fimbaAWB f. n-St., nur akk.pl. finbun Gl.
1, 279, 29 (9. Jh.), uimbon Gl. 1, 322, 35 (9./
10. Jh.): ‚Haufen, acervus‘. — Mhd. vimme f.
(mit Assimilation von /mb/ > /mm/ wie auch
nhd. dial. [s. u.]; Paul, Mhd. Gr.²³ § 105, 2.
125). In nhd. Feime f., Feim(en) liegt keine un-
mittelbare Fortsetzung der mhd. Form vor,
sondern Kreuzung mit dem bedeutungsver-
wandten, aus dem Mndd. entlehnten dieme f.,
diemen m. ‚geschichteter Haufen Heu oder
Getreide‘ (mdartl. auch deimen; Frings-Große,
Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 431), wobei der
Langvokal diphthongiert wurde. Das Wort ist
vorwiegend mdartl. gebraucht: obersächs.,
thür., schles., ostpreuß. feime f., feim(en) m.
‚aufgeschichteter Haufen, Miete auf dem Ak-
ker‘, rhein. fimm; in mdartl. Kontaktzonen
zum Ndd. auch fiemen.
Ahd. Wb. III, 850; Splett, Ahd. Wb. I, 1216; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 264; Starck-Wells 153; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 163; Graff III, 523; Schade
195; Lexer III, 352; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 9 (acer-
vus); Dt. Wb. III, 1638 (fime). 1451 (feime); Kluge²⁴
284 (Feim[en]). 199 (Dieme). — Frings, Germania Ro-
mana II, 504; Th. Frings, L. E. Schmitt, PBB 72
(1950), 299—301; Frings-Lerchner, Ndl. u. Ndd. 17. —
Müller-Fraureuth, Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 319 f.;
Frings-Große, a. a. O. 598; Müller, Rhein. Wb. II,
454; Hertel, Thür. Spr.schatz 93; Mitzka, Schles. Wb.
I, 267.
Westgerm. Entsprechungen sind: as. -fimba (in
aranfimba f. ‚Kornhaufen‘), mndd. vimme,
vemme, vim; mndl. vimme, vemme, vim, nndl.
vim; nwestfries. fym, fime: < westgerm. *fimbō-.
Frz. fimbe f. ‚tas de gerbes à l’intérieur da la
grange‘ muß schon in ahd. Zeit entlehnt sein, da
später keine Formen mit 〈mb〉 mehr belegt sind
(vgl. Wartburg, Frz. et. Wb. XV. 2, 128). Ver-
wandt sind wohl auch aisl. adj. fimbul- ‚groß,
riesig, gewaltig‘ < urgerm. *femula- in Zusam-
mensetzungen wie fimbul-vetr ‚großer, schreck-
licher Winter‘, fimbul-fambi ‚großer Narr‘ und
mit grammatischem Wechsel aisl. fífl m. ‚Riese,
Ungeheuer‘ (in der Zss. fífl-megir ‚Riesen[ge-
schlecht]‘), ae. fīfel ‚Ungeheuer, Riese‘ < ur-
germ. *femfila-, alles Wörter, die mit urgerm.
*-ula-/-ila- erweitert sind. Der grammatische
Wechsel ist wahrscheinlich durch oppositive
Akzentverschiebung bei der Substantivierung
des Adj. bedingt (vgl. aind. adj. babhruká-
‚bräunlich‘ : Subst. bábhruka- ‚Ichneumon‘ [eine
Schleichkatze]; Schaffner, Vernersches Gesetz
345). Bedeutungsmäßig ist eine Verbindung mit
fimba ‚Haufen‘ jedenfalls naheliegend.
Fernzuhalten sind Wörter mit einfachem dentalen -n-,
die auch ‚Haufen‘ (offenbar nur ‚Holzhaufen‘) bedeu-
ten: ahd. -fîna f., nur in der Zss. witu-vîna ‚Scheiter-
haufen, strues‘; ae. fīn f., wudu-fīn ‚Holzhaufen,
strues‘; mndd. vīne f. ‚geschichteter Holzhaufen‘; →
wituvîna.
Fick III (Germ.)⁴ 229. 240; Holthausen, As. Wb. 20. 3
(aranfimba); Gallée, Vorstud. z. e. andd. Wb. 14. 428;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 721. 723;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. V, 253; Verdam, Mndl.
handwb. 714; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 743; Vries,
Ndls. et. wb. 785; Dijkstra, Friesch Wb. I, 351; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 104; Bosworth-Toller, AS Dict.
286. 287; Suppl. 218; Vries, Anord. et. Wb.² 119. 120;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 584; Holthausen, Vgl. Wb.
d. Awestnord. 61.
Ist ahd. fimba usw. mit as. fimbul- < urgerm.
*femula- zu verbinden, dann schließt sich au-
ßergerm. am ehesten lit. adj. pempùs ‚korpulent,
fettleibig‘ < vorurbalt. *pempú- an, weiterhin
lit. pam̃palas, die beide zum Verb lit. pam̃pti
(-pstù, -paũ), lett. pàmpt (-pstu, -pu) ‚auf-
schwellen‘ gehören.
In Betracht zu ziehen ist auch eine Verbindung
mit der Wz. uridg. [**pei̯H-] ‚anschwellen‘, von
deren Tiefstufe [**piH-] mithilfe des Suffixes
[**-bhaH₂-] ein Kollektivum ‚Gehäufe‘ gebildet
wurde. Urgerm. fimṓ- mit expressivem Nasal
< [**piHbhaH₂-] könnte dann in die produkti-
ve n-Klasse überführt worden sein (zur expres-
siven Nasalierung in Wörtern mit der Bedeutung
‚Haufen, Angehäuftes‘, wie in bedeutungsmäßig
nahestehendem as. gambra ‚Zins‘, ae. gambe
‚Tribut‘ [Abgaben wurden in Form von (Korn-)
Haufen entrichtet] < urgerm. *am-ana/rō-
[neben ae. gafol ‚Tribut, Abgabe; Zins‘ ohne
Nasalierung] vgl. Lühr, Expressivität 108 f.).
Das Problem bei dieser lautlich und semantisch
ansprechenden Etymologie sind fehlende Ver-
wandte und das seltene Vorkommen des Suffi-
xes uridg. [**-bho-/-bhaH₂-].
Vries, a. a. O. erwägt Rückführung auf ein laut-
malendes bereits uridg. *paxmp- ‚schwellen‘
(von aufgeblasenen Backen) (ax = Kurzvokal
unbestimmter Klangfarbe).
Walde-Pokorny II, 107 ff.; Pokorny 94 f.; LIV² 464 f.;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 535 f.; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. III, 73.