felga¹
Band III, Spalte 138
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felga¹ f. ō- und n-St., nur in Gl. seit dem
9. Jh.: Felge, Radkranz, Krummholz des Ra-
des, camis, cant(h)us, cavillus, flexura, vertigo
rotae, Spur der Wagenräder, (rotarum) orbita,
äußerste Kreisbahn, extimus, ultimus circulus

Var.: u-, pf-, ph-; -lk-, -lag-, -lah-; faliae, -ie
(Gl. 1, 430, 16: 10. u. 12. Jh., alem.; zum g-
Schwund vgl. Weinhold, Alem. Gr. § 212. Ob-
gleich alem. unechtes a wie in faliae für ë gele-
gentlich vorkommt, scheint es vor dem 14. Jh.
höchst selten gewesen zu sein (s. Weinhold,
a. a. O. § 9. 11). Dennoch wäre der Ansatz ei-
ner ablautenden Form *falg[j]ō- nur auf Grund
dieser Belege auch fraglich (sonst ist mit Si-
cherheit ursprl. *felō- anzusetzen, da selbst in
obd. Hss. keine Belege mit nichtumgelautetem
a vor l + Kons. [vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 27]
auftreten; felgen. Zu Varianten mit -a- in
anderen germ. Sprachen s. u.). Mhd. velge
st. sw. f. Radfelge, auch = wurstvelge oblicu-
lum, ein gebogenes Gerät zum Ausspannen des
Darms beim Wurststopfen
(Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 387), nhd. Felge f.

Ahd. Wb. III, 718 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 222; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 254; Starck-Wells 146. 808. 844;
Graff III, 504 f.; Schade 176; Lexer III, 53; Benecke
III, 215; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 93 (camis). 96
(cantus). 239 (flexura); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 85
(camis). 87 (canthus). 96 (cavillus). 104 (circulus ulti-
mus). 269 (flexura). 453 f. (orbis, orbita). 704 (vertigo
rotae); Dt. Wb. III, 1493 f.; Kluge²¹ 191 f.; Kluge²⁴
284 f.; Pfeifer, Et. Wb.² 334 f.

Entsprechende Wörter sind nur im Westgerm.
belegt: as. velga, mndd. velge (ganz vereinzelt
valge); mndl. velge, vellige, nndl. velg; nost-
fries. felge, falge; ae. felg(e), fælge, me. felwes
(pl.), felowes, felies usw. (Sg. selten: felwe, veli),
ne. felloe, felly (ndän. fælg[e] ist aus dem Mndd.
entlehnt).

Fick III (Germ.)⁴ 237 f.; Holthausen, As. Wb. 19;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 93, 24 f. 238; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 683; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. V, 224 f.; Verdam, Mndl. handwb.
646; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 728; Suppl. 178;
Vries, Ndls. et. wb. 769 f.; Doornkaat Koolman, Wb.
d. ostfries. Spr. I, 435; Holthausen, Ae. et. Wb. 100;
Bosworth-Toller, AS Dict. 275; Suppl. 209; ME Dict.
E-F, 480; OED² V, 816; Oxf. Dict. of Engl. Et. 350;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 288.

Diese Formen führen auf westgerm. *felō(n)-
zurück. Ob auch eine ablautende Nebenform
*faliz- anzusetzen ist (wie z. B. bei Pokorny
850), ist sehr unsicher. Alle ae. Formen können
auf *felō(n)- zurückgehen (vor -lg- wurde e
normalerweise nicht gebrochen; vgl. Sievers-
Brunner, Ae. Gr.³ § 85), denn in der isolierten
Form fælge im Corpus-Glossar (Wright-Wül-
cker, AS and OE Vocabularies I, 11, 19) kann
das æ auch eine Schreibvariante von e sein (Sie-
vers-Brunner, a. a. O. § 55 Anm.) und damit
nicht das Ergebnis des i-Umlauts eines mdartl.
erhaltenen a (Sievers-Brunner, a. a. O. § 96, 4).
Auch ne. felly neben felloe setzt *faliz- nicht
voraus (wie J. Hoops, PBB 37 [191112], 315
behauptet), sondern hat sich wohl regelmäßig
aus ae. felg entwickelt (vgl. Luick, Hist. Gr. d.
engl. Spr. § 637, 3: im Auslaut tritt die Palatali-
sierung nach hellen Vokalen ein
), während fel-
loe aus me. pl. fel(o)wes < ae. felga entstanden
ist (vgl. Luick, a. a. O. § 711 a und balg).

Es gibt zwar in den neueren engl., fries. und dt. (bes.
ndd.) Mundarten gelegentlich Varianten mit -a- (je-
desmal neben Formen mit -e-), die vielleicht auf einen
alten Ablaut deuten, aber auch zu einer Gruppe uner-
klärter mdartl. Variationen gehören könnten: ne. dial.
fally, vally (Hoops, a. a. O. 315; Wright, Engl. dial.
dict. II, 329), vgl. aber u. a. engl. thrash neben thresh
(zu a für e in ne. Dial. s. Wright, Engl. dial. gr. VII,
Suppl. § 50. 52. 53); nostfries. falge neben felge (s. o.),
aber der Wechsel zwischen e und a war schon in
afries. Texten häufig (vgl. Steller, Abr. d. afries. Gr. § 8
Anm. 4); mndd. valge (sehr vereinzelt; s. o.), nndd. fal-
ge, [falx] neben felge, [felj] (vgl. Müller, Rhein. Wb.
II, 379; Ziesemer, Preuß. Wb. II, 449), aber schon im
Mndd. steht a gelegentlich für e (bes. vor r, aber auch
anderswo; vgl. Lasch, Mndd. Gr. § 76 ff.); unter den
hd. Mdaa. ist eine Form mit a nur im Tirol. belegt
(vgl. Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. I, 162: felge, falge).

Westgerm. *felō-, ursprl. Gebogenes, gehört
zur idg. Wz. *pel-, einer Erweiterung der idg.
Wz. *pel- biegen, beugen, falten, drehen, win-
den, flechten
. Zur selben Wz. *pel-, aber mit
anderer Erweiterung und Bed.entwicklung ge-
hören nnorw. fella Felge, Zusammenfügung,
vgl. aisl. fella Zusammenfügung (< *falþjōn-;
faldan): was die Teile des Rades zusammen-
fügt?
, wohl auch steir. felling Felge (mit unkla-
rer Bildung [Unger-Khull, Steir. Wortschatz
219]; vgl. auch Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
Suppl. 178).

Abzulehnen O. Szemerényi, Iranica 9 (1980), 56: zu
germ. *felhan bedecken, verstecken.

Weiteres zur Etymologie felahan.

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