fewenAWB, *fouwenAWB sw. v. I, nur in vorwiegend
alem. Gl.-Hss. vom 9. Jh. an und bei Notker:
‚sieben, fein verteilt ausstreuen, cribrare (cine-
rem)‘ 〈Var.: Notker part.prät. dat. sg.m. geueu-
temo; zum Ausfall des Vokals im Part. s.
Schatz, Ahd. Gr. § 475; 3.sg.prät. z. B. fovuita,
vouvita, vovto〉. Das Nebeneinander von -ew-
und -ouw- bei den Verben auf w ist durch die
unterschiedlichen Vorformen *fawwju (mit
westgerm. Konsonantengemination) < *fawju
und *fewis (mit Schwund von j vor i) < *few-
jis < *fawjis (s. u.) bedingt. — Mhd. vewen,
väwen sw. v. ‚sieben, cribrare‘, nhd. dial. bair.
fāen, fehen, feben ‚cribrare‘.
Ahd. Wb. III, 788; Splett, Ahd. Wb. I, 227; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 259; Schützeichel⁵ 133; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 277; Graff III, 729; Schade
172; Raven, Schw. Verben d. Ahd. II, 294; Lexer III,
332; Benecke III, 280; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 157
(cribrare); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 159 (cribrare). —
Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 358 Anm. 3; Krüer, Bindevokal
297 ff. — Schmeller, Bayer. Wb.² I, 683.
Das Verb erscheint nur im Hd.
Fick III (Germ.)⁴ 243.
Die urgerm. Vorform *fawjan- von ahd. fouwen
entspricht formal genau aind. paváyati ‚reinigt,
läutert‘ (< uridg. [**pou̯Héi̯e-]), einem Kausa-
tiv von der Wz. uridg. *peu̯ǝ- [**peu̯H-] (zum
wurzelauslautenden Laryngal vgl. auch aind.
inf. pavitum, pavítra- n. ‚Sieb‘, pavīt ‚Reini-
ger, Läuterer‘). Während im Aind. ein zu pávate
‚wird rein‘ gehöriges Faktitiv, aind. punti ‚läu-
tert, reinigt, hellt auf‘, auftritt (Gotō, „I. Prä-
sensklasse“ im Ved. 207 f. und Anm. 421) und die
Sippe im Indoiran. auch sonst verbreitet ist (jav.
pūitika- ‚zur Läuterung dienend‘, mpers. pavāg,
npers. pāk ‚lauter, rein‘), findet man in anderen
idg. Sprachen keine verbalen Ableitungen von
der Wz.: lat. pūrus ‚rein, lauter, unbefleckt,
schlicht‘, davon pūrgō, älter pūrigō, -āre ‚reini-
gen‘ (zum faktitiven Suffix -igāre s. Leumann,
Lat. Laut- u. Formenlehre 96. 550), pūtus ‚rein‘
(= aind. pūtá- ‚dss.‘), nepus ‚non purus‘ (< *ne-
pūts), davon putāre ‚reinigen, putzen‘; mir. ūr
‚neu, frisch, edel‘, kymr. ir ‚frisch, grün‘, ursprl.
‚rein‘?
Wegen des anlautenden πτ- ist die Zugehörigkeit von
gr. πτύον (nur bei Grammatikern πτεόν mit sponta-
nem Wandel von -υ- zu -ε-?) ‚Worfschaufel‘ fraglich
(vgl. H. Jacobsohn, Zfvgl. Spr. 42 [1909], 275
Anm. 2). Ganz unsicher ist die Verbindung mit gr. πί-
τῡρα pl. (selten sg.) ‚Schalen der Getreidekörner,
Kleie‘.
Für lit. pūn, pnė ‚Spreukammer, Verschlag für das
Vieh, Höhle, Baracke‘, lett. pūne, -is ‚kleines scheu-
nenartiges Gebäude zum Aufbewahren von Stroh
usw.‘ (Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. III, 447)
wird entweder Entlehnung aus dem Russ. (Fraenkel,
Lit. et. Wb. 667) oder die umgekehrte Entlehnungs-
richtung angenommen (Vasmer, Russ. et. Wb. II,
464 f.). In beiden Fällen ist ein Zusammenhang mit
aind. punti und seiner Sippe zweifelhaft.
Walde-Pokorny II, 13; Pokorny 827; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. II, 237 ff. 306; ders., Et. Wb. d. Altin-
doar. II, 105 f.; Bartholomae, Airan. Wb.² 909; Horn,
Grdr. d. npers. Et. 62 (Nr. 277); Boisacq, Dict. ét. gr.⁴
824; Frisk, Gr. et. Wb. II, 545. 615 f.; Chantraine,
Dict. ét. gr. 950; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II,
163. 390 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 546 f.; Fick
II (Kelt.)⁴ 55 (mir. ūr, kymr. ir jedoch zu got. aurti-
in aurtigards ‚Garten‘; zu aurti- s. orzôn); Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. U-26 f.; Dict. of Irish U-87 ff.;
Dict. of Welsh III, 2025 f.; Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt.
Spr. I, 91. — Zu der abzulehnenden Verbindung mit
dem Wort Feuer s. fiur.