fiebar
Band III, Spalte 203
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fiebarAWB n. a-St., im Tatian und bei Williram:
Fieber, fieberhafte Erkrankung, febris Var.:
-ber, -uer. In bieuer (Stuttgarter Hs. [12. Jh.]
des Williram 69, 23) ist Konsonantenumstel-
lung eingetreten, die auch mhd. vorkommt.
Diese Umstellung ist wohl in Anlehnung an
ahd. bibên zittern, beben und bibinôn dss.
erfolgt, da Zittern und Beben häufig Begleiter-
scheinungen einer fieberhaften Erkrankung
sind. Das Wort ist aus gleichbedeutendem lat.
febris f. entlehnt. Ahd. ie in fiebar dient
dabei zur Wiedergabe von lat. e; vgl. ahd.
brief < lat. breve. (Daneben erscheint für lat.
e auch ahd. ia; vgl. ahd. briaf < lat.
breve; oder häufiger ī; vgl. ahd. fîra < lat.
fēria, ahd. krîda < lat. crēta Kreide.) Mhd.
fieber, vieber, biever st. n., nhd. Fieber.

Die einheimische Bezeichnung für Fieber, ahd.
rito, ritto m. n-St. (s. d.) wird durch das aus der
Schulmedizin eindringende gelehrte lat. febris
verdrängt.

Ahd. Wb. III, 800 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 228; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 260; Schützeichel⁵ 133; Starck-Wells
150; Schützeichel, Glossenwortschatz III, 137; Graff
III, 385; Schade 192 (fiebar). 60 (biever); Lexer III,
336 (fieber); I, 270 (biever); Benecke III, 306 (fieber);
I, 117 (biever); Diefenbach, Gl. lat.-germ. 228 (febris);
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 258 (febris); Dt. Wb. III,
1620 f.; Kluge²¹ 197 (neutrales Genus nach Vorbildern
wie daz kalte [wê]); Kluge²⁴ 292; Pfeifer, Et. Wb.²
341. Braune, Ahd. Gr.¹⁵ § 36c; Schatz, Ahd. Gr.
§ 22. 174; Wilmanns, Dt. Gr. I § 97 Anm. § 189, 4.
Franz, Lat.-rom. El. im Ahd. 37; Th. Frings, PBB 91
(Halle, 1969), 233 f.; Höfler, Dt. Krankheitsnamen-
buch 138 ff.; Heyne, Dt. Hausaltertümer III, 118 ff.;
Hoops Reallex.² IX, 4 ff.

Das seit Plautus belegte lat. febris f. wurde
wahrscheinlich schon frühzeitig ins Westgerm.
übernommen, denn sämtlichen Entlehnungen ist
der Ersatz des lat. femininen durch das masku-
line oder neutrale Genus gemein. Westgerm.
**fē²- bildet die Grundlage für as. fēver (nur
in den Essener Evangeliarglossen: dat. sg. fefra
febribus (dat.pl.) Wa 55, 11 [= Gl. 4, 296, 60]),
mndd. fēbers, fēber, vēver, Pl. fēberse n.; mndl.
fieber, nostfries. fēber und ae. fēfer, fēfor m., me.
fēver, ne. fever. Das ins Nordgerm. entlehnte
Wort kommt nur im Dän. und Schwed. vor, wo-
bei ndän., nschwed. feber über das Mndd. in
den Norden gelangte. Zur Bezeichnung des Fie-
bers im Got. wurde auf die Abstrakta brinno f.
(abgeleitet von brinnan brennen) und heito f.
(von einer nicht belegten adj. Basis *heits heiß;
vgl. Schubert, Erweiterung d. bibelgot. Wort-
schatzes 34) zurückgegriffen.

Holthausen, As. Wb. 19; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
55, 11. 239; Gallée, Vorstud. z. e. andd. Wb. 69; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 673; Verdam, Mndl.
handwb. 173; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. I, 429 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 100; Bosworth-
Toller, AS Dict. 273 f.; Suppl. 208; ME Dict. E-F,
540 f.; OED² V, 862; Oxf. Dict. of Engl. Et. 353;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 209; Ordb. o. d. danske
sprog IV, 836; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 204; Sven-
ska akad. ordb. F-414 f.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
106 (s. v. brinnan). 253. Holthausen, As. El. buch
§ 23. 222; Förster, Flußname Themse 574 f.

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