*fernisAWB m. a-St., nur Gl. 4, 363, 19 (13. Jh.)
verniz und 462, 5 (12. Jh.) varnis, also mhd.:
‚Harz, Bernstein(?), cacabre, *vernice‘ (Hs.
variticę, aus *varnicę entstellt?), mhd. auch
sonst firnis, -iz, verniz st.m. ‚Firnis, verni-
sium, Schminke‘, nhd. Firnis m.
Ahd. Wb. III, 747; Splett, Ahd. Wb. I, 1215; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 282 (firnis); Starck-Wells 158. 844
(der Beleg QQ 61, 14 = J. Hofmann, PBB 85 [Halle,
1963] gehört nicht hierher; vgl. Meineke, Bernstein im
Ahd. 31); Schützeichel, Glossenwortschatz III, 120 f.;
Graff III, 696; Schade 199; Lexer III, 366; Benecke
III, 303; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 230 (fernisium).
613 (vernisium, vernice); Dt. Wb. III, 1677; Trübners
Dt. Wb. II, 352 f.; Kluge²¹ 199; Kluge²⁴ 295; Pfeifer,
Et. Wb.² 347. — Meineke, a. a. O. 30 ff. 67. 69.
Das mhd. Wort ist aus afrz. verniz, vernis ent-
lehnt, das seinerseits aus italien. vernice oder
mlat. ver(o)nice, ver(o)nix (neben vernisium)
stammt; zugrunde liegt gr. βερονίκη, das u. a.
‚Harz‘, ‚aus Harz zubereiteter Firnis‘ und
‚Bernstein‘ bedeutete. Das gr. Wort ist ursprl.
makedonisch und geht wohl auf den Namen der
Stadt Bερενίκη in Cyrenaica (heute Bengasi) zu-
rück. (Die Stadt wurde nach der Tochter des
Kyrenäerfürsten Magas und Gattin des ägypti-
schen Königs Ptolemaios II. Bερενίκη [= gr.
Φερενίκη ‚Siegbringerin‘] benannt; daher
stammt auch der lat. Name Veronica.)
W. Foerste, Zfrom. Ph. 32 (1908), 338 ff.; F. Dornseiff,
Gr. Wörter im Dt. (Berlin, 1950), 33. 39.
Entsprechende Lehnwörter im Westgerm. sind:
mndd. vernis, vornis, fornisse ‚Firnis, zur Berei-
tung von Firnis verwendeter Bernstein‘; mndl.
vernis ‚Firnis, Schminke‘, nndl. vernis; me. ver-
nisch, ne. varnish. Nisl., ndän. fernis, nschwed.
fernissa (älter fernis, fernisa) sind aus dem
Mndd. entlehnt.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 706. 893;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V, 413; Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 735; Vries, Ndls. et. wb. 776; ME Dict.
U-V, 563; OED² XIX, 451; Oxf. Dict. of Engl. Et.
970; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 987; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 214; Ordb. o. d. danske sprog IV,
907 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 206.
Abzulehnen Diez, Et. Wb. d. rom. Spr.⁵ 339 f., der
vom roman. Verb (afrz. vernir) ausgeht, das lat. *vi-
trinire ‚glasieren‘ voraussetze; ähnlich Falk-Torp,
a. a. O.: frz. vernis, italien. vernice gehen auf lat. *vi-
trinicium, eine Ableitung von vitrīnus ‚glasartig‘, zu-
rück. (Dagegen Foerste, a. a. O.; Meyer-Lübke, Rom.
et. Wb.³ Nr. 9236.)