), in den flek-
tierten dagegen meistens synkopierte Formen
ohne -i- (feizter usw.; vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁵
§ 365). Entsprechende Adj. in anderen germ.
Sprachen sind: mndd. vet (-tt-) < *fētid mit
Kürzung des Wurzelvokals vor durch Synkope
entstandener Doppelkonsonanz (vgl. Lasch,
Mndd. Gr. § 68, 1); andfrk. feitit (neben feit;
s. u.), mndl., nndl. vet (zur Kürzung s. Franck,
Mndl. Gr. § 42); afries. fat(t), fet(?) (nach Siebs,
Gesch. d. fries. Spr. 1229 [§ 56] aus *fait[i]th-
gekürzt; s. aber unten), nfries. fet; ae. fǣtt, me.
ft, ne. fat (nhd. fett ist ein ursprl. ndl. und nd.
Wort, das im Mittelalter in hochdt. Gebiet ein-
gewandert ist; vgl. bes. E. Linke, PBB 82, Son-
derband [Halle, 1961], 235 ff. und R. Schützei-
chel, Quint-Festschrift 203 ff.).

Das dem denom. Verb *fajtjan- zugrundelie-
gende Adj. *fajta- fett fehlt im Ahd. (ein oft zi-
tiertes feiz existiert nicht), kommt aber als mhd.
veiz, andfrk. feit (neben feitit; s. o.), viell.
mndd. vēit, veet (nur bei Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. I, 1, 714), aisl. feitr, nisl. fei-
tur, nnorw. feit, nschwed. fet, ndän. fed vor
(vgl. auch mit ablautendem Wurzelvokal aisl. fi-
ta f. Fett, fitna fett werden).

Mitunter wird afries. fat(t), fet(?) hierher statt zu *fai-
tiđ- gestellt (so u. a. Kluge²⁴ a. a. O. und 288 f. [s. v.
fett]), was eine Form fāt mit Langvokal und einfachem
t voraussetzen würde. Es herrscht aber Unsicherheit
über die Form(en) des afries. Wortes: fatt, fet sind al-
lein bei Holthausen, Afries. Wb.² 24 zu finden; Richt-
hofen, Afries. Wb. 728 f. hat fat (mit einem Beleg);
auch Siebs, a. a. O. erwähnt nur fat (mit kurzem a!).
Die Stellung des Wortes muß also offenbleiben.

Dagegen erklärt Helten, Aostndfrk. Psalmenfrg. 37
Anm. 16, andfrk. feit als eine synkopierte Form von
feitit (anders und wohl richtig R. Schützeichel, Quint-
Festschrift 208 f.).

Mndl. feitijs wohl geformt, schön, das Kluge²⁴ 288 f.
für verwandt hält, hat nichts mit dieser Sippe zu tun
(vgl. Verwijs-Verdam, Mndl. wb. II, 789: Lehnwort
aus afrz. faitis, mlat. factitius; die bei Kluge²⁴ ange-
führte Nebenform mndl. feit scheint nicht zu existie-
ren).

Fick III (Germ.)⁴ 241; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 714; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V,
249; Helten, Aostndfrk. Ps.frg. 99; Kyes, Dict. of
O. Low and C. Franc. Ps. 24; Verdam, Mndl. handwb.
711; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 739; Suppl. 180;
Vries, Ndls. et. wb. 780 f.; Doornkaat Koolman, Wb.
d. ostfries. Spr. I, 473; Dijkstra, Friesch Wb. I, 346 f.;
Holthausen, Ae. et. Wb. 97; Bosworth-Toller, AS
Dict. 268; Suppl. 203 f.; Suppl. II, 23; ME Dict. E-F,
420 f.; OED² V, 753 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 346 f.;
Vries, Anord. et. Wb. 115 f. 122; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 563; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 59. 62;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 209; Torp, Nynorsk
et. ordb. 99; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 206 f.

Urgerm. *fajta- gehört zur idg. Wz. *pe(ǝ)-
[**peH-] fett sein, strotzen (s. LIV² 464 f.);
vgl. aind. pīná- fett, feist, dick, pvan-, pvarī
f. strotzend, fett, pīvas- n. Fett, Speck; av. p-
vah- n. dss.; gr. πίων, πίειρα (< *πίϝων, *πί-
ϝειρα) fett, fruchtbar, reich, πῖαρ n. Fett, πι-
μελή f. Fett, Schmalz; lat. opīmus fett, wohl-
genährt, fruchtbar, reich
usw. (zu weiteren Ver-
wandten s. Pokorny 793 f.).

Außergerm. Bildungen mit d-Formans, die mit
den germ. Formen genau vergleichbar wären,
sind besonders wegen der Bed. umstritten: gr.
πῖδαξ Erguß, Springquelle, πιδάω, πιδύω
quelle hervor, sprudle hervor (seit Fick I
[Idg.]⁴ 482; III [Germ.]⁴ 241 oft zum Vergleich
herangezogen). Obgleich Frisk, Gr. et. Wb. II,
533 die Verbindung mit der germ. Sippe bezwei-
felt, aber nicht ausschließt, lehnt sie Chan-
traine, Dict. ét. gr. 899 rundweg ab. Dennoch
zeigt ein Vergleich mit der indo-iran. Sippe, daß
sich eine Bed. reichlich strömen aus der ursprl.
Bed. dieser Wz. strotzen, schwellen, voll sein
entwickeln könnte (Beispiele bei Mayrhofer, Et.
Wb. d. Altindoar. II, 83 f.; man vgl. bes. den
aind. Flußnamen āpay- f.). Die Zugehörigkeit
der gr. Wörter bleibt also wenigstens erwägens-
wert.

Ob auch gr. πίσεα pl. Auen, Wiesen (< *pīd-s-os-?)
und aisl. fit feuchte Wiese hierher gehören (< quel-
lenreiche, feuchte Stelle
?), bleibe dahingestellt (vgl.
Frisk, a. a. O. II, 543 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 122; s.
auch fizza).

Walde-Pokorny II, 73 ff.; Pokorny 793 f.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. II, 294. 297 f.; Bartholomae, Airan.
Wb.² 848; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 781 f.; Frisk, Gr. et.
Wb. II, 532. 533; Chantraine, Dict. ét. gr. 898 f.; Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 211 f.; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 462; Hirt, Idg. Ablaut 99 f.; L. A. Con-
nolly, PBB 99 (Tübingen, 1977), 199 f.

S. auch feizita, feiz(i)tî, feiztên.

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