feralaAWB f. n-St., nur Gl. 2, 472, 58 (11. Jh.)
und 3, 168, 31 (uerla, 13. Jh.): ‚Rute, Geißel,
Bischofsstab, ferula, cambuta‘ 〈Var.: uerl-〉.
Das Wort ist aus lat. ferula entlehnt. Lediglich
mdartl. finden sich noch vereinzelt Spuren des
lat. Lehnwortes (bair. ferel f. schulspr. für die
Zuchtrute; vgl. Schmeller, Bayer. Wb.² I, 742),
ansonsten konnte es sich im Dt. nicht durch-
setzen. Ein Grund dafür ist sicher, daß bereits
mehrere einheimische Wörter wie gerta (8. Jh.)
‚Gerte, Rute‘, stab (8. Jh.) ‚Stab, Stock‘ und
geis(i)la (um 800) (s. d. d.) ‚Geißel‘ zur Be-
zeichnung des betreffenden Gegenstandes zur
Verfügung standen.
Ahd. Wb. III, 740; Splett, Ahd. Wb. I, 1215; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 256; Starck-Wells 148; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 117; Graff III, 678; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 92 (cambuta). 231 (ferula); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 84 (cambuta). 261 (ferula).
Weiterhin wurde das lat. Wort ins Englische
entlehnt. Es erscheint im Ae. als ferele f. ‚Rute,
Stab‘. Me. ferūl bezeichnet außerdem wie lat. fe-
rula auch das Ruten- oder Gertenkraut (Ferula
communis L.), ne. ferule ‚Zuchtrute‘, fachspr.
ferula ‚Rutenkraut‘. Im Nordgerm. kommt das
lat. Lehnwort nur in der Bedeutung als Instru-
ment zur Züchtigung vor: ndän. ferle ‚Rute‘ und
schwed. färla ‚dss.‘.
Holthausen, Ae. et. Wb. 102; Bosworth-Toller, AS
Dict., Suppl. 215; ME Dict. E-F, 523; OED² V, 849
(ferula). 850 (ferule); Oxf. Dict. of Engl. Et. 352; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 213; Ordb. o. d. danske
sprog IV, 904; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 255; Svens-
ka akad. ordb. F-2177. — Marzell, Wb. d. dt. Pflanzen-
namen II, 423 f.
Lat. ferula f. ‚Gertenkraut, (übertr.) Stock, Stab
(zum Stützen), Schiene‘ ist im Romanischen
fortgesetzt: aprov. ferla ‚Gertenkraut‘ (Hapaxle-
gomenon), nprov. ferlo, furlo ‚dss.‘, aprov. ferlo
‚Bischofsstab‘, italien. ferle ‚Krücken‘, mfrz.,
nfrz. férule ‚Rutenkraut, Zuchtrute‘.
Durch dt. Vermittlung gelangte das Lehnwort
ins Slaw.: tschech. berla ‚Stock, Stab‘, poln. ber-
ło ‚dss.‘. Unmittelbar aus dem Lat. stammt poln.
feruła ‚Rute, Disziplin‘.
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 487; Ernout-Meillet,
Dict. ét. lat.⁴ 230; Thes. ling. lat. XII, 1, 598 f.; Du
Cange² III, 450; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 3207;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 3263; Wartburg,
Frz. et. Wb. III, 477 f.; Gamillscheg, Et. Wb. d. frz.
Spr.² 422; Berneker, Slav. et. Wb. I, 50; Vasmer, Russ.
et. Wb. I, 79 (s. v. Berlad’).