fimfkusti
Band III, Spalte 245
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fimfkusti pl. f.(?) i-St., nur Bened.regel und
Gl. (14. Jh., alem.): Pfingsten dat.pl. fona
fimfchustim a pentecosten. Mhd. seit dem
13. Jh. phingeste (pfingst, pfingesten) f.,
frühnhd. pfingsten f.n. das neutr. Genus
stammt von dem Bezugswort fest , nhd. Pfing-
sten. Schon im Mhd. ist der Dat.Pl. (z. B. ze
phingesten; vor den pfingesten) auch in anderen
Kasus verwendet worden; vgl. mhd. nom. sg.
diu pfingsten; zum Artikelgebrauch vgl. Luther
der Tag der Pfingsten gegenüber artikellosem
bis auf Pfingsten, wie es im Nhd. fortgesetzt ist
(Behaghel, Dt. Syntax I, 66).

Das aus gr. πεντηκοστή (ἡμέρα) f. der fünfzig-
ste (Tag nach Ostern)
(1. Kor. 16, 8) hervorge-
gangene Wort (vgl. zum Pfingstfest Buchberger,
LThK 8, 187 ff.; EKL 3, 1160 ff.) ist zusammen
mit den neutestamentlich-gr. Vorformen von
bair.-österr. Pfinztag (< gr. πέμπτε), bair.-
österr. Ertag ( *dienstac), Pfaffe, Samstag,
Teufel u. a. nach Oberdeutschland gelangt, was
wohl als Zeugnis für einen frühen Einfluß des
griechischsprachigen Christentums auf die noch
heidnischen Germanen zu werten ist (Kluge²⁴
695). Weniger wahrscheinlich ist dagegen die
Annahme, daß die Entlehnung über ein durch
Vermittlung gr. Kaufleute im merowingischen
Latein bestehendes pentecoste zustande kam
(J. Knobloch, Orbis 9 [1960], 435) oder im röm.
Donauraum durch die ostgerm.-arianische Mis-
sion über spätlat. pentēcostē f. bzw. got.
(akk.sg.) paintekusten f. (s. u.) erfolgte (Frings,
Germania Romana II, 378 f.), da dann eine um-
ständlichere Wanderbewegung des Lehnwortes
angenommen werden muß.

Während die mhd. Lautform Lautverschiebung
des Anlauts und Kontraktion zeigt, stellt der er-
ste Wortteil ( fimf) im Ahd. eine Lehnüberset-
zung von pente der Vorlage dar (Betz, Deutsch
u. Lat. 59; dagegen Frings, Germania Romana
I², 32: gelehrt-spielende Umbildung zu got.
paintekusten; vgl. auch H. Ibach, PBB 78 [Hal-
le, 1956], 38 f.; ders., PBB 82 [Halle, 1960],
394).

Nach Lessiak (Dt. Konsonantismus 177) muß fimfkusti
auch in die südobd. Volkssprache eingegangen sein,
da die slowen. Entlehnung binkoti ein germ. f (=
ahd. f, v) voraussetzt; für pf würde im Slowen. p oder
f erscheinen.

Wäre mhd. phingeste aus späterem kirchenlat. pentēco-
stē entlehnt, hätte das Lehnwort die hd. Lautverschie-
bung nicht mehr erfahren; vgl. Papst, predigen, Prie-
ster, Propst; auch hätten sich nicht so viele lautliche
Varianten ergeben.

Ahd. Wb. III, 853; Splett, Ahd. Wb. I, 232. 503; Köb-
ler, Wb. d. ahd. Spr. 264; Schützeichel⁵ 133; Schütz-
eichel, Glossenwortschatz III, 165; Graff III, 520. 543;
Schade 195. 677; Lexer II, 246; Benecke II, 1, 494 f.;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 423 (pentecoste); Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 475 (pentecoste); Dt. Wb. VII,
1700; Kluge²¹ 544; Kluge²⁴ a. a. O.; Pfeifer, Et. Wb.²
997. F. Kluge, PBB 35 (1909), 146 f.

Vom Obd. ausgehend hat sich das Wort weiter
verbreitet: As. (10. Jh.) te pinkoston (pinkoston
f.pl.), mndd. pinkest, pinxten, pinxter(en);
mndl. pinxter(en), pinster, nndl. pinkster(en);
afries. pinkostra, pinxtera, pinster, nostfries.
pingsten, pinksten, pingster(n), pinkster(n),
nwestfries. pinster(en). Für den Ausgang -ter(en)
wird zumeist Angleichung an das Wort Ostern
angenommen, obwohl gerade im Mndd., Ndl.
und Fries. dieses Wort schon früh durch mndl.
pāschen verdrängt wurde. Daher ist vielleicht
eher die Adj.-Endung durch das Substantiv
übernommen worden; vgl. afries. anda thera
pinxtera wika in der Pfingsterwoche. Aus lat.
pentēcostē stammen dagegen ae. pentecosten
m.(?) (pentecostenes dæg), me. pentecost(e), ne.
Pentecost, während die nordgerm. Wörter aisl.
píkisdagr, pikkisdagr (mit Zufügung von aisl.
dagr Tag), adän. pingste, ndän. pinse, nnorw.
pins, aschwed. pingste, nschwed. pingst aus dem
Mndd. entlehnt sind. Ein Lehnwort aus dem Gr.
ist got. paintekusten (nur 1. Kor. 16, 8
[akk.sg.]).

Holthausen, As. Wb. 58; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
214; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. III, 329; Verdam,
Mndl. handwb. 465; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 503;
Vries, Ndls. et. wb. 522; Holthausen, Afries. Wb.² 83;
Richthofen, Afries. Wb. 978; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. II, 718; Dijkstra, Friesch Wb. II,
353; Holthausen, Ae. et. Wb. 245; Bosworth-Toller,
AS Dict. 773; Suppl. 679; ME Dict. O-P, 787; OED²
XI, 498; Oxf. Dict. of Engl. Et. 665; Vries, Anord. et.
Wb.² 424; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1115; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog III, 936; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 219; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 829; Ordb. o. d. danske sprog XVI, 858; Torp,
Nynorsk et. ordb. 489; Hellquist, Svensk et. ordb.³
762; Svenska akad. ordb. P-885; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 382; Lehmann, Gothic Et. Dict. P-2.

So wie das got. Wort ist auch aksl. pentikosti
Pfingsten direkt aus dem Gr. entlehnt worden.

Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr. 239; Sadnik-Aitzet-
müller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. 85.

Die lat. Übersetzung von gr. πεντηκοστή, quinquagesi-
ma (dies), die sich z. B. im kelt. Britannien, auf dem
Festland in Flandern, in der Wallonie (afrz. cin-
quesme) und in air. cincigais findet, erscheint mit mndl.
cinxene, fläm. sinksen auch auf germ. Gebiet.

Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 2199; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 6962; Vries, Ndls. et. wb. 522.

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